52 Verfuehrungen - Ein Paar Holt Sich Die Lust Zurueck -
gewisse Ähnlichkeit mit der Stirn der Klingonen. Nach Aussage des Herstellers erfüllt jede Vertiefung und Ausbuchtung eine andere Funktion. Dazu gibt es sogar ein quasi wissenschaftliches Diagramm. Ich klappe das Ding zu und stecke ein paar Finger hinein. Ich bin mir zwar nicht sicher, ob ich verschiedene Stellen unterscheiden
kann, aber ich muss zugeben, dass es sich ziemlich gut anfühlt. Fast erotisch.
Als Herbert nach Hause kommt, verbringt er viel Zeit mit dem Studieren der Gebrauchsanweisung. Wie schwer kann das denn sein? Du steckst einfach dein Ding da rein, oder? Ich verkneife mir, das laut zu sagen, denn es ist doch schön, wie intensiv er sich mit seinem neuen Spielzeug beschäftigt.
»Was willst du denn tun, während ich es benutze?«, fragt Herbert.
»Keine Ahnung. Zuschauen? Nicht zuschauen? Mir ist beides recht.«
Dabei belassen wir es. Aber etwas später höre ich Musik aus dem Wohnzimmer, und Herbert ruft: »Beeil dich mal, ich friere schon.«
Er sitzt nackt auf dem Sofa und sieht sich eine Bettie-Page-D V D an, die er vor ein paar Wochen in einer Kunstgalerie gekauft hat.
»Ganz schön retro«, sage ich.
Herbert grinst nur.
Das Flip Hole wurde mit drei verschiedenen Gleitgelproben geliefert. Herbert entscheidet sich für »wild«, nicht für »echt« oder »sanft«. In meinen Augen war das ziemlich vorhersehbar. »Sanft« zu nehmen wäre doch so, als würde man Kondome der Größe S kaufen. Bestimmt will jeder Mann lieber ein »wildes« als ein »sanftes« Erlebnis.
Wie auch immer, das Flip Hole scheint seinen Zweck jedenfalls zu erfüllen. Ich bemühe mich sehr, es nicht komisch zu finden, doch das fällt mir nicht leicht. Ich schätze, der Grund,
warum Männer Frauen gern beim Benutzen von Sex Toys zusehen, ist, dass sie so mehr zu sehen bekommen. Beim Flip Hole gibt es jedoch nichts zu sehen, nur eine rüttelnde Bewegung.
»Spürst du die ganzen verschiedenen Stellen?«, frage ich.
»Nein, aber es ist trotzdem schön, und könntest du bitte aufhören, mich auszufragen? Ich versuche hier, mich zu konzentrieren.«
Also halte ich mich zurück und übe mich in der männlichen Haltung – einfach nur zugucken. Herberts Beine sind angespannt, sein Gesicht nicht. Er atmet langsam bei geschlossenen Augen und scheint ganz in sich versunken. Herbert zuzuschauen ist intim, vertrauensvoll und weniger etwas, was mich anmacht, als vielmehr ein Akt der Liebe.
Als er kommt, legt er den Kopf in den Nacken, erschauert und schaut dann vom Flip Hole zu mir und wieder zurück.
»Schön?«, frage ich.
»Super. Aber jetzt komme ich mir ein bisschen blöd vor.«
»Dazu hast du überhaupt keinen Grund«, sage ich und küsse ihn. »Und ich kann mir jetzt wenigstens vorstellen, womit du dir hier zu Hause die Zeit vertreibst, wenn ich das nächste Mal allein ausgehe.«
Unser kleiner Haushalt scheint langsam wieder ins Gleichgewicht zu finden.
Kätzchen Elsie zeigt Anzeichen von Einsicht in die Tatsache,
dass wir doch nicht völlig nutzlos sind. Zu verdanken haben wir das einer Feder an einem Stiel, die wir in der Tierhandlung erstanden haben und mit der Elsie nach ein bisschen Überredung zufrieden spielt. Dass das Spielzeug mit Katzenminze imprägniert ist, hilft sicher. Ebenso wie der Stecker mit Katzenpheromonen, der ihr vortäuschen soll, sie hätte bereits alles in unserer Wohnung markiert. Ja, wir überlisten unser Kätzchen, damit es uns mag, und wir schämen uns nicht dafür. Elsie reagiert nach wie vor frostig auf Berührungen, beißt einem für ein Stückchen Räucherlachs aber fast die Hand ab.
Beim Spielen mit dem Federstöckchen bemerken wir auch, dass es sich bei unserer Elsie eher um einen Elvis handelt. Er scheint diese Geschlechtsumwandlung gut zu verkraften. Bob bleibt indigniert, lässt sich aber gelegentlich zu theatralischen Raufereien um seine Futterschüssel herab. Er hat außerdem begonnen, nachts auf meinen Füßen zu schlafen, vermutlich um seinen Besitzanspruch auf mich deutlich zu machen.
Es wird sich schon alles finden. Das tut es am Ende doch immer. Auch andere Dinge werden sich finden, wenn es an der Zeit ist. Irgendwann in den letzten Monaten – ich könnte nicht sagen, wann genau – habe ich aufgehört, in mir eine Frau zu sehen, die sich entscheiden muss, ob sie Kinder haben will oder nicht. Ich bin eine Frau, die noch keine Kinder möchte. Der Unterschied ist klein, aber bedeutsam. Anstatt die Hände zu ringen und zu versuchen, eine Entscheidung zu erzwingen,
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