2164 - Kinder der Sterne
von einem Terminal aus Unfug zu treiben, obwohl er wusste, dass er fast jedes Mal erwischt wurde und seiner Strafe nicht entgehen konnte. Aber es juckte ihn manchmal so sehr in den Fingern, dass er nicht anders konnte. Wenn er den Hausarrest abgesessen und die Strafarbeiten abgeschlossen hatte, ging er zu seinen Freunden in der Scherbenstadt, allen voran Lord Shoy Carampo. Die Mom'Serimer waren nicht so groß wie normale Menschen, und sie unterhielten sich gerne mit den Kindern. Manchmal ergab sich auch die Gelegenheit, Myles Kantor und seinen Wissenschaftlern über die Schulter zu schauen. Arlo wusste jetzt schon, dass er mal Wissenschaftler werden wollte, nur für einen bestimmten Bereich hatte er sich noch nicht entschieden.
Ihn interessierte so vieles, und seine wissbegierigen, keineswegs einfachen Fragen lösten immer öfter Erstaunen aus. Deshalb hatte vor allem Myles Kantor nichts dagegen, Arlo hin und wieder als „Assistenten" einzusetzen und ihn zu fördern. Wenn Arlo ganz besonders mutig war, schlich er sich einfach in die Zentrale und beobachtete seine Mutter und ihre Piloten bei der Arbeit. Natürlich war das nicht erlaubt, Unbefugte und erst recht Kinder hatten in der wichtigsten Schaltstelle des Schiffes nichts zu suchen. Aber Arlo verstand es durch einen gewissen Augenaufschlag, Schmeicheleien und vor allem interessierte Fragen nahezu jedes Mal, eine Ausnahme durchzusetzen.
Fee Kellind war das überhaupt nicht recht, denn sie wollte keine Sonderbehandlung ihres Sohnes, nur weil sie die Kommandantin war. Aber der Kleine schaffte es immer wieder. So war es schon von Anfang an gewesen, und die Kommandantin gab nicht nur sich selbst, sondern auch allen anderen. Mitgliedern der Schiffsführung und der Expeditionsleitung die Schuld, sich nicht von Anfang an konsequent an die Regeln gehalten zu haben. Es war eine schwierige Gratwanderung. Allerdings musste Fee einräumen, dass die Kinder das Bordleben enorm aufwerteten und für eine ausgeglichene und positive Stimmung sorgten. Bei aller Intelligenz und rascher geistiger Entwicklung waren die SOL-Geborenen in Wesen und Verhalten ganz normale menschliche Kinder, temperamentvoll, fröhlich, eigensinnig, verspielt und neugierig, stets zu Streichen und Albernheiten aufgelegt.
Diese Mischung machte den Eltern die Erziehung nicht gerade leicht. Einerseits war Disziplin geboten, andererseits aber wurden die Sprösslinge nach Strich und Faden verwöhnt, weil sie etwas Besonderes waren und vor allem sehr genau wussten, wie man einen Erwachsenen um den kleinen Finger wickelte. Darla Markus hatte jeden Tag Gelegenheit, Speicherkristalle mit Notizen. zu füllen. Sie war bereits jetzt gespannt auf die Abenteuer, wenn die ersten „ihrer" Kinder in wenigen Jahren in die Pubertät kämen...
Roa Kellkem rief Arlo und Gizzo mittags nach Unterrichtsende zu sich. „Darla Markus hat mir berichtet, was ihr beiden schon wieder angestellt habt", tadelte sie. „Könnt ihr beide keine Ruhe geben, wenigstens vor der Schule?"
Die beiden standen mit gesenkten Köpfen vor der Lehrerin und schwiegen. „Anscheinend habt ihr beide zu viele aufgestaute Energien, die ihr besser anderweitig loswerden solltet", fuhr Roa Kellkem fort. „Menschen verprügeln sich nicht, sie streiten bestenfalls mit Worten, wenn es sein muss. Aber bei euch beiden kann ich mir einfach nicht vorstellen, weswegen ihr streitet. Ihr habt doch alles, oder? Keinem von euch kann etwas fehlen."
„Ich mag Arlo nicht", platzte es da aus Gizzo Kefinn heraus. „Er ist ein furchtbarer Angeber und Wichtigtuer und spielt sich als der große Anführer auf, dabei ist er kein bisschen besser als ich!" Arlo funkelte seinen Gegner böse an, sagte jedoch nichts. „Hmm", machte Roa. „Liegt es nicht eher daran, Gizzo, dass du eifersüchtig bist und selbst gern der Anführer wärst, der alle anderen herumkommandiert?"
„Das stimmt überhaupt nicht!", brauste Gizzo auf. „Wie auch immer." Raa verschränkte die Arme vor der Brust. „Ihr müsst aufhören, euch dauernd zu streiten oder sogar zu prügeln. Denkt ihr, das ist ein gutes Vorbild für die anderen Kinder? Ihr beide seid die Ältesten und solltet vernünftig sein!
So, wie ich das sehe, hat es keiner von euch beiden verdient, den Wortführer zu spielen."
„Kommt nicht wieder vor", murmelte Arlo. „Muss ich mich jetzt mit Arlo vertragen?", fragte Gizzo besorgt. Roa schüttelte langsam den Kopf. „Niemand kann euch zwingen, Freunde zu sein. Aber ihr werdet euch
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