8 Science Fiction Stories, Eine Anthologie der Berühmten, 3te Folge
tiefe Bewußtlosigkeit umfangen.
Er dämmerte in einer Art Scheintod dahin.
Daß Garrard nicht starb – und das innerhalb einer verhältnismäßig kurzen Zeit, nachdem die DFC-3 den Overdrive eingeschaltet hatte –, war einem reinen Zufall zu verdanken. Doch das wußte Garrard nicht. Er wußte für eine endlos scheinende Zeitspanne überhaupt nichts. Während sein Stoffwechsel fast zur Inaktivität herabgesunken war und sein Geist aufgehört hatte zu arbeiten, saß er starr und unbeweglich in seinem Sitz. Nur von Zeit zu Zeit durchzuckte ihn ein schwacher Strom, ein Zeichen, daß noch irgendein dunkler Selbsterhaltungstrieb in ihm arbeitete. Es gelang diesen Wellen nicht, sein Bewußtsein zu wecken. So dämmerte er zwischen Leben und Tod dahin.
Als jedoch der Beobachter kam, erwachte Garrard. Was er jetzt sah und fühlte, schien keinen rechten Sinn zu ergeben. Eines war klar – der Overdrive war abgeschaltet. Damit hatten auch die verrückten Zeitschwankungen aufgehört. Und durch eine der Luken strömte starkes Licht. Der erste Teil der Reise war vorüber. Die beiden Veränderungen seiner Umwelt hatten ihn aus seiner Bewußtlosigkeit geweckt.
Aber das Ding, das ihn aus seiner Bewußtlosigkeit geweckt hatte, war – was war es? Er konnte es sich nicht erklären. Es war ein Gebilde, ein zartes, zerbrechliches Gebilde, das seinen ganzen Sitz umgab. Ein Gebilde? Offensichtlich ein Lebewesen, das horizontal angeordnet war, das sich in einem Ring um ihn geschlossen hatte. Nein, es war eine Vielzahl von Lebewesen.
Wie es in das Schiff gelangt war, erschien ihm schleierhaft, aber da war es. Oder, da waren sie.
»Wie hörst du?« fragte das Geschöpf plötzlich.
Seine Stimme, seine Stimmen kamen von jedem Punkt des Kreises in gleichmäßiger Lautstärke, aber sie strahlten von keiner bestimmten Stelle aus. Und das Seltsamste war, daß Garrard das nicht einmal ungewöhnlich fand.
»Ich«, sagte er, »oder wir – wir hören mit den Ohren.«
Er drehte unabsichtlich die Vokale. Es klang verzerrt und lächerlich. Verwirrt fragte er sich, weshalb er so seltsam sprach.
»Wir-sie suchten dich-euch in dieser Tonlage zu umwerben«, sagte das Geschöpf. Mit einem dumpfen Poltern fiel ein Buch aus der reichhaltigen Bibliothek des Schiffes zu Boden. »Wir-sie fragten diese Gegenstände. Du bist das Garrard-Wesen. Wir-sie sind die Beademungen, voller Liebe.«
»Voller Liebe«, wiederholte Garrard. Die Sprache, in der er sich mit den Beademungen unterhielt, war ungewöhnlich. Dennoch fand Garrard keinen Einwand gegen die fremdartigen Metapher.
»Bist – seid ihr von Alpha Centauri?« fragte er zögernd.
»Ja, ich-wir hören die Zwillingsradiocelen, die sich dort jenseits der empfangenden Öffnungen zeigen. Wir-sie erkannten, daß das Garrard-Wesen diese Zwillinge mit Bewunderung hörte und sie laut und leise liebte. Wie hörst du-ihr?«
Diesmal verstand das Garrard-Wesen die Frage.
»Ich höre die Erde«, sagte er. »Aber sie ist leise, und man sieht sie nicht.«
»Ja«, sagte das Beademung, »es ist ein Wohlklang wie der unsere. Die Allesverschlingende lauscht den Liebenden dort, auch wenn sie nicht von den Radiocelen kommen. Laß mich-uns den Kanal, der dem Garrard-Wesen nur schwer zugänglich ist, verstärken, damit du-ihr die Beademungen, ihre Brüder und ihre Liebenden verstehst.«
Garrard verstand ohne Schwierigkeiten, was das Beademung sagen wollte. Ihm kam der Gedanke, daß das Übertragen einer Sprache in eine andere ohne wörtliche Übersetzung eine Fähigkeit ist, die nur mit sehr viel Übung erlangt werden kann.
Und sofort antwortete sein Verstand: Aber das Beademung spricht ja deine Sprache! Und es stimmte.
Das Angebot, das ihm das Beademung soeben gemacht hatte, war unendlich herzlich, und er fühlte seinerseits Achtung und Liebe für die Fremden. Sie beglückten einander. Über all das mußte man keine Worte verlieren. Es war selbstverständlich.
Es fanden noch viele Schiffspaarungen statt. Das Garrard-Wesen stimmte seine Harmonien auf die Harmonien der Beademungen ab und überließ sein Schiff mit den vielen Öffnungen der liebenden Umarmung der Allesumschlingenden, während die Beademungen ihm ihre Liebe gaben.
Er versuchte ihnen zu erklären, wie wenig er den Overdrive liebte, der sich nur mit Raum und Zeit vereinen könnte.
Die Beademungen umwarben den Overdrive, aber seine Harmonien stimmten mit den ihren nicht überein.
Und dann wußte das Garrard-Wesen, daß alle Zeit verschlungen war und
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