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58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien

Titel: 58 - Die Liebe des Ulanen 04 - Hinter feindlichen Linien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ich erfahren, ob der Amerikaner ahnt, daß er von dem Kapitän nichts Gutes zu erwarten hat?“
    „Ich habe ihn gewarnt. Ich habe natürlich nicht offen mit ihm gesprochen, sondern ihm nur Andeutungen gegeben.“
    „Die Anwesenheit dieses Monsieur Deep-hill ist mir überhaupt unverständlich. Ich habe nie von ihm gehört; ich habe nicht einmal seinen Namen gekannt. Was mag er hier in Ortry wollen?“
    „Das kann ich Ihnen erklären. Man erwartet nämlich einen Krieg mit Deutschland – – –“
    „Also wirklich? Ist es wahr, was man so sagen hört?“
    „Ja. Frankreich, das heißt, Napoleon will den Krieg, und so wird also Krieg. Man will Freikorps bilden, Franctireurs. Der Kapitän spielt dabei eine hervorragende Rolle. Nur weiß ich nicht, inwieweit dabei das Privatinteresse beteiligt sein kann; aber das weiß ich, daß man großer Summen bedarf, um diese Aufgabe zu lösen. Der Kapitän ist zu diesem Zweck mit dem Amerikaner in Verbindung getreten.“
    „Dieser soll die Summen liefern?“
    „Ja. Er hat sich dazu bereit erklärt. Er ist gekommen, um Zahlung zu leisten. Der Kapitän war von seiner Ankunft unterrichtet; er kannte sogar den Zug, mit welchem er kommen solle. Es handelt sich um Millionen. Natürlich beabsichtigt Deep-hill ein Geschäft dabei zu machen. Er erwartet natürlich das Kapital nebst guten Zinsen zurück. Wie aber nun, wenn man ihm weder die Zinsen, noch auch das Kapital zurückzugeben brauchte?“
    „Mein Gott! Sie meinen doch nicht etwa – – –!“
    „Ich meine, daß es sehr vorteilhaft wäre, wenn man sich in den Besitz dieser Millionen setzen könnte, ohne einen Kontrakt oder sonst ein Dokument unterschreiben zu müssen.“
    „Das könnte nur dann der Fall sein, wenn – – –“
    Sie zögerte, fortzufahren. Der Gedanke war ihr zu gräßlich, als daß sie ihn leicht hätte aussprechen können.
    „Nun? Was wollten Sie sagen, gnädiges Fräulein?“
    „Ich kann es nicht sagen. Es wäre fürchterlich.“
    „Und doch ist es wahr. Man kannte, wie bereits gesagt, den Zug, in welchem sich der Amerikaner befand. Dieser Zug sollte zum Entgleisen gebracht werden.“
    „Gott! Das ist ja auch geschehen.“
    „Leider! Man hoffte, daß der Amerikaner dabei getötet werde. In diesem Fall war es sehr leicht, der Leiche desselben die Brieftasche zu rauben.“
    „Gott sei Dank, daß dies nicht gelungen ist.“
    „Der Plan ging von dem Kapitän aus. Drei seiner Leute sollten ihn ausführen.“
    „Wissen Sie das genau?“
    „Ich habe zwei dieser Leute belauscht. Leider hörte ich nicht genug, um mir über ihre Absichten klar zu werden. Ich erfuhr nur, daß der Amerikaner beraubt und ermordet werden solle. Von einer Entgleisung aber ahnte ich nichts, bis das Unglück mir die Augen öffnete.“
    „Schrecklich! Schrecklich! Sie werden natürlich den Kapitän zur Anzeige bringen?“
    „Würde Ihnen dies erwünscht sein?“
    „Müssen Sie denn nicht?“
    „Eigentlich, ja. Aber soll ich Ihre Familie – – –! Und ich habe außerdem noch andere Gründe, zu warten. Seiner Strafe aber wird er auf keinen Fall entgehen können.“
    Sie schwieg. Was sie hörte, war so schrecklich, daß sie einer Zeit bedurfte, um es zu überwinden. Dann sagte sie:
    „Aber Deep-hill befindet sich folglich hier in der allergrößten Gefahr.“
    „Er ist gewarnt.“
    „Der Kapitän wird ihn töten, um ihm das Geld abzunehmen.“
    „Das ist nicht so schnell geschehen. Der Amerikaner hat die Summe nicht bar bei sich. Er beabsichtigte, sie in Anweisungen zu zahlen, welche noch nicht unterschrieben sind. Ohne seine Unterschrift haben sie keine Gültigkeit, und so lange er nicht unterschreibt, befindet er sich also außer Gefahr.“
    „Weiß er das?“
    „Ich wiederhole, daß er gewarnt ist. Wenn er meine Warnung beachtet, kann ihm nichts geschehen. Also in dieser Angelegenheit war es, daß ich den Kapitän nicht aus den Augen ließ. Ich bemerkte heute abend, daß er von den unterirdischen Gängen Gebrauch machte, und folgte ihm.“
    „Mein Gott! Dürfen Sie sich in solche Gefahr begeben?“
    Er fühlte, daß sie ihre Hand auf seinen Arm legte. Diese Besorgnis erfüllte ihn mit glücklicher Genugtuung.
    „Das Wagnis ist für mich nicht so groß, wie Sie vielleicht denken“, antwortete er.
    „Aber, wenn er Sie bemerkt.“
    „So bin ich bewaffnet. Ich fürchte ihn nicht. Also, indem ich ihm folgte, bemerkte ich, daß er zu Rallion ging. Ich belauschte einen Teil der Unterredung, welche er mit

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