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2488 - Hinter dem Kernwall

2488 - Hinter dem Kernwall

Titel: 2488 - Hinter dem Kernwall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Marcus Thurner
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führten, und atmete tief ein. Die Iris seiner Augen wechselte zu leuchtendem Violett.
    Das Charist war ein Mitbringsel aus einem fernen Universum. Karrillo hatte Unmengen des dick machenden Genussmittels gebunkert und stopfte es unaufhörlich in sich hinein.
    »Weil Aquinas meint, dass wir ihm vertrauen können. Vertraust du etwa nicht dem Urteil unseres wertvollsten
    Helfers?«
    »Selbstverständlich tue ich das.« Karrillo inhalierte neuerlich, eine weitere Portion Charist schlitterte seinen Schlund hinab. »Aber auch er begeht Fehler. Du erinnerst dich?«
    Ja, Nuskoginus erinnerte sich. Aquinas hatte einstmals den Beinamen »der Unfehlbare« getragen. Bis die Kosmokraten herausfanden, wie weit sich die sieben Mächtigen aus dem Volk der Gyshanian von ihrem Weg entfernt hatten.
    Eine unendlich harte Bestrafung für sie alle war die Folge gewesen, und auch Aquinas hatte seinen Teil abbekommen. Die Kosmokraten hatten ihm ihre Aufmerksamkeit entzogen und seinen metallenen Körper in das Zerrbild eines Gyshanian verwandelt.
    Jeder der ehemals Mächtigen hatte irgendwann einmal dem Roboter die Schuld für seine von unsäglichen Schmerzen begleitete Existenz gegeben.
    Warum hatte Aquinas ihr Fehlverhalten nicht rechtzeitig bemerkt, warum hatte er sie nicht zurück auf den richtigen Pfad geführt?
    Wie konnte es sein, dass ein derart hoch entwickeltes Maschinenwesen versagte?
    Hatte Aquinas sie wissentlich gesteuert und ins Unglück gestürzt?
    Trug er im Grunde Schuld an den Qualen, die sie über Jahrmillionen mitgemacht hatten, eingeschlossen in die kristallinen Blöcke aus Ysalin Afagour, deren psi-aktive Komponenten ihre Geister auf unbekannte Weise gefoltert hatten?
    Nein.
    Nuskoginus schob den Gedanken irritiert beiseite. Er durfte nicht an allem zweifeln, durfte nicht überall Feinde sehen. Vertrauen und Selbst vertrauen waren wichtige Tugenden, auf die er sich in diesen Zeiten unbedingt verlassen können musste.
    »Hört mir gut zu«, beschwor Nuskoginus seine Gefährten. »Wir besitzen eine einmalige Chance, unsere Fehler von damals gutzumachen und unseren Wert zu beweisen. Wir haben hart dafür gearbeitet und unter Einsatz unseres Leben gekämpft, dieses Zeug zu bändigen, das nun in den Eingeweiden Ruumaytrons lagert.«
    Er schaffte es nach wie vor nicht, die wahre Bezeichnung für ihre Beute zu nennen. »Von uns mag es abhängen, ob TRAITOR in Hangay empfindlich geschlagen wird. Dieser Einsatz ist eng mit unserer Rehabilitation in den Augen der Ordnungsmächte verbunden.«
    So viel Zeit war seit ihrer Bestrafung vergangen, Generationen von Geschöpfen waren gekommen und wieder gegangen. Freude und Stolz und Enthusiasmus waren nur noch Worte, die sie kaum mehr mit den Erinnerungen in Einklang bringen konnten.
    Frischere, andere Dinge hatten sich in ihren Köpfen festgesetzt. Die mehrmaligen Wechsel in unbekannte Universen, stets mit heftigen Strangenessschocks verbunden, die selbst ihnen Schwierigkeiten bereitet und für schwere Köpfe gesorgt hatten. Die Suche nach geeigneter Beute, die Furcht vor dem Entdecktwerden, die Bergung des Schatzes unter Bedingungen, die sie alle an den Rand des Todes geführt hatten.
    Dies alles war noch präsent, und es würde sich auch so schnell nicht wieder verdrängen lassen. Nuskoginus brauchte nur Unscrow und Konferge in die zernarbten Gesichter zu blicken.
    »Wir schaffen es«, beschwor er seine Gefährten. »Gemeinsam.« »Wir schaffen es«, echoten sie leise.
    *
     
    Der Kernwall Hangay war ganz nahe. Ruumaytron spürte es - und reagierte.
    Der Quell-Klipper veränderte seinen Leib, seine Hülle. Es geschah auf eine anfänglich subtile Art und Weise, die einem gar nicht bewusst wurde - und irgendwann zu ganz besonderen Aha-Erlebnissen führte.
    Wenn man eine Tür öffnete und damit rechnete, den Speiseraum zu betreten - und plötzlich vor einem Abgrund stand, der in die scheinbar unergründlichen Tiefen des Hyperraums hinabreichte.
    Wenn man sich in den Gängen des Schiffs verirrte, deren Wände im Herzschlag seiner Seele pulsierten.
    Wenn man Lebensmittel zu sich nahm, die binnen weniger Augenblicke ungenießbar wurden.
    Wenn man Halluzinogene einatmete, die statt des üblichen Wasserstoff-Methan-Gemischs Spuren von Kohlendioxid, Karbonylfluorid oder gar bitteren Phosgens enthielten ...
    Die ehemals Mächtigen waren vorsichtig geworden. Sie behielten einander so gut wie möglich im Auge. Der Einfluss, den der Veränderungsprozess Hangays auf den Quell-Klipper ausübte,

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