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32 - Der Blaurote Methusalem

32 - Der Blaurote Methusalem

Titel: 32 - Der Blaurote Methusalem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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genauso zu handeln, als ob Sie ich seien. Sie dürfen keine Hintergedanken hegen, und Ihr Herz muß gegen mich ohne Arg und Falschheit sein. Wollen Sie mir also jetzt Ihr Kong-Kheou geben, daß Sie meinen Auftrag nach Kräften ausführen und gegen mich und die Meinen ehrlich sein wollen?“
    „Ja“, antwortete der Student. „Ich denke nicht, daß ich mit dieser Zeremonie ein heidnisches Werk begehe. Sie hätte unterbleiben können, denn mein Ehrenwort ist wie der heiligste Schwur. Aber da es Sie zu beruhigen scheint, so mag es so geschehen, wie Sie es wünschen. Ich verspreche Ihnen, so zu handeln, wie Sie selbst nicht anders handeln würden. Das ist ein ehrliches deutsches Versprechen, auf welches Sie sich verlassen können!“
    „Ich glaube und vertraue Ihnen. Und dieses Vertrauen soll zwischen uns bestehen, bis diese beiden Tsan-hiang an meinem Sarge wieder angezündet werden.“
    Er verlöschte die Stäbchen und legte sie dann, sorgsam eingewickelt, in ein Ebenholzkästchen, in welchem er nur Gegenstände von ganz besonderer Wichtigkeit aufzubewahren pflegte.
    So war das Ehrenwort gegeben, welches für den Studenten so reiche und seltsame Folgen haben sollte. Er entfernte sich jetzt, um die notwendigen Vorkehrungen zur baldigen Abreise zu treffen.

ZWEITES KAPITEL
    „Tsching tsching tschin !“
    Unter denjenigen unsrer lieben Leser, welche in einer der an der Nord- und Ostsee liegenden Hafenstädte wohnen, gibt es sicher welche, die den Namen Turnerstick gehört oder wohl gar diesen braven, weitbefahrenen Seemann von Angesicht zu Angesicht gesehen haben.
    Kapitän Heimdall Turnerstick, ein echter friesischer Seebär, hatte lange Jahre im Dienste eines New Yorker Reeders gestanden, es da zumeist mit amerikanischen Topgasten zu tun gehabt und es darum gelitten, daß man seinen allerdings seltsamen deutschen Namen Drechslerstock in das englische Turnerstick verwandelte. Dennoch aber war er ein Deutscher vom reinsten Wasser geblieben.
    Er war in allen Meeren bekannt als ein tüchtiger, kühner, gewandter und erfahrener Schiffsführer, welcher außerdem die höchst lobenswerte Eigenschaft besaß, daß er sich stets bemühte, seinen Untergebenen mehr ein freundlich besorgter Vater als ein strenger Vorgesetzter zu sein.
    Darum hatte er stets nur zuverlässige und tüchtige Mannen an Bord, die sich alle Mühe gaben, seine Zufriedenheit zu erlangen, und unter Umständen mehr taten, als die bloße Pflicht von ihnen forderte. Sie liebten und achteten ihn und sahen über manches hinweg, was andre wohl nicht mit denselben Augen betrachtet hätten.
    Kapitän Turnerstick besaß nämlich einige Eigentümlichkeiten, welche sehr geeignet waren, die Ironie seiner Untergebenen herauszufordern. Daß man dennoch nicht heimlich über ihn lachte, hatte seinen Grund nur in dem kindlichen Respekt, den man ihm widmete.
    Daß er zu allerhand Sonderlichkeiten geneigt sei, war schon seinem Äußeren anzumerken. Er besaß trotz seiner bedeutenden seemännischen Kenntnisse kein sehr geistreiches Angesicht. Mitten in demselben saß das, was der Seemann eine Vorlukennase nennt. Sie war höchst vorwitzig nach oben gerichtet und durch einen Faustschlag, den der gute Kapitän in seiner Jugend erhalten hatte, ansehnlich weit zur Seite getrieben worden, was seiner Physiognomie ein höchst ordnungswidriges Aussehen gab. Ein gewaltiger Schnurrbart ließ dieses Stumpfnäschen doppelt naiv und lächerlich erscheinen, ein Umstand, welcher keine Verbesserung dadurch erlitt, daß Turnerstick einen ungeheuren indischen Schutzhelm als Kopfbedeckung zu tragen pflegte.
    In einem Kampf mit malayischen Seeräubern hatte er das rechte Auge eingebüßt und trug an dessen Stelle ein künstliches. Doch mußte man ihn sehr genau ansehen, um dies zu bemerken.
    Kein Mensch hatte ihn jemals anders als in hohen, geteerten Wasserstiefeln gesehen, welche ihm bis an den Leib reichten. Ebenso unvermeidlich war der mit vergoldeten Ankerknöpfen geschmückte Südkarolinafrack, ohne den er gar nicht leben zu können schien. Dazu trug er unendlich hohe Vatermörder, um welche ein knallrotes Halstuch gelegt und vorn in eine riesige Schmetterlingsschleife geschlungen war.
    Dazu kam ein goldener Klemmer, welcher an einem breiten, schwarzseidenen Band hing, eine sehr begründete Vorsichtsregel, denn die Brille konnte sich niemals länger als einen einzigen Augenblick auf dem ihr angewiesenen Posten erhalten. Sie fiel immer wieder herab, und darum war die eine Hand des Kapitäns

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