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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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hat mit Ihnen von mir gesprochen? Woher kommen Sie?“
    „Dieser Herr hat mir von Ihnen erzählt.“
    Er zeigte dabei auf den Grafen. Sternau betrachtete denselben. Seine Wangen röteten sich, und seine Augen leuchteten.
    „Sie sagten ‚dieser Herr‘, aber Sie wollten stattdessen ‚dieser Señor‘ sagen?“ fragte er.
    „Allerdings“, antwortete der Kapitän erstaunt.
    Da richtete sich die Gestalt Sternaus hoch empor; seine Brust tat einen tiefen, kräftigen Atemzug und dann rief er:
    „Ich bat Sie, mir zu sagen, woher Sie kommen; aber ich will –“
    „Wir kommen aus – – –“, wollte der Kapitän antworten.
    „Aus Härrär“, fiel aber Sternau ein.
    „Ja, aus Härrär“, antwortete der Kapitän noch erstaunter als vorher.
    „Und dieser Señor ist Don Ferdinande de Rodriganda?“ fuhr Sternau fort.
    „Ja, der bin ich!“ sagte jetzt zum ersten Mal der Genannte, und zwar in spanischer Sprache.
    „O mein Gott, ich zog aus, Sie zu retten, und nun kommen Sie, mich selbst zu erlösen! Ich habe Sie an Ihren Zügen erkannt; Sie sind Don Emanuel so außerordentlich ähnlich.“
    Er breitete die Arme aus, und die beiden Schwergeprüften, die einander noch nie gesehen hatten, lagen einander so fest und innig am Herzen, als ob sie bereits von ihrer Geburt an Freunde gewesen seien.
    „Uff!“ rief es da von einer der Hütten her. Und diesem Ruf folgte nach einer Pause übermächtigen Erstaunens ein dreifaches „Uff! Uff! Uff!“
    ‚Bärenherz‘, der Häuptling der Apachen, war aufgewacht, hatte die Stimmen vernommen und bei seinem Austritt aus seiner Hütte diesen Ruf ausgestoßen. Sogleich wurden die Türfelle der nebenstehenden Hütte zurückgeschoben, und es erschien ‚Büffelstirn‘, der Häuptling der Mixtekas. Sein Blick fiel auf die beiden Fremden und blieb auf dem Grafen haften. Er tat einen gewaltigen Sprung vorwärts und rief:
    „Uff! Don Ferdinande!“
    Er hatte ihn früher einmal auf der Hacienda del Erina bei Pedro Arbellez gesehen und jetzt sofort wiedererkannt. Auch der Graf erkannte ihn.
    „‚Büffelstirn‘!“ rief er.
    Seine Arme ließen Sternau los, und im nächsten Augenblick lag der Häuptling an seiner Brust. Ein spanischer Graf und ein halbwilder Indianer; das Entzücken macht alle gleich, und in Beziehung auf das Herz waren sich diese beiden vollständig ebenbürtig. Keiner von den Anwesenden dachte in diesem Augenblick an die Unterschiede, welche doch nur auf äußerliche Rangverhältnisse gegründet sind.
    Die Ausrufe der beiden Indianer waren so laut gewesen, daß auch die anderen Schläfer erwachten. Die beiden Helmers erschienen und nach ihnen eine Frauengestalt – Karja, die Tochter des Mixtekas. Sie alle trugen ähnliche Kleidung wie Sternau, nur daß die Hüte fehlten, doch machten sie keineswegs den Eindruck von Wilden oder verwilderten Menschen.
    Die nun folgende Szene läßt sich ahnen, aber nicht beschreiben. Keine Hand ist geschickt und keine Feder mächtig dazu. Laute Jubelrufe erschollen und dazwischen Hunderte von Fragen. Einer flog aus den Armen des andern in die des dritten. Sie eilten um die Anhöhe herum, um das Schiff zu sehen, und als sie es erblickten, schlugen sie die Arme in die Luft und machten Bewegungen, als ob sie unsinnig seien.
    Nur einer verhielt sich, obzwar auch erfreut, doch ruhiger wie die anderen – Anton Helmers, von den Indianern ‚Donnerpfeil‘ genannt. Auch in seinen Augen glänzten die Tränen des Entzückens, aber seine Freude war mit Schmerz gemischt.
    Der Kapitän bemerkte dies. Er trat zu ihm und sagte:
    „Sie freuen sich nicht auch, endlich Erlösung zu finden?“
    „O ich freue mich“, lautete die Antwort; „aber meine Freude würde eine hundertfache sein, wenn – – –“
    Er vollendete den Satz nicht, sondern schwieg.
    „Wenn – – –? Bitte, fahren sie fort.“
    „Wenn sie noch von jemand geteilt werden könnte.“
    „Darf ich fragen, wer dieser jemand ist?“
    Anton Helmers schüttelte wehmütig den Kopf und wendete sich ab. Der Kapitän fand nicht weiter Zeit, in ihn zu dringen, denn Sternau trat zu ihm und fragte:
    „Herr Kapitän, dürfen wir an Bord gehen?“
    „Natürlich! Freilich!“ lautete die Antwort.
    „Aber gleich, sofort?“
    „Um die Insel zu verlassen?“ lächelte Wagner.
    „Nein, sondern um den Fuß auf das Fahrzeug setzen zu können, welchem wir unsere Rettung zu danken haben werden.“
    „Gut! Kommen Sie! Es ist im Boot Raum für uns alle.“
    Jetzt begann ein wahrer

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