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63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes

Titel: 63 - Der verlorene Sohn 04 - Sklaven des Goldes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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auch nicht nötig. Also – bitte, bitte!“
    Sie duldete es jetzt, daß er sie an sich zog und seinen Mund auf den ihrigen drückte. Aber in demselben Augenblick rief es am Eingang:
    „Die gnädige Frau!“
    Der Diener, welcher diese Meldung ausgesprochen hatte, zog sich, als er die zärtliche Gruppe bemerkte, sofort zurück.
    „Um Gottes willen, meine Frau!“ sagte der ehemalige Schneider. „Treten Sie zurück.“
    Sie schnellte sich von der Chaiselongue empor und brachte schleunigst den Tisch zwischen sich und ihn.
    „Noch weiter!“ gebot er. „In eine ganz und gar achtungsvolle Entfernung!“
    Sie trat noch einige Schritte zurück und nahm eine sehr devote Haltung an. Dies geschah noch zur rechten Zeit, denn die Dame trat ein.
    Sie war ein Bild ausgesprochenster Häßlichkeit, lang, hager zum Zerbrechen und an der einen Schulter ausgewachsen. Diese Mängel hatte sie durch die verschiedensten Toilettenkünste zu verbergen gesucht, jedoch ohne genügenden Erfolg. Sie warf einen forschenden Blick auf die Tänzerin und trat dann zu ihrem Gemahl.
    „Ich werde jetzt ausfahren, lieber Léon“, sagte sie, „und komme, mich zu verabschieden.“
    Sie beugte sich zu ihm nieder und reichte ihm den Karpfenmund zum Kuß hin. Er errötete und tat, als ob er nicht bemerkte, was sie wünsche.
    „Nun!“ sagte sie. „Adieu!“
    „Adieu, meine Liebe!“
    „Doch nicht so kalt! Wie bist du heute doch so zerstreut! Meinen Kuß! Bitte!“
    Jetzt legten sich ihre umfangreichen Lippen auf oder vielmehr um die seinigen; es gab einen Knall, als ob man mit der Faust ein Loch in einen Bogen Pappe schlage, und dann hob sie den Kopf empor.
    „Soll ich dir etwas mitbringen?“ fragte sie zärtlich.
    „Danke, danke!“
    „Dann also adieu!“
    Sie musterte im Gehen die Tänzerin abermals, wendete sich dann zu ihrem Mann zurück und fragte:
    „Wer ist diese Dame?“
    „Mademoiselle Leda.“
    „Die Tänzerin?“
    „Jawohl. Sie bittet mich um meine Protektion.“
    Die Frau warf einen eifersüchtigen, durchbohrenden Blick auf Leda und fragte diese:
    „Sind Sie denn gut situiert, Fräulein?“
    „Ich denke es“, antwortete die Gefragte.
    „Verstehen Sie mich recht! Ich meine nämlich, ob Sie auch gut bei Kasse sind?“
    „Das bin ich allerdings.“
    „Das freut mich. Damen Ihresgleichen leiden an der Ungezogenheit, die Bemühungen, denen sich mein Gemahl zu ihrem Besten unterwirft, immer mit anderer als mit klingender Münze bezahlen zu wollen. Das verringert die Einnahmen, beeinträchtigt unser eheliches Glück und darf also nicht geduldet werden.“
    „Aber, meine Liebe!“ sagte in vorwurfsvollem Ton der Chef der Claqueurs.
    „Was denn?“ antwortete sie. „Ich habe ein Recht, diese Damen auf die engen Schranken aufmerksam zu machen, in denen sie sich zu halten habe. Lebe wohl!“
    Sie ging. Ihr Mann erhob sich und trat an das Fenster. Dort blickte er so lang wortlos auf die Straße hinab, bis sich das Rollen eines Wagens vernehmen ließ. Dann drehte er sich wieder um.
    „Gottlob! Sie ist fort!“ seufzte er. „Entschuldigung, Mademoiselle, daß Sie sich durch diese kleine Szene unterbrechen lassen mußten!“
    „O bitte! Es war ein allerliebstes Genrebildchen!“
    Ihre Miene hatte dabei einen solchen zweifelhaften Ausdruck angenommen, daß er nicht im unklaren darüber sein konnte, was sie sich davon dachte.
    „Sie liebt mich so!“ bemerkte er, als ob er sich zu entschuldigen habe, die Liebe eines solchen Wesens zu besitzen.
    „Das ist leicht begreiflich!“
    „Na, lassen wir es sein. Fahren wir lieber in unserer unterbrochenen Unterhaltung fort!“
    „Ich stehe zu Diensten!“
    Dabei trat sie so ostentativ um einen Schritt zurück, daß er sofort einfiel:
    „Nein, nicht so! Nicht aus solcher Entfernung!“
    „Aber der Herr Baron haben mir doch vorhin diese ganz achtungsvolle Entfernung anbefohlen!“
    „Das war vorhin. Meine Frau! Wissen Sie! Oder muß ich etwa deutlicher sein?“
    „Nein. Ich verstehe!“ lachte sie munter.
    „Nun also! Kommen Sie wieder her!“
    „Aber Ihr Diener!“
    „Was ist mit ihm?“
    „Er scheint die sehr unangenehme Gepflogenheit zu haben, zur ungelegensten Zeit hereinzuplatzen.“
    „Keine Sorge! Das wird jetzt nicht wieder geschehen. Übrigens ist er treu und verschwiegen. Also bitte!“
    Er trat zu ihr hin, ergriff sie bei der Hand und führte sie zu der Chaiselongue, wo er sie neben sich niederzog.
    „Also, wo waren wir stehengeblieben?“ fragte er dann.
    „Bei

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