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8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge

Titel: 8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrsg Arnulf D Helmuth W & Krauß Mommers
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konnte – an diese Verletzungen, die es überhaupt nicht gab. Er würde sonst sein Leben lang über diese Fragen nachgrübeln. Nie mehr Schlaf, dachte er, deine Gedanken haben den Schlaf gemordet.
     
    Er klopfte an die Tür.
    »Herein«, rief Dr. Holberg.
    Delman betrat das Büro des Arztes. Holberg und ein jüngerer Doktor, zweifellos Castell, der Internist, blickten ihm verwundert entgegen.
    »Nun, Sir, was kann ich für Sie tun?« Der vertraute Bariton war höflich, hilfsbereit. Und man hörte ihm deutlich an, daß Holberg seinen Patienten nicht wiedererkannte.
    Delman starrte die beiden Männer an und merkte, wie ihm vor Angst das Herz schneller zu klopfen begann.
    Er fuhr mit dem Wagen die Zubringerstraße zum Highway, hielt an, um ein anderes Auto vorbei zu lassen, bog in die glatte, weiße Betonstraße ein und hielt am Straßenrand an. Das Unkraut wiegte sich im Wind. Langsam wandte Delman den Kopf. Er holte eine Zigarette aus der Tasche, zündete sie an und blies nachdenklich den Rauch aus.
    Nach einer Weile ließ er den Wagen wieder an und fuhr weiter. Er bog wieder in die Seitenstraße ein, um noch einmal die Stadt zu sehen, in der sich das Krankenhaus befand. Im Schrittempo fuhr er an dem weißen Gebäude vorbei.
    Dann jagte er zurück auf den Highway und hielt erst wieder in New York an. Er schaltete während der ganzen Fahrt seine Gedanken ab. Es war, als säße ein Automat hinter dem unbeschädigten Steuer des unbeschädigten Autos.
     
    In der langen Dämmerung des Frühsommers waren alle Türstufen der West Twentieth Street besetzt mit Hausbewohnern, die frische Luft und einen Schwatz suchten. Die ruhigen Lichter des Bischöflichen Seminars am Chelsea-Square gingen allmählich in ein dunkleres Gelb über. Von den alten Ziegelmauern hallte das schrille Geschrei der Kinder, die um die geparkten Autos spielten.
    Delman stand an seinem Fenster und sah hinunter.
    Das war New York, wie er es kannte. Nicht die graue Riesenstadt, die auf einen zukam, wenn man sich am New – Jersey – Eingang des Lincoln-Tunnels befand. Hier war das graue Gemisch in seine Einzelteile aufgelöst. Alte Wohnhäuser neben riesigen Läden und Autowerkstätten, die von Gerüsten umstellten Vorderfronten der Zehnten Avenue und die aufragenden Klippen der London Terrace. Das Haus, in dem er selbst wohnte, war um 1850 entstanden, und es gab noch einige Gebäude in der Straße, die älter waren.
    Nachdem das erste Gefühl der Fremdheit vorbei ist, sieht der Mensch in seiner täglichen Umgebung nichts anderes als seinen Wirkungskreis. Dennoch – hier, wo der Fortschritt noch einen Rest Sandstein und ein paar alte Ziegel stehengelassen hatte, wo eine nur dünne Teerschicht die alten Trambahnschienen überdeckte und zu beiden Seiten das Kopfsteinpflaster freiließ – hier hatte Fred Delman den Maßstab der Zeit gefunden, auf dem der Ablauf der Geschichte angezeichnet war.
    Wirklich? Gab es überhaupt so etwas wie Zeit – oder Raum – oder Geschichte?
    Er stand am Fenster und sah zu, wie die Schatten tiefer wurden. Von der Schwelle klangen leise spanische Laute herauf.
    In den zwei Tagen seit seiner Rückkehr nach New York hatte er in einer Art Trance gelebt. Seine Gefühle und Reflexe waren gehemmt von der Schockreaktion. Nie mehr Schlaf, hatte er gedacht, als er vor dem Büro des Arztes stand oder zu stehen glaubte. Daran erinnerte er sich jetzt, und seine Lippen verzogen sich.
    Vor zwei Tagen hatte er seine Wohnung aufgesperrt, sich erschöpft auf das Bett geworfen und die Schuhe einfach von den Zehen gestreift.
    Er hatte traumlos geschlafen – er glaubte es zumindest – und war am Morgen mit steifen Muskeln und einem schweren Kopf aufgewacht. Er war aufgestanden, ins Bad gegangen und hatte dort ein Aspirin gefunden. Er schluckte es, obwohl er bei dem bitteren Geschmack zusammenfuhr. Dann hatte er sich wieder hingelegt und war zwischen Wachsein und Schlafen dahingedämmert, bis der Abend kam und er wiederum fest einschlief.
     
    Ein großes Fenster auf der gegenüberliegenden Seite der Straße gehörte zur Bibliothek des Seminars. Von seinem Platz aus konnte Delman die zusammenlaufenden Bücherregale sehen, angefüllt mit Aufzeichnungen von Männern, die von ihrer Geburt bis zum Tode ihren Kampf mit der Welt führten.
    Aber wenn Zeit und Raum nicht existierten, wenn man der Geschichte nicht trauen konnte, wenn man nicht einmal dem Gedächtnis trauen konnte, gab es dann letzten Endes überhaupt eine Welt?
     
    Fünfter Mai. In

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