Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan

Titel: 59 - Die Liebe des Ulanen 05 - Entscheidung in Sedan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
auf die Ruine mündete, drangen zwei Schwadronen Ulanen und dann eine Kompagnie Jäger hervor. Die ersteren erhielten den Befehl, hier zu warten, dann aber zur geeigneten Zeit hervorzubrechen, so daß zehn Minuten nach zwölf Uhr Schloß Ortry von ihnen in der Weise umringt sei, daß niemand von dort entkommen könne.
    Die Jäger aber folgten ihren Offizieren in das Innere der Ruine. Dort wurden die mitgebrachten Leuchten entzündet, und die braven Leute drangen nun durch den Gang ein, durch welchen sich Fritz damals in den Versammlungssaal gewagt hatte.
    Nachdem sie diesen letzteren erreicht hatten, wurden sie von Königsau, welcher ja überall öffnen konnte, weiter in das Innere der Gewölbe geführt. Beim Kreuzpunkt der vier Gänge blieb er stehen. Die Offiziere standen hinter ihm.
    „Meine Herren“, sagte er; „Sie sehen hier diese offene Tür. Sie führt in das Gewölbe, in welchem sich die fünfhundert Menschen ihre Blusen und Käppis holen sollen. Sie kommen ohne Waffen: sie sollen erst, nachdem sie eingekleidet sind, bewaffnet werden. Dazu aber dürfen wir es nicht kommen lassen. Wir nehmen sie, ehe sie diese Gewölbe verlassen, gefangen. Um das mit Sicherheit zu können, müssen wir sie einschließen. Ich öffne Ihnen die Türen der beiden Gewölbe, welche zu beiden Seiten des Garderobenmagazins liegen; dort verstecken Sie sich, Herr Hauptmann, Herr Oberlieutenant. – Ich werde zur rechten Zeit erscheinen, um das Signal zu geben. Sie halten Ihre Türen offen, aber so, daß man von außen nichts bemerkt. Ich werde, wenn ich komme, bei Ihnen, Herr Oberlieutenant, leise anklopfen und meinen Namen nennen. Jetzt kommen Sie!“
    Er öffnete die beiden Türen, und die Gewölbe wurden besetzt, worauf man die Türen von innen zuzog.
    Er hatte sich nur zehn Mann von der Kompagnie zurückbehalten; diese waren im Gang bei ihm und Fritz geblieben. Er gab einen Wink und führte sie nach dem Schloß. Unter dem Gartenhaus angekommen, zog er seine Uhr und warf einen Blick auf das Zifferblatt.
    „Dreiviertel elf Uhr“, sagte er. „Wir haben länger gebraucht als ich dachte. Jetzt kannst du an die Oberwelt steigen. Ich werde alles hören.“
    Fritz, der mit den Heimlichkeiten des Gartenhauses vertraut war, sieg hinauf, während Königsau mit den Soldaten den Weg fortsetzte.
    Bei den geheimen Treppen angekommen, gab er strengen Befehl, jedes, auch das geringste Geräusch, zu vermeiden, und stieg mit ihnen empor.
    Nur er hatte ein Licht. Die Leute trugen schwere Stiefel und übrigens auch ihre ganze Ausrüstung. Es war also für sie keine Kleinigkeit, ihm so geräuschlos, wie er es verlangte, zu folgen. Sie tasteten sich nur höchst langsam vorwärts, und als sie oben neben ihm standen, konnte es wohl schon halb zwölf Uhr sein.
    Als sie nun so lautlos nebeneinander standen, hörten sie laute Stimmen.
    „Sie sind da“, flüsterte der Major ihnen zu. „Ich werde zuerst allein eintreten: sobald ich aber Ihren Namen nenne, Sergeant, folgen Sie nach. Wer Widerstand leistet, bekommt eine Kugel. Nur den alten Graubärtigen schont mir; den muß ich lebendig haben.“ –
    Fritz war durch den Park in den Garten gelangt und ging von da aus zunächst in das Freie, um die bestimmte Zeit abzuwarten. Er sah die Fenster des Kapitäns erleuchtet und flüsterte vor sich hin:
    „Ganz genau so, wie Richard dachte. Bin doch neugierig, was der Alte sagen wird.“
    Als halb zwölf Uhr vorüber war, begab er sich an das große Tor des Hofes. Es stand offen, jedenfalls auf besonderen Befehl des Kapitäns. Er trat ein, aber kein Mensch war zu sehen. Darum ging er über den Hof hinweg und stieg die breite Freitreppe hinauf. Erst oben trat ihm ein Diener entgegen, der ihn ganz erstaunt betrachtete.
    „Was wollen Sie so spät?“ fragte er.
    „Ich muß zum Herrn Kapitän.“
    „Unmöglich! Jetzt ist keine Audienzzeit.“
    „O doch! Der Herr Kapitän erteilt ja Audienz.“
    „Das sind Herren, welche – welche –“
    „Zu welchen auch ich gehöre.“
    „Ach so! Da muß ich Sie anmelden.“
    „Das ist nicht nötig. Ich bin für jetzt bestellt und habe strengen Befehl, mich nicht anmelden zu lassen.“
    Er schob den Diener zur Seite und ging weiter. Der Lakai blickte ihm verdutzt nach und brummte:
    „Sonderbar! War das nicht der Kräutermann des Doktor Bertrands? Der ist auch ein Vertreter des Kapitäns? Wer hätte das gedacht! Hm, hm!“
    An der Tür des Kapitäns angekommen, klopfte er an und trat, als er die Antwort des Alten

Weitere Kostenlose Bücher