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330 - Fremdwelt

330 - Fremdwelt

Titel: 330 - Fremdwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Zybell
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– als würde eine Hochzeit oder etwas ähnlich Aufregendes bevorstehen.
    Gedrängt, geschoben und gezogen von zahllosen verzerrten Armen und die Ohren taub von dem begeisterten Geschrei, blieb Matt und Xij gar nichts anderes übrig, als sich mit der Menge zu jener Pyramidenhütte und dann die große Treppe hinauf zu deren Veranda treiben zu lassen.
    Es war eher ein Haus als eine Hütte, beinahe eine Halle: sechseckig, mit steinernen Mauern, steinernen Tragsäulen und einem Kuppeldach, alles auf abstruse Weise verzerrt. Eine Art Tempel, vermutete Matt Drax. Die breite Treppe führte zu einem großen offenen Portal hinauf. Vor ihr blieb der gesamte Stamm stehen. Nur der Häuptling, Faultier, stieg die ersten drei Stufen hinauf.
    »Menschenopfer«, flüsterte Xij Hamlet plötzlich. Sie versuchte durch das Portal in das eigenartige Gebäude hineinzuspähen. »Da drin steht eine Art Altar! Verdammt, Matt – hat es nicht früher mal Menschenopfer gegeben in Mexiko?«
    »Das ist lange her.« Ein Inka oder Maya schien nicht zu Xijs vergangenen Existenzen zu gehören. Oder konnte sie vor lauter Angst nicht mehr klar denken. Matt sah sich unter den entzückten Indios um. »Aber das muss ja nichts bedeuten. Ich traue diesen Typen inzwischen alles zu.« Xij drängte sich an ihn; die Furcht stand ihr ins bleiche Gesicht geschrieben.
    Fieberhaft grübelte Matt Drax nach einem Ausweg, aber jetzt und hier hätte sie nicht mal die Laserpistole retten können, wenn sie funktioniert hätte: Schiefhals Workel, der sie immer noch um den Hals trug, stand mindestens zwanzig Meter entfernt auf der anderen Seite des Treppenaufgangs. Wie mindestens zwei Dutzend andere Indios auch, streckte er Arm und Zeigefinger in die Luft und rief immer wieder ein einzelnes Wort, das der Translator mit »Ich« wiedergab.
    »Was soll das?«, flüsterte Xij. Schweißperlen standen ihr auf der Stirn. »Das klingt ja, als wollten sie sich um irgendwas reißen!«
    »Fragt sich nur, um was.« Matt konzentrierte sich auf den Faultier-Chef, der oben auf der dritten Treppenstufe stand und mit seinem Teddy herumfuchtelte. Die Satzfetzen, die er in seiner Umgebung aufschnappte, bestätigten Xijs Verdacht: Faultier suchte einen Freiwilligen. Wofür, konnte Matt nicht ergründen. Offensichtlich aber war, dass viele Indios sich meldeten.
    Jetzt zog Faultier an der Kordel, drückte Teddy an sein verzerrtes Ohr, lauschte. Obwohl es schlagartig stiller wurde, konnte Matt nicht verstehen, welchen Spruch das Stofftier in diesem Moment absonderte. Das Schnarren aus dem Teddy verklang und Faultier deutete … auf den großen Schiefhals Workel.
    Der trommelte auf seiner verzerrten Brust herum und stimmte ein Triumphgeheul an. Die Fäuste schüttelnd, stapfte er die Treppe hinauf. Einige seiner Jäger schoben Matt und Xij mit schmerzhaften Speerstichen hinterher.
    Schiefhals Workel und Faultier traten zuerst in die kleine sechseckige Halle. Die bewaffnete Indio-Eskorte drängte Matt und Xij hinterher. Halbdunkel herrschte unter dem Kuppeldach. Nur durch das große Portal und durch ein kleines Fenster, das ihm genau gegenüberlag, fiel Tageslicht in den Raum.
    In seiner Mitte stand wie ein Tisch das etwa anderthalb Meter hohe Stück eines dicken Baumstammes. Drei Schritte entfernt um diesen zentralen Stamm waren sechs Liegen aus Holz sternförmig angeordnet. Faultier setzte den Teddy auf den Stamm. Schiefhals Workel streckte sich auf einer der Liegen aus, und zwar so, dass seine Füße zur Außenwand und sein verzerrter Kopf zum Stamm mit dem Bären zeigten.
    Faultier fuchtelte ungeduldig herum, deutete auf die freien Liegen und verzog seine Schnabellippen zu einem Schmollmund. Ein wenig beleidigt sah er aus; er konnte wohl nicht begreifen, dass Matt und Xij nicht längst Workels Beispiel gefolgt waren. Die Speere der Indio-Eskorte drängten das Paar zu zwei freien Liegen.
    »Menschenopfer scheidet aus«, raunte Matt, »sonst würde Workel sich wohl kaum so entspannt auf seiner Holzliege räkeln. Schau, was für vergnügte Grimassen er schneidet.«
    »Als erwarte er ein Geschenk.« Xij Hamlet rümpfte die Nase. »Ich will auf keinen Fall neben ihm liegen.«
    »Aber ich«, flüsterte Matt; er dachte dabei an die Laserpistole.
    Weil sie keine unmittelbare Gefahr erkennen konnten, gaben sie dem Druck ihrer Bewacher nach und legten sich ebenfalls auf die breiten Holzpritschen, Matt links neben Schiefhals Workel und Xij links neben Matt. Bevor er den Kopf auf die Fellrolle bettete,

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