2017 - Das Kind und der Pflanzenvater
freuen sollte. „Ich bin fehlbar wie jeder andere", sagte sie leise. „Aber nicht in dieser Hinsicht", versetzte Rilme-Ireffe prompt. „Meine Aufgabe ist beendet. Ich darf mich nun verabschieden." Sie hob kurz die Hand und strebte auf den Ausgang zu. „Moment - Moment mal!" rief Mondra. „Wie pflegt man denn überhaupt so eine Pflanze, oder wie nennt ihr das hier? Ein Pflanzenkind?"
Die oberste Arystische Nonne drehte sich kurz um; sie lächelte. „Du pflegst sie wie dein eigenes Kind, das sagte ich bereits", antwortete sie freundlich. „Und wie man sie bezeichnet - nun, es ist Arystes, nicht wahr?"
Dann war Rilme-Ireffe draußen, und das Schott schloß sich hinter ihr.
Mondra stand noch eine ganze Weile verunsichert da. Sie versuchte, dem Gedankentumult in ihrem Kopf eine klare Richtung zu geben.
Nachdem sie in ihre Kabine zurückgekehrt war, erstattete Mondra Diamond an Fee Kellind Bericht.
Die Kommandantin taute allmählich etwas auf, als sie die Geschichte hörte. „Ist es notwendig, die Pflanze zu untersuchen?" fragte sie.
Mondra schüttelte den Kopf. „Nein, denn es ist dieselbe Zusammensetzung wie bei dem Originalwald auf Orllyndie. Ich glaube nicht, daß uns irgendeine Gefahr droht. Außerdem habe ich Angst, daß sie uns in der Quarantäne eingeht."
Fee nickte. „Ich bitte dich dennoch um sorgfältige Beobachtung, nicht, daß wir uns irgendein schlafendes Virus an Bord geholt haben."
„Darla Markus wird diesen Part sicher gern übernehmen, dann ist sie ganz in ihrem Element", versetzte Mondra.
Sie stellte die Pflanzenplastik neben Delorians Kinderbettchen auf. Als er erwachte, entdeckte er den Ableger sofort. Er juchzte leise, strampelte heftig und schien mit den Händen nach dem Topf zu greifen. „Das ist Arystes, so was wie dein kleiner Bruder", murmelte Mondra. Versonnen streichelte sie ihren Sohn. „Hoffentlich entwickelt er sich nicht zum fleischfressenden Monster." Wenigstens hatte sie ihren trockenen Humor wieder. „Und die Brust werde ich ihm sicher nicht geben!" fügte sie hinzu.
Einige Stunden später kam Darla Markus. Die Ärztin trug wieder ihr gewohntes aufgedonnertes Outfit, und nur noch ein paar kleine Kratzer im Gesicht zeugten von ihrem Abenteuer. „He, was ist denn hier für eine gute Stimmung?" bemerkte sie beim Eintreten und sah sich erstaunt um. „Wie meinst du das?" fragte Mondra verdutzt. „Ich weiß auch nicht, irgendwie spüre ich eine positive Atmosphäre ..." Sie winkte ab und lachte. „Wahrscheinlich nur Einbildung."
„Das glaube ich nicht." Mondra trat von Delorians Bett beiseite und gab den Blick auf den Ableger frei.
Darla riß die grünen Augen auf. „Whow!" entfuhr es ihr. „Das Ganze in Miniatur. Was ist das? Ein Abschiedsgeschenk?"
„Die oberste Nonne bezeichnete es als Bürde." Mondra berichtete im Telegrammstil, und Darla hörte staunend zu. „Whow!" wiederholte sie dann. „Dieser Winzling da verändert gleich so viel in diesem Rattenloch?
Man fühlt sich ja richtig wohl hier! Und du sollst ihn wie ein Kind behandeln?"
„Na ja, ich glaube, da soll mal ein Pflanzenvater draus werden - Arystes der Zweite oder so. Er und Delorian scheinen in recht enger Beziehung zu stehen." Mondra seufzte. „Noch etwas, das dazu beiträgt, mich vorzeitig altern zu lassen."
Darla Markus beugte sich über das Gewächs und begutachtete es intensiv. Dann mußte sie niesen. „Das ist eindeutig Arystes!" rief sie lachend.
Mondra war erstaunt; so guter Laune, geradezu gelöst hatte sie die Ärztin noch nie erlebt. Das machte sie fast sympathisch.
Darla wandte sich vorsichtshalber von dem allergieauslösenden Orchideenbäumchen ab und musterte statt dessen Mondra. „Wie geht es dir?"
„Mein Veilchen blüht, wie du siehst, aber ansonsten habe ich mich wieder sehr gut erholt. Was macht denn dein Arm?"
„Geht so. Ich bin noch nicht so abgehärtet wie du." Darla rieb sich mit schmerzverzogenem Gesicht den rechten Arm. „Ich weiß jetzt, weshalb ich Stubenhocker geworden bin."
„Ich finde, du hast dich für das erste Mal recht gut geschlagen", entfuhr es Mondra.
Darla stutzte. „Das klang ja wie ein Kompliment! Vielleicht sollte ich doch Fieber messen."
„Kümmere dich lieber um Delorian", wehrte Mondra hastig ab.
Das Baby schlummerte fest, am rechten Daumen nuckelnd. August hielt wie eine Statue neben ihm Wache. Die Medikerin überprüfte seine Messungen und nickte zufrieden. Dann beugte sie sich über das Bett. „Er sieht aus wie ein kleiner
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