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2134 - Vorstoß nach Vision

Titel: 2134 - Vorstoß nach Vision Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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keine Scheu, Atlan über intime persönliche Bereiche aufzuklären. Sie sprach so frei und unbeschwert über ihre innige Verbindung zu Soner, als trage sie ein erdichtetes Liebeslied vor. Sie erzählte lange und ausführlich über ihr Zusammenleben, so dass Atlan zu begreifen begann, wie es kam, dass sie ihren Gemahl mehr liebte als ihr eigenes Seelenheil. „Wir sind für immer untrennbar miteinander verbunden. Das ist gozin! Ich liebe ihn so sehr, dass ich ihm sogar die Seele hatte nehmen wollen, als er zum Wüterich wurde und ich dachte, er habe den Verstand verloren. Aber jetzt weiß ich, dass dem nicht so ist. Soner ist klar bei Verstand und weiß, was er tut." Atlan überlegte kurz, ob er sie über Soners Pläne auszufragen versuchen sollte, doch sein Logiksektor riet ihm davon ab. Sihame muss erst noch ein .' wenig mehr aus sich herausgehen, bevor sie zu Soners Geheimnissen befragt werden darf, meinte der Logiksektor. „Ich weiß, dass die Prinzenkrieger die Seele in ihrem Mishim tragen", sagte Atlan. „Und wie ist das bei Prinzessinnen?" Sihame holte unter ihrem Gewand ein kleines, flaches, verschnürtes und vertrocknet wirkendes Päckchen hervor und bezeichnete es als ihre krijathaga - den Sitz ihrer Seele. „Wenn mir etwas zustoßen sollte, bevor wir Soner finden - wirst du dann meine krijathaga an dich nehmen und meinem Gemahl überbringen?"
    Atlan versprach es; er war gerührt von ihrer Vertraulichkeit.
    „Und dann ist da noch etwas", sagte Sihame und holte einen Ring hervor. „Diesen Ring habe ich einst Soner bei unserem Kennenlernen in Raud'ombir geschenkt. Er hat ihn als Erkennungszeichen an mich zurückgeschickt, als er unter anderem Namen auf der Suche nach mir war. Ich möchte dich bitten, Soner im Falle des Falles diesen Ring zu übergeben." Atlan versprach auch das. Er glaubte, dass nun der richtige Zeitpunkt gekommen sei, Sihame über Soner zu befragen. „Hat dir Soner verraten, in welcher Absicht er nach Vision wollte?", fragte Atlan vorsichtig. „Bist du über seine Pläne informiert?"
    Sihame wurde schlagartig abweisend. „Über seine Pläne darf nur Soner selbst reden." Inzwischen war bereits ein halber Tag vergangen. Atlan hatte durch ihre kurzweilige Unterhaltung völlig die Zeit vergessen. Doch nun begann er sich Gedanken über das lange Fernbleiben der beiden Mutanten zu machen. Sihames schroffe Zurückweisung hatte ihn ernüchtert. Dem Arkoniden war auch klar, dass er mit seiner Frage zu weit gegangen war. Sihame war so unnahbar wie nie zuvor geworden. „Ich möchte nicht mehr länger auf deine Freunde warten", sagte die Prinzessin und blickte Atlan herausfordernd an. Sie war nun ganz eisige Ablehnung. Atlan konnte ihr Verhalten' verstehen, er hätte mehr Fingerspitzengefühl zeigen sollen. Und er verstand ihre Ungeduld. Für sie waren es verlorene Stunden, die sie auf die beiden Monochrom-Mutanten warteten. Sie hätte unter günstigeren Umständen vielleicht schon bei Soner sein und ihn in die Arme schließen können. „Gib Startac und Trim noch ein wenig Zeit, Sihame", redete Atlan der Prinzessin zu. „Sie wissen selbst, dass die Zeit drängt."
    „Und was, wenn sie nicht mehr zurückkehren?" Atlan wurde durch ein Geräusch einer Antwort enthoben. Es handelte sich um ein lautes, geradezu durchdringendes Geräusch, das von überall her zu kommen schien und den ganzen Platz erfüllte. Es klang gerade so, als sei ein monumentales Bauwerk am Einstürzen. Atlan ließ seine Blicke über die Häuserzeilen wandern, aber er konnte nirgendwo Anzeichen erkennen, die Rückschlüsse auf einen bevorstehenden Einsturz zuließen. Auch die Orter seines Kampfanzuges gaben keinerlei Auskunft über tektonische Beben oder ähnliche Ereignisse. Da wiederholte sich das Geräusch. Diesmal war es lauter und durchdringender, ein lang gezogenes und bedrohlich klingendes Ächzen, Knirschen und Knarren.
    Diesmal konnte Atlan den infernalischen Lärm jedoch lokalisieren. Er kam aus seinem Rücken. Er wirbelte herum und stellte voller Entsetzen fest, dass der riesige, dreitausend Meter hohe Turm ein wenig schief stand. Und er neigte sich langsam weiter unter diesen anhaltenden beängstigenden Geräuschen zur Seite. Dieses monumentale, Abermillionen von Tonnen schwere Objekt drohte zu kippen! Atlans erster Gedanke war: Startac und Trim! Haben die beiden etwas angestellt?
    Es war unfassbar, was vor Atlans Augen ablief. Der Turm neigte sich langsam, aber unaufhaltsam weiter. Er hatte bereits eine Schräglage

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