Das Zepter der Zeit (Carla, John und Franklyn) (German Edition)
Prolog
John, Carla und Franklyn hatten ihr Höhlenabenteuer, das sie vor ein paar Jahren erlebten, schon beinahe vergessen. Zumindest dachte von ihnen keiner mehr an die aufregenden Geschehnisse.
Die Höhle, die sie damals während ihres Urlaubs auf der Karibikinsel Curacao entdeckten, war wirklich äußerst ungewöhnlich gewesen. Ein Steingebilde, das ein Eigenleben hatte? Dieses Naturereignis war wirklich einmalig auf der Welt. Wände, die sich verformen konnten und Lebewesen, die aus einer wasserähnlichen Substanz bestanden, hatte die Menschheit zuvor noch nie gesehen, noch gab es Berichte über ähnliche Vorkommnisse. Auch der miterlebte Vulkanausbruch, der ihnen fast das Leben gekostet hatte, gehörte sicherlich zu den absolut einmaligen Erlebnissen.
Es war ein unheimlich aufregendes Abenteuer gewesen, das sie zwar nicht noch einmal erleben, aber auch nicht missen wollten.
Bis heute hatte sich ihr Leben wieder normalisiert. Sie gingen alle wieder ihren gewohnten Tätigkeiten nach und waren wie die anderen Menschen auch ganz normale Erdenbürger geblieben.
In ihrer Freizeit trafen sie sich mäßig, jedoch regelmäßig, um nette Abende miteinander zu verbringen. Die Gespräche über den Horrortrip auf der tropischen Paradiesinsel verebbten zusehends im Laufe der Monate.
Franklyn Atwood, mittlerweile sechsundzwanzig Jahre alt, hatte noch immer keine Freundin gefunden. Es lag wohl immer noch an seiner schüchternen, zurückhaltenden Art. Vielleicht trug aber auch seine körperliche Bequemlichkeit dazu bei, der er es zu verdanken hatte, stolze fünfundachtzig Kilogramm auf die Waage zu bringen. Da er ein kleiner Mensch war, führte das zu einer sehr gedrungenen Erscheinung.
Er vermied möglichst dieses unangenehme Thema Freundin und lenkte die Gespräche in eine andere Richtung, wenn er sich mit John und Carla traf. Oftmals fühlte er sich in ihrer Gegenwart wie das fünfte Rad am Wagen. Doch er lernte, damit umzugehen. Vielleicht war er für Mädchen einfach nicht geschaffen. Homosexuell war er aber auch nicht veranlagt. Was war bloß der Grund für sein Single-Dasein?
Oft hätte er sich gern selbst wo auch immer hin getreten, denn er war nicht in der Lage, ein nettes Mädchen, das er sah oder sogar kennen lernte, erfolgreich um den Finger zu wickeln. Oft grübelte er abends im Bett darüber, welchen Fehler er diesmal schon wieder begangen hatte. Welche Dummheit oder Fehlverhalten hatten dazu geführt, dass es erneut nicht klappte?
Wenn es dann einmal wieder so weit war und ihm die Chance geboten wurde, eine neue weibliche Bekanntschaft zu schließen, brachte er einfach nicht den notwendigen Mut auf, sie anzusprechen.
Freitag, 13. September
Spokane / Washington State
Sally Mazziotti war eine sportliche, schlanke und groß gewachsene, vierundzwanzigjährige Tochter norditalienischer Immigranten. Ihre lockigen, dunkelbraunen Haare wehten ihr verführerisch um den Kopf. Sie kam gerade vom Einkaufen nach Hause und schlenderte gemütlich die sonnige Küstenstraße entlang. Das von ihr gesummte Liedchen, welches ihre Laune erheblich verbesserte, stammte aus den Lautsprechern eines Geschäfts, in dem sie einen Großteil ihres Geldes gelassen hatte.
Der Einkaufstrip quer durch die vielen Modeboutiquen und Strandgeschäfte war ein voller Erfolg. Dies konnte man leicht an der Anzahl der Tüten und Taschen erkennen, die sie in ihren Händen hielt. Sie hatte ein kleines Vermögen ausgegeben, aber die Kleidungsstücke, die sie gefunden hatte, waren es sicher wert. Natürlich war ein ausgiebiger Ausflug durch das exklusive Schuhgeschäft mit der freundlichen Bedienung unumgänglich gewesen. Auch hier war sie unglaublich erfolgreich gewesen und hatte sich gleich mit drei Paar Schuhen und einem Paar Stiefeln eingedeckt. Ihrer Meinung nach war das jetzt einfach notwendig gewesen.
Es war ein wunderschöner, sonniger Tag im Herbst. Die ersten Blätter rieselten von den Bäumen und glitzerten in der Sonne. Abgesehen von der kalendarischen Jahreszeit konnte man noch nichts davon merken, dass das Jahr sich dem Ende näherte. Der Tag war einfach traumhaft schön. Besser konnte das Wetter nicht mehr werden.
Sally bestaunte die bunten Blumen im Park, die in der Sonne hin und her wiegten und beobachtete derweil einen alten Mann mit einem weißen Stock, der vor hatte, die Straße zu überqueren. Er tastete mit seiner Krücke unsicher auf der Straße herum und klopfte gegen den Bordstein.
Zu spät erblickte sie die
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