2185 - Souverän der Vernunft
Prozent, die bei der Explosion des Kristallisationskerns spontan transitiert waren. Auf der einen Seite scheinbar riesiges Pech, dachte Zim, anders betrachtet jedoch eine höchst glückliche Fügung, denn ohne die Transition durch die Wechte wären wir vermutlich allesamt bei Queigat umgekommen.
„Und die LEIF wird irgendwann in die Gegenwart zurückkehren", nahm Zim den Faden wieder auf. „Falls sie das nicht schon längst getan hat. So oder so, wir werden sie nicht mehr rechtzeitig erreichen. Die JOURNEE hat schwere Schäden erlitten. Die Antriebssysteme sind noch immer unbrauchbar, keines der Beiboote ist einsatztauglich, der Syntron verfügt über gerade einmal dreißig Prozent seiner Leistung. Wir werden es nicht schaffen!" Die fünfzehn Toten, die die Crew der JOURNEE zu beklagen hatte, wollte er nicht erwähnen. Der Gedanke an sie war zu schmerzlich. „Wir haben Fortschritte gemacht!", sagte Raye. „Die Hyperempfänger funktionieren bald wieder und die Antriebe lassen sich vermutlich ebenfalls wiederherstellen."
„In frühestens zwei Wochen!", entgegnete Zim heftig. „Und die Empfänger helfen uns nicht weiter! Selbst wenn die LEIF oder ein Beiboot nach uns suchen und zufällig in unserer Nähe sein sollten... wir müssten die Hypersender wieder in Betrieb nehmen können, um unsere genaue Position mitzuteilen!" Raye Corona seufzte. „Du hast ja Recht. Aber ..." Sie verstummte hilflos.
„Und in unmittelbarer Nähe befinden sich weder eine Sonne noch ein Planet! Es ist aussichtslos.
Wir werden in dieser Zeit gefangen bleiben, Raye. Gefangen im Jahr 155.081 vor Christi Geburt!"
Zim hob die Hand. „Jetzt kann ich mir vorstellen, welcher Druck auf Perry lastet, wenn er im Konflikt um Tradom Entscheidungen treffen muss. Und ich kann nicht einmal Entscheidungen treffen! Ich kann nur abwarten ..."
„Zim, wir haben überlebt, und daraus müssen wir das Beste machen."
Der Emotionaut sah der jungen Tefroderin in die Augen. Er glaubte, in ihnen etwas anderes zu sehen, als ihre Worte sagten: Angst und Trauer. Sie hat es auch miterlebt, dachte er. Den Tod einer Superintelligenz. Ihre Zersplitterung in Tausende Fragmente. „Ja, sicher, aber ..." Seine Hilflosigkeit drohte ihn zu überwältigen, und er verstummte. „Achtung", sagte Cita Aringa. Die plophosische Chefin der Abteilung Funk und Ortung stand an ihrer notdürftig reparierten Konsole und las Displays ab. Sie hob die Hand. Diese Meldung war eher untypisch für sie, doch Zim konnte ihre Erregung verstehen. Nach vierzehn Tagen war das der erste Durchbruch, den sie indem Wrack erzielten. Denn etwas anderes war die JOURNEE nicht mehr. Cita senkte die Hand wieder und plötzlich schwirrten Stimmen durch die Zentrale. Das Geräusch eingehender Funksprüche wirkte nach zwei Wochen ungewohnt und fremd, fast störend. Binnen weniger Sekunden schwoll es zu einem Orkan der Dissonanz an, der Zim fortzuspülen drohte.
„... werden angegriffen ..."
„... helft uns! So helft uns doch!"
„... sämtliche verfügbaren Einheiten sind ..."
„Cita!"
Die Plophoserin dämpfte die Lautstärke. „Es ... es sind Millionen von Hilferufen! Von Hilferufen und Schreckensmeldungen ... Und das, obwohl wir hier im Halo fernab vom Schuss sind!"
„Syntronikauswertung!" Es dauerte eine Weile; die Kapazitäten des Bordrechners waren noch immer begrenzt. Von Sekunde zu Sekunde schien die Ortungschefin bleicher zu werden. „Auswertung beendet", meldete sie schließlich. Zim betrachtete die Daten, die in dem Holo erschienen, das zuvor die Schmerzwechte gezeigt hatte, und erbleichte ebenfalls. Zum ersten Mal wurde ihm wirklich bewusst, was hier in Tradom geschah. Zum ersten Mal erkannte er das ganze Ausmaß des Krieges in dieser Galaxis.
*
„Anscheinend sind den Valentern Hunderttausende von AGLAZAREN in die Hände gefallen", sagte der junge Emotionaut. „Eine konkrete Zahl lässt sich mit unseren Mitteln noch nicht feststellen. Jedenfalls stehen auf der Seite der Katamare unglaubliche Mengen von Valenterschiffen. Und sie alle führen einen reinen Vernichtungskrieg gegen die Reste der Thatrix-Kultur!"
„Und werden ihn gewinnen!", fasste Coa Sebastian zusammen. Sie strahlte zwar selbst jetzt noch diese unerschütterliche Ruhe aus, die sie für den Posten als Kommandantin auszeichnete, doch die Erschütterung war ihr anzumerken. Mit jeder Nachricht, die in der Zentrale eintraf, wurde Zim die Situation der JOURNEE deutlicher bewusst. Alles in ihm drängte danach,
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