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1052 - Die Nekropole

1052 - Die Nekropole

Titel: 1052 - Die Nekropole Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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In diesem Fall, der uns nach Salambo, Tunesien, geführt hatte, ging es um Kinder. Nicht einmal vor einer halben Stunde hatten Suko und ich in dem Hotel eingecheckt, und jetzt das hier. Diese furchtbare Überraschung, die mir klarmachte, daß unsere Gegner – wer immer sie auch sein mochten – gut informiert waren.
    Im Zeitlupentempo öffnete ich die Augen. Mein Wunsch hatte sich nicht erfüllt. Das tote Kind war leider nicht verschwunden. Es lag nach wie vor in dem Hotelbett, so daß ich auf sein Gesicht schauen konnte. Weiter hatte ich die Decke nicht zurückgezogen.
    Ich blickte wieder hin. Diesmal genauer. Dabei schlug ich die Decke ganz zurück und stellte fest, daß vor mir ein toter nackter Junge lag. Er hatte einen sehr bleichen und auch grauen Körper, so daß die Leiche auf irgendeine Art und Weise unecht wirkte.
    Nicht echt?
    Wieder erhielt ich einen Adrenalinstoß. Diesmal jedoch sah ich die Dinge aus einem anderen Blickwinkel. In meinem Kopf begann es zu arbeiten, und ich konzentrierte mich sehr genau auf die kleine, nackte Gestalt. Besonders die Haut schaute ich mir an.
    Sie war hell. Sehr hell. Auch bleich. Trotzdem etwas grau, und sie glänzte. Wie nachpoliert.
    Mir war klar, daß da etwas nicht stimmte. Ich kam mit dem Anblick nicht mehr zurecht. Das war hier nicht, wie es sein mußte. Deshalb hob ich die Decke noch weiter zurück. So lag der Junge in seiner gesamten Größe vor mir, die Beine leicht gespreizt.
    Wie hingelegt. Genau das stimmte. Jemand hatte ihn hingelegt.
    Und das Bewusstsein, hier keine echte Leiche zu sehen, sondern eine aus Porzellan bestehende Puppe, stieg immer stärker in mir hoch.
    Ich hatte mich jetzt über den ›Toten‹ gebeugt, um ihn genauer untersuchen zu können. Schon am Kopf, an der Stirn und an den Wangen entdeckte ich die Veränderungen, die einfach nicht passten. Es waren hauchdünne Risse, die sich auf der Haut abzeichneten, vorausgesetzt, es war Haut. Wieder dachte ich an Porzellan und wartete mit einer Berührung der Leiche noch ab.
    Mein Blick glitt an dem Körper entlang bis hin zu den Füßen. Die Risse blieben auch dort. Sie bildeten ein Muster und waren dünn, als hätte man sie aufgemalt.
    Ich konzentrierte mich wieder auf das Gesicht. Ein runder Kopf mit kleinen Pauswangen. Die kleine Nase, der offene Mund, bei dem die Lippen nicht auffielen. Auffallend waren nur die Augen, denn sie standen offen und bildeten blasse Ovale, in denen nicht die Spur von Leben steckte. Pupillen sah ich so gut wie keine. Da lief in den Augen alles ineinander über, so daß sie einfach nur blaß aussahen.
    Durch ihren Ausdruck und auch durch den offenen Mund sah das Gesicht tatsächlich so schrecklich tot aus.
    Aber da waren die Risse. Und da war auch der Staub, der mir erst jetzt auffiel. Er lag nicht auf dem Körper, sondern daneben. Sehr schwach zeichnete er sich auf dem Bettuch ab. Wie dorthin geblasener Puder.
    Meine Emotionen hatte ich wieder unter Kontrolle bekommen.
    Jetzt war es wichtig, diesen Jungen zu untersuchen. Diesmal zögerte ich nicht, ihn anzufassen.
    Beim ersten Kontakt hatte ich den Wunsch, die rechte Hand schnell wieder zurückschnellen zu lassen, denn meine Fingerkuppen waren über alles mögliche hinweggestrichen, nur nicht über die Haut eines Menschen. Oder eines normalen Toten.
    Das war keine Haut. Das war einfach ein zu hartes Material. Ich hatte sie nicht eindrücken können. Für einen Augenblick kam mir der Vergleich mit Porzellan oder poliertem Stein in den Sinn, aber das konnte auch nicht sein. Wer hätte mir denn eine Steinfigur ins Bett legen sollen?
    Ich tastete weiter am Körper entlang in die Tiefe. Meine Hände fuhren über die ›Haut‹ an der Brust ebenso hinweg wie über die an den Beinen.
    Mir fiel auf, daß der Kopf völlig haarlos war. Ein junger Mensch mit einer Glatze. Es gab auch keinen Haarschatten zu sehen. Da war also nichts nachgewachsen.
    Mir war mittlerweile klargeworden, daß ich auf ein totes Kind schaute, das allerdings nach meinem Ermessen kein totes Kind war.
    Zumindest kein richtiges. Ich unternahm einen Klopfversuch. Die Haut war hart, zugleich noch spröde, möglicherweise auch leicht feucht. Das konnte auch am Schweiß auf meiner Haut liegen.
    Kein Stein, kein Porzellan, etwas anders. Aber die Fährte war genau richtig gewesen. Was in London mit der Rettung einer Frau aus dem Kanal seinen Anfang genommen hatte, das hatte Suko und mich hierher bis nach Tunesien geführt. Bis nach Salambo, einer alten, von den

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