2185 - Souverän der Vernunft
nicht genügend Leistung, um uns zur LEIF zu bringen. Sie können diese Distanz nicht bewältigen." Um Bruno Thomkins Augen lagen tiefe Schatten. Zim fragte sich, wie viele Stunden der Techniker in den letzten zwei Wochen geschlafen hatte. „Vierzehn Tage, hast du gesagt", erinnerte er ihn trotzdem. „Wir arbeiten im Akkord, aber es sind einfach zu viele Kabel durchgeschmort, falls du verstehst, was ich meine. Um im Bild zu bleiben: Wir müssen jedes einzelne neu verlegen und anschließen, und das ist trotz der automatischen Reparatursysteme eine schweißtreibende Angelegenheit. Wir sollten einen Alternativplan ausarbeiten."
„Aber die Triebwerke funktionieren?" Zim November rutschte in seinem Emotionautensitz vor und zurück und versuchte, ein Gefühl für die wenigen noch intakten oder instand gesetzten Systeme der JOURNEE zu bekommen.
„Wir könnten es in einer Stunde versuchen. Dann werden wir es wissen." Eine Stunde, dachte Zim. Wir müssen davon ausgehen, dass die TEFANI ohne uns in die Gegenwart zurückkehren wird.
Falls wir überhaupt noch eine Chance haben wollen, sie zu erreichen, müssen wir es wagen. Wir dürfen nicht länger warten. Aber die endgültige Entscheidung muss ich treffen. Er schob die SERT-Haube zurück und nickte dem Bordtechniker zu. „Dann werden wir es wissen", wiederholte er. „Bereitschaft in einer Stunde." Die Entscheidung musste er treffen, aber er konnte sich beraten. Ein letztes Mal. Obwohl er sich in den letzten drei Tagen mindestens zehnmal beraten hatte und trotzdem zu keinem Schluss gekommen war.
Raye Corona wartete in ihrer gemeinsamen Kabine auf ihn, als hätte sie geahnt, dass er kommen würde. Nein. Sie hatte es gewusst.
Sie umarmte ihn, als das Schott sich hinter ihm schloss. „Und?", fragte sie. „Du glaubst wirklich ..."
„Es ist nur ein Gefühl", unterbrach sie ihn. „Aber ich bin sicher, dass wir die Rückkehr der TEFANI in die Gegenwart verpasst haben. Und du hast es von Anfang an geahnt. Wir sind in der Vergangenheit zurückgeblieben und werden die Gegenwart nicht mehr erreichen."
Zim löste sich von ihr und seufzte schwer. „Als letzte Möglichkeit könnten wir es mit einem Dilatationsflug versuchen, wie vor Jahrtausenden OLD MAN ihn durchgeführt hat, oder mit einer Stasiskonservierung ..."
Raye lächelte schwach und streichelte ihm über die. Wange. „Du hast es nicht nur geahnt, du hast es immer wieder gesagt. Du hast versucht, die Mannschaft zu überzeugen. Die Skelette terranischen Ursprungs, die man in unserer Gegenwart in Tradom gefunden hat. Es müssen Skelette von Besatzungsmitgliedern der JOURNEE sein. Oder von ihren Nachkommen. Und die terranischen Gene, aus denen einmal die Rudimentsoldaten und Konquestoren hervorgehen werden, sind mit hoher Wahrscheinlichkeit aus unseren Genen hervorgegangen."
„Ja, aber ..."
Raye legte ihm einen Finger auf die Lippen. „Was hast du der Besatzung immer wieder gesagt?
Unsere Spuren wird man noch in einhundertundsechzigtausend Jahren in ganz Tradom finden. Das bedeutet, dass unser Eingreifen vom Schicksal vorgesehen ist. Es wird kein Zeitparadoxon entstehen, wir sind schon Teil der Geschichte, die wir noch nicht kennen. Wir haben eine historische Bedeutung. Es ist unsere Bestimmung, in der Vergangenheit zu bleiben, so war es von Anfang an. Wir hatten nie eine Chance, wieder in die Gegenwart zurückzukehren." Zim schluckte schwer. „Ich weiß, ich habe es gesagt und sogar geglaubt. Aber jetzt kann ich mich nicht mehr damit abfinden. Wir haben Techniker und Hyperphysiker an Bord. Wir können versuchen, einen Weg zu finden. Einen Weg in die Gegenwart."
„Zurück in den Krieg um die Milchstraße?"Der Emotionaut tat den Einwand mit einem Kopfschütteln ab. „Bruno meint, dass es zu riskant ist.
Dass wir es nicht schaffen werden."
„Aber solange die Chance besteht, dürfen wir nicht aufgeben!"
„Du hast Angst, nicht wahr, Zim?" Es dauerte eine Weile, bis er antwortete. „Diese verdammte Unsicherheit ... Die LEIF könnte längst vernichtet sein! Die Reparatur der Zeitmaschine könnte misslingen! Die TEFANI könnte entdeckt und abgeschossen worden sein! Wovon soll ich denn nun ausgehen?"
„Du hast versucht, uns davon zu überzeugen, dass wir hier eine Aufgabe haben. Immer wieder. Wir haben die Chance, hier in der Vergangenheit die Grundlage für einen Sieg über die Inquisition der Vernunft zu legen. Es kann von uns abhängen, ob in der Gegenwart des Jahres 1312 NGZ der Krieg um ein Vielfaches
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