34 - Sendador 01 - Am Rio de la Plata
warfen alle Waffen von sich. Einer folgte dem andern. Der Major sah nun ein, daß seine Weigerung fruchtlos sei. Seine Leute gehorchten ihm nicht mehr, und da es mit seinem persönlichen Heldentum im Angesicht des Todes auch nicht glänzend stand, so sagte er:
„Nun gut, für diesesmal haben Sie das Spiel gewonnen; hoffentlich aber beginnen wir baldigst eine neue Partie, welche Sie dann sicher verlieren werden. Ich ergebe mich!“
„Das ist überflüssig, denn wir haben Sie ja schon. Ich verlange von Ihnen den Befehl an Ihre Truppe, umzukehren und sich dem Obersten zu überliefern.“
Er rief seinen Leuten die betreffende Weisung zu, und sie gehorchten derselben mit größer Bereitwilligkeit. Diejenigen, welche uns nahe waren, wollten nicht erst umkehren, sondern gleich zu uns herüber, da ihnen der Rückweg als gefährlich erschien, aber ich duldete es nicht, da wir hier nicht zahlreich genug waren und auch nicht den genügenden Raum hatten, sie bei uns aufzunehmen. Sie mußten zurück, obgleich der Weg von Minute zu Minute gefährlicher wurde. Da sie gezwungen waren, sehr vorsichtig und langsam zu reiten, so kamen sie nur einzeln drüben an und konnten also ohne Mühe unschädlich gemacht werden. Ihre Pferde wurden zur Seite geschafft, ihre Waffen ebenso. Sie mußten sich lagern und wurden eng umschlossen. Keinem von ihnen kam wohl der Gedanke, daß er jetzt noch fliehen könne.
Da der Sumpfpfad zu sehr gelitten hatte, so war es für uns gefährlich denselben zu benutzen. Wir machten also einen Umweg am Fluß entlang, bis wir rechts abbiegen konnten und nun von dieser Seite zu dem Oberst stießen. Der Major hatte gehen müssen. Als wir drüben anlangten, stellte er sich dem Genannten mit den Worten vor:
„Señor, heute war das Glück für Sie. Ich hoffe, Sie werden Ihr Verhalten nach der Überzeugung richten, daß es nächstens gegen Sie und für uns sein kann!“
Der Angeredete warf ihm einen verächtlichen Blick zu und antwortete:
„Ich mache mein Verhalten nie vom Glück, sondern nur von meiner Pflicht abhängig. Wer seiner Pflicht untreu wird, hat von mir weder Achtung noch Rücksicht zu erwarten. Sie sind ein Aufrührer, der seinen Eid gebrochen hat. Als Anführer von Empörern sind Sie als der Verführer derselben zu betrachten und also zehnfach straffällig. Ihr Rang ist für mich nicht ein Grund, Sie besser zu behandeln als die Irregeleiteten, sondern in ihm liegt für mich die Aufforderung, so streng wie möglich gegen Sie vorzugehen. Weiter habe ich Ihnen nichts zu sagen!“
Er wandte sich ab. Der Major rief ihm zornig nach:
„Sie haben uns nur durch Verrat in Ihre Hände bekommen. Ein Mann, der seine Erfolge einem Verräter verdankt, sollte sich hüten, so stolze Worte zu sprechen!“
Und zu Antonio Gomarra gewendet, fuhr er fort:
„Du bist es, der uns in diese Falle gelockt hat. Hüte dich, je einmal in meine Hand zu geraten. Der Strick würde dir sicher sein!“
„Nun, wenn es so wäre, so dürften am allerwenigsten Sie mich anklagen, der Sie selbst ein Verräter an dem Präsidenten sind, dem Sie Treue geschworen haben. Wer ist da ein größerer Halunke, Sie oder ich?“ antwortete Gomarra.
„Schurke, kommst du mir so? Ich erwürge dich!“
Er sprang auf Gomarra ein. Der Oberst aber trat schnell zwischen beide und gebot seinen Leuten:
„Bindet ihn, damit er einsehe, daß er ohne meine Erlaubnis weder etwas sagen noch unternehmen darf. Überhaupt werden allen Gefangenen die Hände mit ihren eigenen Lassos gebunden; dann mögen sie in die Sättel steigen, und wir brechen auf! Ich will nach Palmar und habe keine Zeit zu verlieren.“
Dieser Befehl, gegen den sich die entwaffneten Gegner nicht wehren konnten, wurde sofort ausgeführt. Die erbeuteten Lassos bildeten die Fesseln; die Waffen wurden unter die Sieger verteilt. Dann nahmen wir die Gefangenen zwischen uns und brachen auf, um der Stadt Palmar und neuen Ereignissen entgegenzureiten. –
KARL MAY
Reiseerzählungen in Einzelausgaben
1
Winnetou, Band 1
2
Winnetou, Band 2
3
Winnetou, Band 3
4
Winnetou, Band 4
5
Der Schatz im Silbersee
6
Weihnacht
7
Old Surehand, Band 1
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10
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Durch Wüste und Harem
13
Durchs wilde Kurdistan
14
Von Bagdad nach Stambul
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In den Schluchten des Balkan
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Durch das Land der Skipetaren
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