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45 - Waldröschen 04 - Verschollen

45 - Waldröschen 04 - Verschollen

Titel: 45 - Waldröschen 04 - Verschollen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ERSTES KAPITEL
    Kurzes Glück
    „Wir lagen in des Kerkers Nacht,
   Zu uns kein Ton des Lebens drang,
Die Toten hatten uns bewacht,
   Uns selbst, uns wurde sterbensbang.
    Und nun uns die Erlösung schlug,
   Und als uns die Errettung kam,
Da ward die Freiheit uns zum Trug,
   Und doppelt bitter ist der Gram.“
    Im Norden der Mapimi, da, wo von Südwest aus der Gegend von Cosihuirachi her mehrere größere Wasser die Hochebene durchfließen, um sich dann von dem Plateau hinab in den Rio grande del Norte zu stürzen, entlocken diese Wasser dem sonst unfruchtbaren Boden eine üppige Vegetation. Es gibt fruchtbare Weidestrecken, welche von dichten Wäldern umschlossen werden, die sich hinab nach Sonora, der nordwestlichen Provinz von Mexiko, erstrecken, wo sie sich dann in die leblosen Ebenen der Apacheria verlieren, denen dann weiter im Norden durch den Rio Gila einige Fruchtbarkeit abgezwungen wird.
    Einer dieser Wälder war derjenige, an welchem die Apachen unter Anführung Sternaus, ‚Büffelstirns‘ und ‚Bärenherzens‘ vorüberritten. Sie hatten während des ganzen Rittes keinen einzigen Menschen gesehen und hielten sich für vollständig sicher und unbeobachtet.
    Hätte der Wald einen geringeren Umfang gehabt, so wäre er ganz gewiß von ihnen umstellt und durchsucht worden, dies war aber bei seiner ganz bedeutenden Größe vollständig unmöglich, und so begnügte man sich, an ihm vorüber zu reiten und nichts als seinen Saum zu durchforschen.
    Zu ganz derselben Zeit hätte ein aufmerksamer Beobachter in der Tiefe des Waldes ein leises aber ununterbrochen sich fortbewegendes Geräusch vernehmen können. Bald klang es wie das Knicken eines kleinen, dürren Zweiges, bald wie das Zusammenreiben von Blättern, an welche jemand stieß. Dieses Geräusch blieb nicht an einer Stelle, sondern es bewegte sich fort, nach dem Rande des Waldes hin. Endlich erklangen sogar einige flüsternde Worte:
    „Hat mein Bruder gelernt, sich unhörbar zu bewegen?“
    Darauf hätte man eine ebenso leise geflüsterte Antwort hören können:
    „Unter den Bäumen ist es dunkel. Hat mein Bruder etwa die Augen einer Katze, daß er alle Zweige und Blätter erkennen kann?“
    Darauf wurde es wieder still, nur ein geheimnisvolles Rauschen ließ sich hören. Da verstummte auch dieses, und nach kurzer Zeit lispelte es:
    „Warum steht mein Bruder? Hat er etwas gehört?“
    „Ja, er hörte das ferne Schnauben eines Pferdes.“
    Da erklang dasselbe Schnauben abermals und zwar in größerer Nähe.
    „Es kommen Reiter. Hier ist eine große Weymouthskiefer, wer oben in den Zweigen sitzt, kann nicht gesehen werden und hat die Prärie vor sich liegen.“
    Es waren zwei Indianer, welche dieses Gespräch führten. Derjenige von ihnen, welcher die letzten Worte gesprochen hatte, umfaßte den Stamm und kletterte empor, der andere folgte ihm. Beide kletterten den Stamm empor wie Eichkätzchen; sie zeigten eine solche Gewandtheit, daß nicht das geringste Geräusch zu vernehmen war. Als sie oben zwischen den dicht benadelten Ästen saßen, waren sie von unten unmöglich zu bemerken. Sie hatten ihre Waffen an sich hängen, wurden von denselben jedoch nicht im mindesten belästigt.
    Kaum saßen sie fest, so hörten sie nahende Schritte. Es waren diejenigen Apachen, welche von ihren Pferden gestiegen waren, um den Rand des Gehölzes zu untersuchen. Man konnte sie von oben nicht sehen. Als sie, dem Geräusch nach, vorüber waren, ertönte draußen lautes Pferdegetrappel und die Truppe ritt vorüber.
    „Uff!“ flüsterte der eine Indianer. „Apachen!“
    „In den Farben des Krieges!“ fügte der andere bei.
    „Es sind Bleichgesichter bei ihnen.“
    „Vier! Uff! Uff!“
    Die beiden letzten Worte waren in einem solchen Ton der Überraschung geflüstert, daß der andere leise fragte:
    „Worüber wundert sich mein Bruder?“
    „Kennt mein Bruder das große, starke Bleichgesicht, welches an der Spitze reitet?“
    „Nein.“
    „Es ist der ‚Fürst des Felsens‘. Ich habe ihn gesehen, vor drei Wintern, als ich in der Stadt war, welche die Bleichgesichter Santa Fé nennen.“
    „Uff! Das ist das tapferste Bleichgesicht, welches es gibt! Aber kennt mein Bruder die beiden Häuptlinge, welche daneben reiten?“
    „Der eine ist ‚Bärenherz‘, der Apachenhund.“
    „Und der andere ist ‚Büffelstirn‘, der Mixtekas. Wir wollen sehen, wie viele reiten.“
    Ihr Sitz war so hoch, daß sie über die Wipfel des Waldrandes hinausblicken und

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