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2458 - Der zweite Dantyren

Titel: 2458 - Der zweite Dantyren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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diesem entlegenen, schmalen, wenig fruchtbaren Eiland die aktuell stärkste Geistesmacht der Milchstraße: der Nukleus der Monochrom-Mutanten.
     
    *
     
    Am 10. Mai 1347 NGZ näherte sich ein unauffälliger Personengleiter der Inselgruppe mit durchschnittlicher Reisegeschwindigkeit.
    Kurz vor Bartolomé sackte die Maschine plötzlich ab, beschleunigte jäh und drehte einen gewagten Looping.
    Dann drückte der Pilot sie noch weiter nach unten, raste der Länge nach über Bartolomé hinweg, zog eine extrem enge Schleife, winkte linksrechts mit den Stummelflügeln ... und setzte, mit vollem Gegenschub abbremsend, butterweich auf.
    „Angeber", neckte Fran Imith.
    „Ach, komm schon. Von Zeit zu Zeit", gab Reginald Bull breit grinsend zurück, „muss ich mir einfach selber beweisen, dass ich es noch draufhabe."
    Der Verteidigungsminister der Liga Freier Terraner schwang sich aus dem Cockpit, so schnell er konnte. Als er seinen Sprung in den Knien abfederte, stand Fran trotzdem schon da, bot ihm zum Halt den Ellbogen und strich mit der anderen Hand kokett langsam die roten Locken glatt.
    Sie hatte es ebenfalls noch drauf ...
    Bully wurde wieder einmal bewusst, wie sehr er seine Frau liebte. Und wieder einmal brachte er es nicht zuwege, ihr das zu sagen.
    „Alles wie gehabt."
    Er deutete in Richtung der Siedlung Schohaakar, zu den Unterkünften der Wissenschaftler und Techniker, zum unscheinbaren Containerdorf unter der kaum sichtbaren Prallschirmglokke. „Beneidenswert, diese Ruhe. Die Kerle sind fein raus, machen Studienurlaub auf Staatskosten, während unsereins sich abstrampelt."
    Fran hob die Augenbrauen; das war ihr einziger Kommentar. Sie kannte Bull gut genug, um zu wissen, dass er mit dem Gebrummel seine Beklommenheit überspielte. Unzweifelhaft empfand sie die enorme mentale Präsenz ebenso intensiv wie er.
    Zugleich wandten sie ihre Gesichter der markantesten Felsformation der Insel zu. An den Schotterhängen des Pinnacle Rock schwebte ein Ball aus reinem, gelbweißem Licht.
    Der Nukleus ... Seit dem letzten Besuch war er erkennbar stärker geworden.
    Die Funkenkugel schien in stetem Rhythmus zu pochen wie ein lebendiges Herz. Kein bekanntes Messgerät vermochte dieses Pulsieren nachzuweisen.
    Andererseits spürten Fran und Bully das immense, hochkonzentrierte psionische Potenzial bis ins Mark: die ungeheuren, verdichteten Energien, akkumuliert hauptsächlich aus dem psimateriellen Korpus ARCHETIMS.
    Die Kraft der Sonne, dachte Reginald Bull. Nicht irgendeine Kraft, nicht irgendeine Sonne, sondern ein sechsdimensionales Juwel, der in Sol versteckte Leichnam einer Superintelligenz, die vor Urzeiten vollbracht hat, wozu wir uns gerade mit Müh und Not rüsten.
    Bully schluckte. Er fuhr sich über die Augen, vermochte sich kaum vom Anblick der nur zwei Meter durchmessenden und doch so mächtigen Energieballung zu lösen. Beinahe hätte er das ungleiche Pärchen übersehen, das ihnen entgegenschlenderte.
    Der Bursche war knapp über zwanzig, eher schmächtig, sein Dreitagebart ungleichmäßig gewachsen. Er wirkte linkisch, keineswegs so, als berste er vor Selbstvertrauen.
    Doch Bull wusste aus eigener Erfahrung, dass weit mehr in Marc London steckte, als es den Anschein hatte. Erst vor wenigen Monaten, bei der Erkundung des Stardust-Systems, hatte er mehrfach bewiesen, über welch wertvolle Fähigkeiten er verfügte.
    Die schlanke, hoch aufgeschossene junge Frau neben ihm strahlte wesentlich mehr Durchsetzungsvermögen aus. Sommersprossen bedeckten die helle Haut ihres leidlich hübschen Gesichts. Am auffälligsten war, dass sie leicht schielte.
    Freilich konnte niemand sagen, ob Fawn Suzuke überhaupt auf herkömmliche Weise sah; nicht einmal, ob sie noch – oder wieder – als Person existierte.
    1303 NGZ war sie, wie die anderen Monochrom-Mutanten aus Para City, zunächst in der negativen Superintelligenz SEELENQUELL aufgegangen; bei deren Vergehen im Folgejahr hatten diese sich von ihr als Nukleus gelöst und waren, so jedenfalls hieß es, in den „Dienst" von ES getreten. Gleichwohl war Fawn vermutlich mehr als ein unselbstständiger Ableger des Nukleus. Hätte sie denn sonst Marcs Gefühle erwidert?
    „Hallo, ihr beiden", sagte Fran. „Alles okay? Geht’s euch gut?"
    London legte sacht den Arm um Suzukes Hüfte. „Danke, wir leben ... irgendwie. – Seid gegrüßt. Was führt euch zu uns?"
    „Ich möchte", sagte Bully mit belegter Stimme, räusperte sich, zuckte entschuldigend die Schultern und

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