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40 - Im fernen Westen

40 - Im fernen Westen

Titel: 40 - Im fernen Westen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Gewissen zu verfahren.“
    Ein einziger Blick machte Säumen alles klar. Jetzt war alles entdeckt, und die Stunde der Abrechnung hatte geschlagen. Er wollte um keinen Preis als entlarvter Missetäter vor den Frauen stehen, und der gegenwärtige Augenblick, in welchem die Aufmerksamkeit aller auf das Papier gerichtet war, bot ihm die beste Gelegenheit zur Flucht. Mit einem raschen Sprung stand er vor der Tür, riß sie auf, schlug sie hinter sich wieder zu und drehte den Schlüssel um. Dann eilte er die Treppe hinunter und wollte eben auf die Straße treten, als er die kräftige Gestalt des Schmieds an dem gegenüberliegenden Haus lehnen sah. Schnell entschlossen trat er zurück und öffnete das untere Gastzimmer, um durch dasselbe in den Hofraum und von da durch den Garten ins Freie zu kommen. In der Stube trat ihm der Wirt entgegen.
    „Der Herr Baron wollen noch ein wenig frische Abendluft schöpfen?“
    „So ist es.“
    „Dann nehmen Sie sich in acht vor –“
    Säumen vernahm die übrigen Worte nicht. Er hatte keine Zeit, auf den Mann zu hören und schlug den kürzesten Weg quer über den Hof ein, nach einer Stelle, wo er eine Öffnung in der Mauer zu bemerken glaubte.
    Seine plötzliche Entfernung hatte ihn zwar aus der unmittelbaren Nähe der Feinde gebracht, diesen aber noch nicht die nötige Besinnung geraubt. Der Schornsteinfeger eilte an die Tür, um dieselbe durch einen kräftigen Druck aufzusprengen aber sein Bruder rief ihn zurück.
    „Halt, Emil, das dauert zu lange. Durch die Hintertür entkommt er nicht; dahin habe ich deinen Gräßler gestellt. Er wird durch den Garten gehen. Dort steht Thomas: aber der ist wohl nicht stark genug.“ Er riß die Tür zu dem Hinterzimmer auf, öffnete das Fenster, und ohne ein Wort zu verlieren oder auf die Zurufe und Fragen der Frauen zu hören, standen die beiden Brüder im nächsten Augenblick im Garten.
    Der Flüchtling konnte noch hier sein, da sie den kürzesten Weg eingeschlagen hatten, und so lauschten sie aufmerksam auf sein Kommen. Da ertönte vom Hof her ein lautes Krachen, welchem ein Schreckensruf folgte.
    „Rasch, Emil!“ rief der Polizist. „Er ist in den alten Brunnen gestürzt, welchen ich heute dort an der Mauer bemerkt habe. Der Wirt hat eine Reparatur daran vornehmen lassen und die Öffnung jedenfalls nur leicht verdeckt.“
    Als sie an der Stelle ankamen, wollten sie eben über die Mauer steigen, als sie bemerkten, daß der Wirt mit einigen seiner Gäste herbeieilte, welche das Krachen und den Schrei vernommen hatten.
    „Bleib hier! Die dürfen nicht wissen, daß wir ihn verfolgen und er also geflohen ist.“
    „Du hast recht. Er muß im Auge eines jeden anderen der Baron Säumen bleiben, um unserer Frauen willen. Die da drüben sind Manns genug, um das Notwendige zu tun.“
    Über den Zaun springend, kehrten sie durch die Straße in das Haus zurück, wo die Damen ihrer voller Angst warteten und sie um Aufklärung baten.
    „Nachher, liebe Tante; denn ich sehe, daß die Verschwiegenheit jetzt zu Ende gehen muß. Für diesen Augenblick aber werden wir in Anspruch genommen sein. Ich höre jemanden kommen, jedenfalls ist es der Wirt.“
    Wirklich trat der Genannte ein und meldete nach einer Bitte um Entschuldigung und Fassung, daß dem Herrn Baron von Säumen ein großes Unglück passiert sei.
    „Er schien große Eile zu haben und hörte meine Warnung gar nicht, die ich ihm in betreff des Brunnens nachrief. Leider ist diese nur zu begründet gewesen, denn –“
    „Ich ahne, um was es sich handelt. Wir werden sofort unten sein. Lassen Sie schnell einen Arzt kommen!“ schnitt ihm Winter die Rede ab. Der Arme war so voller Angst, daß ihm dicke Schweißtropfen auf der Stirn standen und er die Worte mehr stotterte, als sprach. Er zog sich eilig zurück.
    „Mein Gott, so sprecht doch!“ rief die Baronin.
    „Lies hier dieses Blatt, Tante, während wir hinunter spazieren. Es wird dir alles sagen, und was dir noch unverständlich ist, kann Wanda dir während unserer Abwesenheit erklären.“
    „Ich bin nicht schuld!“ rief ihnen der Wirt bei ihrer Ankunft entgegen. „Ich habe ihn gewarnt, und nun ist er jedenfalls tot. Der Brunnen war fast bis oben voll Wasser, welches durch unreinen Zufluß so ungenießbar geworden war, daß wir lange Zeit gar nicht davon geschöpft haben.“
    „Ich habe ihn, ich habe ihn!“ rief plötzlich die Stimme des Hausknechts, welcher mit einer Stange das Wasser sondierte. „Der ist tot! Laternen her und dort

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