2164 - Kinder der Sterne
in der Schule höflich zueinander verhalten und damit den anderen zeigen, dass man auch bei gegenseitiger Abneigung miteinander auskommen kann. Außerhalb der Schule geht ihr euch künftig aus dem Weg. Wenn ihr noch einmal bei einer Rauferei erwischt werdet, kommt ihr nicht mehr so glimpflich davon. Verstanden?"
„Mhmm", brummten die beiden Gescholtenen. „Ihr zögert? Nun, vielleicht habt ihr Recht. Es ist sicher besser, eine Weile darüber nachzudenken, was ich gesagt habe. Die Gelegenheit werde ich euch jetzt geben. Ihr meldet euch bei Zitonie Kalishan, sie erwartet euch bei der Gemüsestation. Euer Körper kann sich bei der Gartenarbeit abreagieren, euer Geist sich gleichzeitig frei entfalten. Morgen früh werdet ihr ganz neue Menschen sein!"
„Aber meine Mutter hat gesagt ..."
„Ich muss eigentlich ..."
„Eure Eltern wissen schon Bescheid." Roa Kellkem machte eine scheuchende Handbewegung. „Ab mit euch! Morgen will ich zwei Musterschüler sehen!"
Die bei den Jungen machten sich niedergeschlagen auf den Weg. Obwohl jedem von ihnen eine Menge auf der Zunge lag, was deutlich an ihren trotzigen Mienen zu sehen war, traute sich keiner, dem anderen unterwegs Vorwürfe zu machen. In der SOL gab es nahezu überall Augen und Ohren, der Bordrechner SENECA war praktisch allgegenwärtig. Wenn sie jetzt wieder zu streiten anfingen, würde die Strafe nur verlängert...
„Und wo ist Zitonie nun?" Gizzo stemmte die Hände in die Seiten und sah sich herausfordernd um. Die beiden Jungen hatten sich bei der Verwaltungsstation eingefunden, ein grün umranktes Gebäude inmitten des landwirtschaftlichen Bereiches, doch weit und breit war niemand zu sehen. „Wieder mal typisch!"
„Zitonie ist meist irgendwo unterwegs, das weißt du doch", meinte Arlo. „Sie wird schon auftauchen." Gizzo machte ein finsteres Gesicht. „Ich weiß sowieso nicht, was ich hier soll. Die Roboter machen alles! Wieso soll ich mir die Hände schmutzig machen?"
„Damit du lernst, dass die Hände für mehr als das Nasebohren und das Verteilen von Kinnhaken zu gebrauchen sind!" Die beiden Kinder fuhren zu Tode erschrocken zusammen, als die Kamashitin plötzlich wie aus dem Boden gewachsen vor ihnen stand. Zitonie Kalishan war mit 1,39 Meter kaum größer als Arlo und Gizzo. Sie besaß eine goldbraune Haut, silberfarbene Zähne, Finger- und Zehennägel, das grasgrüne Haar war kurz geschnitten.
Es war kein Wunder, dass die wenigsten die Annäherung der Kamashitin bemerkten, denn sie war an die Umgebung perfekt angepasst und konnte sich schnell und lautlos wie ein Raubtier bewegen. Jeder in der SOL hatte gehörigen Respekt vor ihr, sie war die „Herrin der Wälder" und hatte ihre Augen überall, damit ihren geliebten Pflanzen kein Leid geschah. Selbst Atlan ließ sich von ihr ins Gebet nehmen, wenn er tief in Gedanken versunken durch ein Petunienbeet an statt durchs Gras wanderte.
Schließlich versorgten die Hydroponischen Gärten die SOL mit Luft frischen Nahrungsmitteln und dienten nicht zuletzt der Erholung. Hier konnte man für eine Weile vergessen, dem Heimatplaneten fern zu sein. „Nun, ihr beiden, ich habe schon alles bereitgestellt. Der Boden auf dem Feld dort muss geharkt werden, anschließend setzt ihr diese zarten Triebe ein, und zwar sehr behutsam. Ich werde es euch zeigen, und dann macht ihr euch an die Arbeit. Bis heute Abend will ich das ganze Feld fertig bepflanzt sehen!" Zitonie wies über das Feld, und die beiden Jungen ächzten auf. „Was, das alles? Das schaffen wir nie!", protestierte Gizzo. „Wenn du weiterhin so viel Zeit damit verschwendest, deinen Mund statt deiner Hände einzusetzen, sicherlich nicht!" Die Kamashitin gab ihm einen Klaps. „Los, Junge, zeig mal, ob du mit deinen Körperkräften ebenso ausdauernd bist wie mit deinem Mundwerk!"
Notgedrungen machten sich die beiden Kinder ans Werk. „Du hättest ja auch mal was sagen können!", zischte Gizzo, während er lustlos im Erdreich herumkratzte. „Und was hätte das gebracht?", erwiderte Arlo. „Ich habe gelernt, dass man besser die Strafe gleich akzeptiert und, guten Willen zeigt, umso schneller ist man erlöst. Manchmal sogar vorzeitig.", „Ich kriege bestimmt Schwielen!", beklagte Gizzo sich und betrachtete seine weichen, blassen Hände. „Und ich schwitze jetzt schon! Außerdem habe ich Hunger, und ..." Arlo verdrehte die Augen. Er hörte einfach nicht zu, rückte ein Stück weit ab und begann schweigend mit seiner Arbeit. Aus dem Augenwinkel
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