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238 - Herz aus Eis

238 - Herz aus Eis

Titel: 238 - Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Stern
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Drache Rynch tot war, war Mag’uz nicht mehr dieselbe. Sie überließ Kor’nak die Führung und keifte nur noch hin und wieder dazwischen. Kor’nak machte sich Sorgen um seine Halbschwester.
    Mehr Sorgen machte er sich, dass sie Agat’ol verpasst haben könnten. Aber eigentlich war die Sorge unbegründet: Sie würden es spüren, wenn er hier aufkreuzte. Er hatte Agat’ol gezwungen, vom Blut der Drachen zu trinken. Er hatte es ihm als Aufnahmeritual schmackhaft gemacht und Agat’ol danach als seinen Bruder bezeichnet. Der Schwachkopf mit dem Doppelscheitelkamm war zu Tränen gerührt gewesen.
    Kor’nak verzog verächtlich seine quastigen blauschwarzen Lippen. Als ob er in Agat’ol jemals einen Bruder sehen würde! Es war wichtig gewesen, ihn in den Bund aufzunehmen, damit er ihn kontrollieren konnte. Das Blut der Riesenechsen verband sie mental miteinander. Kor’nak war es gleich, ob Agat’ol lebte oder starb. Ihn interessierte nur die Waffe, von der Agat’ol berichtet hatte: eine geheime Superwaffe am Südpol, mit der die Algenkuschler (Schmähname für die friedlichen Ei’don-Hydriten) mit Hilfe der Menschen Mar’os-Kolonien angreifen wollten! Es stand außer Frage, dass er diese Untat verhindern musste. Er würde die Waffe an sich bringen und für seine Zwecke nutzen. Dann würde endgültig Schluss sein mit diesem dekadenten Pflanzenkauergesindel!
    Agat’ol war dabei kein Hindernis. Die mentale Verbindung, die er mit viel Willenskraft aktivieren konnte, ermöglichte es Kor’nak, ihm Schmerzen zuzufügen und ihn mit Hilfe der Rotte sogar zu töten. Aber nur wenn Agat’ol auch in der Nähe war…
    Laute Knack- und Schnalzlaute rissen ihn aus seinen düsteren Gedanken. Zar’uk schwamm aufgeregt auf ihn und die anderen zu. »Das Muschelhorn von Pan’ek! Ich habe es gehört! Er muss den Gleiter gesichtet haben!«
    »Kommt!« Kor’nak sprang mit einem Satz aus dem Wasser. Er fasste kurz nach dem Blitzstab an seiner Seite, dann schlug er sich mit der flachen Flossenhand auf den Schildkrötenpanzer. »Auf die Felsen!«
    Er führte sie an und die Rotte gehorchte. Niemand stellte mehr seine Autorität in Frage. Kor’nak registrierte es mit grimmiger Genugtuung. Mit gewaltigen Sätzen sprang er über den Boden, hinaus in das helle Licht des Tages. Schneereste lagen über struppigem Gras. Vor ihm erhoben sich die Felsen. Von ihren Spitzen aus konnte man ein gutes Stück in das bergigere Landesinnere sehen. Nur wenige Gipfel waren weiß. Viele der Berge wirkten seltsam glatt; geschliffen vom Eis, das sie für Jahrmillionen bedeckt und geschützt hatte. Bevor die Erdachse sich verschob und damit auch die Pole.
    Kor’nak hetzte weiter. Oben auf dem Felsen entdeckte er Pan’ek, den Liebling seiner Halbschwester Mag’uz. Sie war es auch gewesen, die Pan’ek hinausgeschickt hatte. Keiner aus der Rotte riss sich darum, auf dem kühlen fremden Land nach Crows Gleiter Ausschau zu halten. Aber für Mag’uz tat der Speichellecker Pan’ek alles.
    Außer Atem – aber als Erster – erreichte Kor’nak die Stelle, an der Pan’ek stand und mit seiner Schuppenhand ins Landesinnere wies.
    »Das ist er! Diesmal habe ich ihn genau erkannt!«
    Kor’nak sah gerade noch, wie der Gleiter zwischen mehreren eisfreien Bergen verschwand. Das Luftgefährt senkte sich dem Boden entgegen.
    »Der Gleiter landet! Wir brechen sofort auf!« Der Rottenführer schloss die Augen und konzentrierte sich, aber die Entfernung war noch zu groß, um Agat’ols Präsenz zu spüren. Trotzdem hatte er keine Zweifel daran, dass er an Bord des Schwebeschiffes war. Der Rottenführer stieß ein Zischen aus. Wenn Agat’ol ihn hereingelegt hätte, dann hätte Kor’nak alle Weltmeere nach ihm abgesucht, um ihm bei lebendigem Leib die Haut abzuziehen.
    Mag’uz war als Erste bei ihm. »Endlich! Die Zeit des Wartens hat ein Ende!«
    Gemeinsam machte sich die Rotte auf, dem gesichteten Gleiter zu folgen. Kor’nak drängte sie zur Eile. Hoffentlich flog der Gleiter nicht sofort wieder los! Pan’ek hatte bereits vor drei Tagen geglaubt, das Fluggerät zu sehen, doch da hatte es hoch in der Luft gestanden und der Mar’oskrieger war sich nicht sicher gewesen, weil der fliegende Punkt so weit entfernt war. Vielleicht war es doch nur einer der großen Vögel gewesen, die sich hier in Kolonien angesiedelt hatten.
    Kor’nak wusste nicht wirklich, wie dieses Land früher ausgesehen hatte; er kannte es nur aus alten Legenden. Es wirkte nicht anders als

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