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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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erfreut, sehr erfreut.« Der Prime lächelte geschäftig. »Wir werden später noch reden, Mister Crow. Zuerst gilt es die Teezeremonie nicht zu stören. Ehe Florenza kredenzt, will ich wenigstens einen Clarkistenwitz hören. Mills?«
    Der weißhaarige Mann stand würdevoll auf. »Jawohl, Sir, natürlich. Was macht ein Clarkist, wenn sein Rechner brennt? Er drückt die Löschtaste!«
    Der ganze Raum lachte. Der Prime Minister schlug sich auf die kräftigen Schenkel. Crow und die Warlynnes sahen verständnislos in die Runde.
    »Die Clarkisten«, erklärte der Prime noch immer glucksend, »sind eine andere Gruppierung hier in Antarktika. Sie glauben, sie besäßen eigenes Land, aber nach dem Genfer Urteil von 2011 sind wir sicher, dass jedes internationale Gericht – wenn der verdammte Komet nicht dazwischen gekommen wäre – uns Briten das Land zuschreiben würde. Im Grunde muss man von den Clarkisten nur wissen, dass sie aufdringliche Elemente ohne Zukunft sind.«
    Crow vermerkte den Namen Clarkisten im Geiste. »Gibt es noch mehr Gruppierungen hier in Antarktika?«, erkundigte er sich.
    »Aber ja. Hier leben rund zwanzig verschiedene Nationen. Allerdings sind davon nur wenige von politischer und wirtschaftlicher Bedeutung.« Der Prime legte den jüngeren Damen – die ganz offensichtlich nicht seine Töchter waren – die Arme um die Hüften. »Das Antarctic Empire ist zweifellos die bedeutendste Nation. Dann Nischni-Nowgorod. Sehr nette Leute; stammen von Russen ab. Und natürlich die Clarkisten, die sich für Gottes auserwähltes Volk halten. Dann gibt es noch ein paar kleinere, kaum erwähnenswerte Volksgrüppchen wie die Georgshütter, die im Eis leben, und einige hundert Kilometer weiter eine Siedlung ehemaliger Schweizer. Aber von denen haben wir seit hundert Jahren nichts mehr gehört. Vermutlich sind sie alle tot.«
    »Oder sie brauchen so lange, um zurückzufunken« , scherzte Mills und brach wieder in sein bellendes Gelächter aus. Bis auf Margareth Willson stimmten alle Briten ein.
    Crow wollte gerade fragen, ob bei den anderen Völkern vielleicht ebenfalls Fremde angekommen wären, doch in diesem Moment kam Florenza mit einem silbernen Teetablett in den Salon. Darauf standen eine silberne Kanne sowie mehrere kleinere Behälter aus Silber.
    Crow wollte der Frau behilflich sein. Er stand auf, um ihr die Kanne abzunehmen.
    »Halt, halt!«, rief Mills. »Bei dem Schiffbrüchigen müssen wir aufpassen, der nimmt sich das Mädchen glatt dazu!«
    Die Briten lachten. Crow setzte sich wieder hin. Er schluckte seinen Zorn hinunter. Man lachte nicht über ihn! Was bildeten sich diese Briten überhaupt ein? Übelgelaunt sah er zu, wie das dunkelhäutige Mädchen Tee ausgoss. »Möchten Sie Zucker, Sir?«
    »Sehr gerne.«
    Die Briten lachten herzlich. »Verzeihen Sie, Crow«, meinte Mills, »aber wir haben keinen Zucker mehr. Ebenso wenig wie Zitronen oder Honig. Sagen Sie einfach ›nein, danke‹, wenn man Ihnen etwas anbietet.«
    Crow rang sich ein Lächeln ab. »Nein, danke«, meinte er gepresst.
    Das Mädchen ging zu Margareth Willson. Der Reihe nach fragte die junge Frau in dem weiß-grünen Baumwollkleid, ob jemand Zucker, Zitrone oder Honig wolle. Nachdem alle verneint hatten, verließ sie endlich den Raum, um mit grün schimmernden Gebäckstücken zurückzukehren. Vermutlich befand sich darin irgendeine Algensorte. Die Briten griffen gierig zu. Crow lehnte höflich ab.
    Der Prime Minister lehnte sich zurück, den Tassenhenkel zwischen zwei Fingern. »Es gibt doch nichts Besseres als den Afternoon-Tea! Noch einen Clarkisten-Witz bitte, Mills.«
    Wieder stand der weißhaarige Mann auf. Crow fühlte sich inzwischen, als wäre er in einer Anstalt gelandet. Diese Menschen waren in der Einsamkeit des Südpols vollkommen durchgedreht!
    »Ein Clarkist kommt nach Hause und findet seine Frau mit einem aus Nischni-Nowgorod im Bett. Da überkommt ihn große Verzweiflung und er setzt sich eine Pistole an den Kopf. Die Frau will ihn aufhalten. ›Sei vernünftig! Tu es nicht!‹ Darauf er: ›Halt’s Maul, Schlampe, du bist als nächstes dran!‹«
    Wieder brüllten alle vor Lachen. Der Prime fiel fast vom Sofa. Der Tee in seiner Hand schwappte bis zum Rand der Tasse. Sein Gesicht zuckte und der dicke Bauch erzitterte. In seinen Augen lag ein glasiger Glanz. War er betrunken?
    Geduld, mahnte Crow sich selbst. Er ertrug eine Reihe von Wortspielen über den altersschwachen und senilen Anführer der Clarkisten, sowie ein

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