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39 - Satan und Ischariot III

39 - Satan und Ischariot III

Titel: 39 - Satan und Ischariot III Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ließ mir das aber natürlich nicht merken. Das Weib war von Jonathan Melton getäuscht worden, doch fiel es mir gar nicht ein, ihr das zu sagen. Ich betrachtete sie trotz oder auch wegen ihrer Schönheit als den Regenwurm an meiner Angel, mit welcher ich die Meltons fangen wollte.
    „Ja“, antwortete sie. „Mein Schloß liegt zwischen den Gebieten dieser Indianer, am kleinen Colorado und zwar am ersten linken Nebenflüßchen desselben.“
    „Dann muß die Lage Ihres Schlosses eine hochromantische sein, denn wenn ich mich nicht irre, so entspringt das Nebenflüßchen auf dem nördlichen Abhang der Sierra Bianca?“
    „Allerdings.“
    „Auf deren Südseite es Apachen und Pimo-Indianer gibt?“
    „Ja. Wir sind damals durch das Gebiet derselben gezogen.“
    Sie ahnte nicht, mit welcher heimlichen Freude ich ihre Antworten hörte. Ich sprach meine Fragen mit der gleichgültigsten Miene aus, und sie war so vertrauensselig und unbefangen, sie mir ohne allen Anstand, ja ohne das geringste Zögern zu beantworten.
    „Es ist eine sehr abgelegene Gegend“, fuhr ich fort. „Ich bezweifle, daß Hunter sich ohne Sie zurechtfinden wird.“
    „Das hat er auch nicht nötig; ich werde ihn führen.“
    „Sie? Befindet er sich denn noch hier?“
    „Das fällt ihm natürlich nicht ein. Wir haben eine Zusammenkunft verabredet. Und selbst wenn ich ihn verfehle, so hat er zwei erfahrene Westmänner dort zu erwarten, welche mein Schloß ganz sicher finden würden.“
    „Kennen Sie dieselben?“ fragte ich in der Überzeugung, daß mit den Westmännern sein Vater und sein Oheim gemeint seien.
    „Ich nicht.“
    „Ist es da nicht unvorsichtig gewesen, sich ihnen anzuvertrauen?“
    „Nein. Er hat mir versichert, daß sie die besten Freunde von ihm sind. Der eine ist der Diener, welcher hier bei ihm war.“
    „Ah so? Die beiden sind mit ihm fort?“
    „Nein. Jeder ist einzeln abgereist, weil die ganze Angelegenheit als Geheimnis behandelt werden muß, und weil drei Reisende weit mehr auffallen als einer. Sie treffen an unserem Rendezvous in Albuquerque zusammen.“
    „Also droben in New-Mexiko?“
    „Ja, bei einem gewissen Plener, welcher einen großen, sogenannten Salon mit Kosthaus besitzt.“
    „Da werden sie den Verhältnissen angemessen vortrefflich aufgehoben sein. Aber Sie – warum befinden Sie sich noch hier? Warum sind Sie nicht gleich mit?“
    Sie machte eine komisch-wichtige Miene und antwortete:
    „Ich habe noch einige Zeit als Sicherheitsposten hier sitzen zu bleiben.“
    „Sicherheitsposten? Die Sache wird immer interessanter!“
    „Oh, sie ist auch interessant, hochinteressant! Man wird nämlich nachforschen, ob Señor Hunter, mein Verlobter, den Bedingungen etwa nicht nachkommt und, statt nach Indien zu gehen, sich hier im Lande versteckt.“
    „Wirklich? Wer könnte ein Interesse haben, sich darum zu bekümmern?“
    „Ein Verwandter, dem in diesem Fall die Erbschaft zufallen würde.“
    „Wetter! So eine Person könnte freilich höchst störend werden. Wer ist denn der Mann?“
    „Ein deutscher Präriejäger, der sich mit einem englischen Westmann und einem Indianer verbunden hat, die Nachforschungen anzustellen.“
    „Wie heißen die drei?“
    „Das weiß ich nicht; ich habe nicht nach ihren Namen gefragt.“
    „Und doch sitzen Sie als Wächterin hier? Sie müssen doch die Leute kennen, auf welche Sie aufzupassen haben!“
    „Ist nicht nötig. Zum Aufpassen ist ein anderer angestellt, welcher mir Nachricht geben wird. Ist dies bis jetzt und einer Woche nicht geschehen, so reise ich nach Albuquerque ab.“
    „Aber Sie kennen doch wenigstens den Mann, welcher Ihnen die Nachricht bringen soll?“
    „Gesehen habe ich auch ihn noch nicht. Er ist ein Handelsmann, welcher unweit von hier in einem Hinterhaus wohnt. Der andere Freund Hunters hat bei ihm logiert und ihm den betreffenden Auftrag erteilt – entschuldigen Sie, Señor, es hat geklingelt!“
    Ich hatte das Klingeln auch gehört; sie stand vom Diwan auf und trat unter die Portiere, welche das Zimmer, in dem wir uns befanden, von dem vorderen trennte, durch welches ich gekommen war. Die Indianerin öffnete vorn und sagte einen Namen, den ich nicht verstand.
    „Mag hereinkommen!“ sagte Judith, indem sie vorwärtsging und die Portiere hinter sich fallen ließ. Ich war allein und hörte nun folgendes Gespräch, obgleich ich derjenige war, der es am wenigsten hören sollte:
    „Sind wir allein?“ fragte nach der kurzen Begrüßung eine

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