Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
2586 - Die Sektorknospe

2586 - Die Sektorknospe

Titel: 2586 - Die Sektorknospe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wim Vandemaan
Vom Netzwerk:
Gurkenfass zur Ruhe gelegt hatte. Wahrscheinlich hatte sie gehofft, sich im Schutz der Gurken ungefährdet für den Tag aufheizen lassen zu können.
    Schlechter Plan. Einer der Roadrunner, wahrscheinlich das Weibchen, packte die Schlange und schlug ihren Schädel wieder und wieder gegen das Fass.
    Es hörte sich an wie ein Klopfen an der Tür.
    Ein Eselhase glotzte um die Ecke. Bist ja noch spät auf, Junge, dachte ich. Der Hase hatte seine Eselohren aufgestellt, als lauschte er auf einen fernen Ruf. Vielleicht seine Mutti in der Chihuahua-Wüste, die ihn nach Hause in die Erdmulde rief. Oder seine Lady, die nach einer langen Nacht etwas kuscheln wollte.
    Irgendwer wummerte gegen die Tür und riet mir, mich zu beeilen. »Auch andere Männer müssten mal müssen, Freundchen!«
    Wusste gar nicht, dass ich hier Freunde hatte.
    Ich stieß also die Tür mit einem wohldosierten Fußtritt auf. Sie schlug meinem neuen Freund vor die Nase. Gezeter. Ein ziemlich übergewichtiges Männchen, puterrot im Gesicht, und die Nase dick und glühend wie eine Laterne.
    Sah nicht so aus, als ob unsere Freundschaft von langer Dauer sein würde.
    Er starrte mich an, entdeckte den Holster mit den beiden Colts über meiner Brust, und die Narben daneben. Ich hab keine Ahnung, was ihn mehr erschreckte. Er blubberte irgendeine wortreiche Entschuldigung. Sogar irgendwas von »Ergebener Diener«. Schätze, wenn ich meiner Blase nicht eben einen Gefallen getan hätte, ich hätte es in diesem Moment getan: vor Lachen.
    »Ist schon gut«, sagte ich, tippte mit Zeige- und Mittelfinger an die Krempe und ging los.
    Er machte, dass er in die Halle der inneren Harmonie kam und - klack!, der Riegel - die Tür hinter sich schloss.
    Ich schaute auf dem Weg zurück in mein Zimmer nach unten in den Schankraum. Noch kein Betrieb. Nur die Wirtin, eine hagere Scheuche, fegte den Boden und keifte, weil der kleine Neger den Spucknapf nicht richtig ausgeputzt hatte, jedenfalls ihrer maßgeblichen Meinung nach.
    Um dem Kleinen Gelegenheit zum Üben zu geben, rotzte sie selbst noch einmal rein.
    Es roch nach frisch gestreuten Spänen, und aus der Küche immerhin nach brennendem Holz, nach Rauch und Kaffee.
    Sie sah mich an der Brüstung stehen, schaute mir zwei, drei Sekunden ins Gesicht, ohne eine Miene zu verziehen.
    Also verzog ich auch keine Miene und ging zurück zu meiner Lady.
    Sie saß aufrecht im Bett, die Beine im Schneidersitz überkreuzt. Sie versuchte eben, sich den schwarzen Wasserfall ihres Haares hochzustecken, ich sah das goldene Gekräusel in ihren Achseln, ihre schaumweiße Haut, die Arme lang und weich, die Brüste voll. Ihr Gesicht eher breit, aber auf die angenehme Art.
    Abgesehen von den Haarsträhnen, die ihrem Griff immer wieder entkamen und ihr auf die Schulter oder die Brust flossen, war sie noch unbekleidet. Ihr etwas abgewetztes Kattunkleid hing schläfrig über dem Stuhl; auf dem Bett lag der kleine, poröse Beutel, der mit Mehl gefüllt war und ihr als Puderquaste diente.
    Sie hielt ein paar Haarspangen zwischen den Lippen und sagte: »Hi.«
    »Hi. Hast du noch etwas Zeit übrig für mich?«
    »Ich weiß es nicht. Wie spät ist es?«
    Ich angelte mit großer Geste die Taschenuhr aus der Weste, klappte den Deckel so auf, dass sie das Ziffernblatt nicht sehen konnte. »Noch ziemlich früh.«
    Sie lachte spöttisch, musterte mich nachdenklich. »Weißt du überhaupt noch, wie ich heiße?«
    »Klar«, sagte ich. »Und du?«
    Sie ließ eine Spange in ihre Hand fallen und ging den Wasserfall erneut an. »Philine.«
    Ich nickte. »Genau.«
    »Was ist mit dir? Hast du auch einen Namen?«
    »Ich kann ihn sogar schreiben. Kannst du lesen?«
    »Hm ... hm«, sagte sie, schon wieder ein paar Spangen mehr im Mund.
    Ich machte ein Zeichen, dass sie sich auf den Bauch drehen sollte. Sie tat es. Ihre Haut war auch da von einem milchigen Weiß, gesprenkelt von Muttermalen.
    Ich schrieb den ersten Buchstaben, eine Linie vom Nacken die Wirbelsäule hinunter bis kurz vor ihrer Po-Kerbe, verband die obere Hälfte der Linie mit einem Halbkreis; danach einen glatten Strich - Buchstabe Nummer zwei. Dann einen Strich und drei Haken nach rechts, schließlich einen Strich die Wirbelsäule entlang und einen Balken quer darüber von Schulterblatt zu Schulterblatt.
    »Piet«, las sie. »Allerdings fehlt der i-Punkt auf dem I.«
    »Pardon. Du sollst den i-Punkt haben«, sagte ich und setzte den Punkt mit dem Zeigefinger.
    Sie quietschte auf. »Der Punkt kommt auf das

Weitere Kostenlose Bücher