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37 - Satan und Ischariot I

37 - Satan und Ischariot I

Titel: 37 - Satan und Ischariot I Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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später im Vertrauen mit, daß sie eine außerordentlich resolute Dame sei; da sie aber, sooft ich sie sah, entweder schlummerte oder wirklich schlief, so hatte ich leider nicht das Glück, einem vulkanischen Ausbruch ihres energischen Temperaments beizuwohnen. In der vierten Hängematte entdeckte ich einen ringartigen grauleinenen Gegenstand, den ich beinahe für einen Rettungsgürtel, wie man sie auf Seeschiffen sieht, gehalten hätte. Bei näherer Betrachtung aber gelangte ich zu der Einsicht, daß sich aus diesem Gürtel erforderlichenfalls etwas Edleres entwickeln könne, weshalb ich ihm einen leichten Schlag versetzte. Der Ring geriet darauf in Bewegung; er löste sich. Es kamen Arme und Beine zum Vorschein, sogar ein Kopf; der Rettungsgürtel öffnete sich vollständig, sprang aus der Hängematte und verwandelte sich in ein kleines hageres, sehr eng in graues Leinen gekleidetes Männchen, welches mich überrascht betrachtete und dann in zornig sein sollendem, aber nur vorwurfsvoll klingendem Ton fragte:
    „Was wollen Sie, Señor? Warum stören Sie meine Siesta? Warum sind Sie überhaupt noch wach und munter? In dieser tödlichen Hitze schläft doch jeder vernünftige Mensch!“
    „Ich suche den Wirt“, antwortete ich.
    „Der bin ich. Don Geronimo ist mein Name.“
    „Ich komme soeben in Guaymas an und suche ein Schiff. Kann ich bei Ihnen wohnen?“
    „Wollen dann sehen; jetzt aber schlafen Sie, dort in einer der Hängematten.“
    Er deutete nach der anderen Seite.
    „Ich bin auch müde“, antwortete ich, „aber ich habe Hunger.“
    „Später, später! Schlafen Sie nur erst!“ forderte er mich dringend auf.
    „Und Durst!“
    „Jawohl, jawohl! Es wird für alles gesorgt werden; aber schlafen Sie, schlafen Sie doch nur!“
    Nachdem er vorher leise gesprochen hatte, war er jetzt lauter geworden. Die anderen Hängematten begannen zu schaukeln; darum raunte er mir warnend zu:
    „Sprechen Sie nicht weiter, sonst erwacht Doña Elvira! Schlafen Sie, schlafen Sie!“
    Er schwang sich in die Hängematte und rollte sich wieder zu einem Ring zusammen. Was war da zu tun! Ich ließ den Rettungsgürtel mit seiner Familie weiter schlafen, schlich, um niemanden aufzuwecken, mit leisen Schritten zur Hintertür hinaus und gelangte in einen ziemlich großen Hof. In einer Ecke desselben war aus Stangen und Maisstroh ein Dach errichtet, unter welchem einige Gerätschaften aufbewahrt wurden. Auch ein Haufen Maisstroh lag da, daneben ein großer Hund, welcher an einer Kette befestigt war. Das Stroh bildete jedenfalls ein besseres Lager als eine der Hängematten drin; ich näherte mich also dem Haufen, ein wenig besorgt, daß der Hund Lärm machen und Doña Elvira wecken werde; aber diese Sorge war unnötig, denn – – – der Kerl schlief auch! Er öffnete zwar die Augen für einen Moment, schloß sie aber sofort wieder und sagte nichts dazu, als ich mir aus dem Stroh ein Lager bereitete und mich dann auf dasselbe ausstreckte. Meine beiden Gewehre im Arme, schlummerte ich ein und schlief infolge meiner Ermüdung so gut und so fest, daß ich erst erwachte, als eine Hand meinen Arm schüttelte. Es war am späten Nachmittag; der kleine Wirt stand vor mir und sagte:
    „Señor, erheben Sie sich! Es ist an der Zeit, die Entscheidung zu treffen.“
    „Welche Entscheidung?“ fragte ich, indem ich aufstand.
    „Ob Sie bei mir bleiben dürfen oder nicht.“
    „Warum bedarf es denn da einer Entscheidung?“ Ich sprach diese Frage aus, obgleich ich mir sehr wohl denken konnte, was er meinte, und betrachtete mir das Männchen genauer, als ich es am Mittag hatte tun können. Es war wirklich sehr, sehr klein und zum Erschrecken mager. Er trug das Haar ganz kurz geschoren, fast wie rasiert. Seine scharfen Züge hatten einen klugen und dabei höchst gutmütigen Ausdruck.
    „Doña Elvira will, daß ich nur Caballeros bei mir aufnehme“, antwortete er, „und Sie werden zugeben, daß Sie nicht den Eindruck eines solchen machen.“
    „Wirklich?“ mußte ich lächelnd fragen, indem ich zu ihm niederblickte. „Meinen Sie, daß nur der ein Caballero ist, der in einem neuen Anzug steckt?“
    „Nein; denn es kann auch einem feinen Mann geschehen, daß er gezwungen ist, die Schönheit des Äußeren außer acht zu lassen; aber Doña Elvira hat einen sehr ausgeprägten Sinn für diese Schönheit und fühlt sich von Ihnen abgestoßen.“
    „Hat sie mich denn gesehen? Die Dame schlief ja, als ich kam.“
    „Sie schlief allerdings;

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