2270 - Verrat auf Graugischt
seinen Gedanken. „Wir erreichen in Kürze die Umlaufbahn des Bionischen Kreuzers."
Es ist so weit! Er dachte es mit einer Mischung aus Neugier und Abscheu. Und er fürchtete sich vor dem Tag, an dem sie den entscheidenden Schritt tun mussten. Den Motoklon besiegen oder sterben.
Das Motoklon-Hologramm an der Wölbung des Laderaums verschwand und machte einer Projektion des Zielsektors Platz. Sie zeigte den Orbit dicht an der orangegelben Sonne. Ein Dutzend Filter sorgten für eine erträgliche Helligkeit. Die schwarzen, unregelmäßigen Flecken, das waren die sechs T-Kreuzer. Sie bildeten einen Kreis und .projizierten Fesselfelder in dessen Zentrum. Dort hing zwischen den unsichtbaren Energiestrahlen das Monstrum, winzig klein. Harmlos. Hoffentlich.
Remo drehte sich in seiner Wasserblase um, bis er alle Sub-Ingenieure und Techno-Assistenten im Blickfeld hatte. „Ihr fliegt bis zur Außengrenze der Sicherheitszone und wechselt in die sechs Schiffe über. Ich werde in der SCHWERT Zwischenstation machen."
Die Membran übertrug die Schwingungen seiner Stimme an den Sender im Gehörgang. Der Submarin-Architekt aktivierte ihn und stellte dadurch die Verbindung mit dem Toron her. Das hochsensible Dualorgan am Rücken bildete den Verstärker für die Niedrigfrequenzkommuriikation und leitete seine Wort6 an die Ohrempfänger der Artgenossen weiter.
Er schwebte hinüber zu einer Mannschleuse, die sich gemächlich öffnete. Dahinter glitzerte der energetische Schlauch des Verbindungstunnels, den Echophage projizierte. Aufrecht glitt Remo Quotost hinüber in den Bionischen Kreuzer.
Die Ankunft empfand er jedes Mal wie eine Heimkehr, er kannte das, was die SCHWERT ausmachte, konnte es herleiten aus dem Namen: In ihren „Adern" floss die Substanz 101, gewonnen aus dem Porlimschen Schatten Epha, hineingepumpt vor vielen Generationen durch eine Toron Erih, deren Vorname Choge gelautet hatte.
SCHWERT war nur der Kampfname jüngster Vergangenheit. Einst hatte das gesamte Schiff so geheißen wie nun nur noch der Bordrechner: Echophage.
Mehr wusste er nicht über das Schiff. Die Aufzeichnungen reichten nicht so lange zurück, und an Bord waren alle entsprechenden Daten gelöscht worden, damit sie nicht in die Hände der Kybernetischen Zivilisation fielen.
Remo Quotost dachte voller Verehrung an die Weitsicht jener Motana-Kommandantinnen, die damals solche Entscheidungen getroffen hatten. Deren Erbin die großartige Zephyda war. „Willkommen, Hoher Tenn!", empfing Echophage ihn. „Ich danke dir", antwortete er der Biotronik. „Ich bin gern hier."
Er schwebte den Korridor entlang, fühlte sich der SCHWERT so verbunden, so heimisch in ihrem Leib, als habe er sein ganzes Leben hier verbracht.
Eines Tages wird die SCHWERT Graugischt wieder verlassen, dämpfte er seine Euphorie. Dann wirst du zurückbleiben und ihr nur nachsehen können, wie sie aus dem Wasser verschwindet.
Er erreichte den Antigrav, glitt gemächlich hinauf bis zur obersten Ebene der Zentrale, wo die Quellen auf ihren Einsatz warteten. Zephyda saß in ihrer Mitte.
Ein wenig irritiert musterte Remo die Motana. Dann aber fiel ihm ein, dass noch immer der Planetenalarm galt. Er hatte diese Anordnung bisher nicht rückgängig gemacht. Sie blieb so lange bestehen, wie der Motoklon sich im Demyrtle-System befand. „Wann seid ihr endlich so weit?", empfing die Stellare Majestät ihn. „Und wann ist mit einem Ergebnis zu rechnen?"
Remo wusste, dass die Trauer um Atlan aus ihr sprach, und ging nicht auf ihren vorwurfsvollen, frostigen Tonfall ein. „Die ersten Roboter machen sich auf den Weg, sobald das nächste Schiff mich abgeholt und in der DERENGATO abgeliefert hat.
Zuvor wollte ich euch eine gute Nachricht überbringen."
„Sprich! Was ist es?". „Carya Andaxi hat ihre Zustimmung zur Reaktivierung ihres alten Wachbataillons gegeben, Scirn-Roboter in Biokokons, die aussehen wie Toron Erih."
„Eine gute Idee", stellte Zephyda fest. „Die Schutzherrin wird solche Wächter brauchen. Aber es bringt uns nicht weiter, hörst du?"
„Ja, ich höre." Remo Quotost hätte viel darum gegeben, wenn er ein Wort des Trostes gefunden hätte. Es gelang ihm nicht, wie er beschämt feststellte. Der Seelenschmerz einer Motana war nicht auf die gleiche Weise zu lindern wie der eines Toron Erih, und selbst bei seinesgleichen war es schwierig. „Du solltest so schnell wie möglich weiterfliegen", fuhr die Stellare Majestät fort. „Bis das nächste Schiff kommt und dich
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