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33 - Am Stillen Ozean

33 - Am Stillen Ozean

Titel: 33 - Am Stillen Ozean Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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handeln dürfen und schöne Sachen bekommen.“
    „Wie heißt du?“
    „Potomba.“
    „Von welcher Insel bist du?“
    „Ich wohne in Papeete, der Hauptstadt von Tahiti. Ich bin ein Ehri, ein Fürst des Landes, und werde alle meine Feinde töten!“
    Er blickte zurück. Soeben versuchte das erste Boot seiner Verfolger die Einfahrt durch den engen Kanal. Er sprang zurück bis an den Ort, an welchem sein Pfeil niedergefallen war, spannte den Bogen und zielte. Der Pfeil schwirrte von der Sehne, er hätte den Mann sicher getroffen, aber eine sich hereindrängende Woge hob den Kahn empor, und das spitze Geschoß bohrte sich in das Holz desselben. Unwillkürlich hatte der Insasse des Bootes aus Furcht vor dem Pfeil sich niedergebückt und dabei die Ruder außer Tätigkeit gesetzt; dieselbe Woge, welche ihn hereingetrieben hatte, erfaßte im Niedergang sein Fahrzeug und riß dasselbe wieder aus der Einfahrt zurück.
    „Hallo-o-oh!“ rief es da von dem Korallenring aus, und als ich mich seitwärts wandte, sah ich den Steuermann mit den Seinen herausspringen.
    Der Maat hatte den Pfeilschuß fälschlicherweise für das Signal gehalten und machte jetzt meinen ganzen Plan zunichte. Die Verfolger hatten mich zwar bereits gesehen, ohne deshalb von ihrem Vorhaben abzulassen; als sie aber erkannten, daß die Insel von einer ganzen Truppe europäisch gekleideter Männer besetzt war, beschlossen sie den Rückzug, zogen schleunigst die Segel wieder auf und ruderten von dannen.
    Ich schritt jetzt nach dem Strand, wo Potomba auf die Knie gesunken war.
    „Bapa kami iang ada de surga, kuduslah kiranja namamu“ hörte ich ihn beten nach dem Wortlaut, den die von der Mission Bekehrten anzuwenden pflegen. Dann sprang er freudig auf und rief: „Ich bin gerettet! Sie fliehen, und ich brauche keinen zu töten. Bald hätte mein Pfeil Anoui, den falschen Priester, getötet, der doch der Vater meines Weibes ist!“
    Nur die Not hatte ihn also zur Gegenwehr genötigt, und ich erkannte in seinem jetzigen Ausruf und dem vorgehenden Dankgebet eine fromme, wahrhaft christliche Gesinnung, welche unter den Bekehrten in dieser Herzensaufrichtigkeit nicht sehr häufig angetroffen wird und dem jungen Mann sofort mein Wohlwollen erwarb. Jedenfalls war er nicht aus Berechnung, sondern aus wirklicher Überzeugung Christ geworden.
    „Wer ist Anoui?“ fragte ich ihn.
    „Der Priester von Tamai.“
    Ich besann mich.
    „Liegt Tamai nicht auf Eimeo, der Nachbarinsel von Tahiti?“
    „Ja, Sahib. Tamai liegt nicht weit von der Bai von Opoauho. Pareyma, mein Weib, ist die Tochter des Priesters, denn ich bin ein Ehri, und ein Ehri nimmt sich nur die Tochter eines Fürsten oder Priesters zur Frau. So lange Tahiti steht, hat noch niemals ein Ehri die Tochter eines Meduah (Vasallen) oder eines Towha und Rattirha (geringere Lehnsleute) in sein Haus geholt, und die Töchter der Mahanunen (Bauern) und Tautau (Diener und Sklaven) kennt er nicht.“
    „Und warum ist jetzt Anoui dein Feind?“
    „Weil ich Christ geworden bin. Er hat mir Pareyma, die Perle meines Lebens, abverlangt, aber ich gab sie ihm nicht. Da verklagte er mich bei den Ingli, welche nicht an die mitonare (heilige) Jungfrau Marrya glauben, und sie halfen ihm; ich aber ging zu den Franki, welche viele mitonare Männer und Frauen im Himmel des guten Bapa haben, und sie halfen mir; ich durfte Pareyma in meinem Haus behalten, obgleich sie mir nicht der Mitonare, sondern unser Priester gegeben hat, als ich noch ein Heide war. Dann mußte ich fort nach den Tubai-Inseln, um Kleider, Waffen und Perlen umzutauschen; denn seit die Europäer zu uns gekommen sind, ist alles anders und böser geworden, und selbst wer früher ein Fürst war, muß durch Arbeit oder Handel Geld verdienen. Als ich die Inseln von Tubai verließ, lauerte er mir auf, um mich zu töten und mir den Reichtum zu nehmen, den ich bei mir führte.“
    „Getötet hat er dich nicht, wie ich sehe; aber deine Habe – hast du sie hier im Boot?“
    „Nein. Er bekam beides nicht, mein Leben und mein Eigentum, denn meine Hand ist stärker als die seine, und sein Verstand ist dunkler als der Verstand eines Ehri. Als ich ihn mit seinen Booten nahen sah, fuhr ich ihm entgegen und sandte meine Diener mit den Kähnen, auf denen sich meine Habe befand, auf einem Umweg nach Papetee. Ich aber lockte ihn bis hierher, wo ich ihn hätte töten müssen, wenn er nicht geflohen wäre.“
    Sein Auge leuchtete, und seine dunkle Wange brannte vor Erregung; er

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