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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zum Vorschein. Die schob der Handwerksbursche ihm hin und sagte:
    »Da, schau dir das an, und dann sage mir, ob ich bei dir bleiben oder weiterwandern soll!«
    Der Wirt zog seine Brille aus der Tasche. Es war eine sogenannte ›Nasenquetsche‹, ohne Seitenstangen. Jetzt nennt man diese Art von Brillen ›Klemmer‹, und wenn man vornehm tun will, so sagt man Pincenez. Er betrachtete die Linien und Gravierungen sehr eingehend. Der Ausdruck der Spannung, welcher dabei auf seinem kleinen Gesichte lag, ging mehr und mehr in den der Freude über.
    »Ich will jetzt noch schweigen,« sagte er. »Du kommst mit mir hinauf in meine Stube, die nur für mich und meine Tochter da ist. Ich muß diese Sachen erst noch durch ein Vergrößerungsglas betrachten. Die Fünfziger und Hunderter scheinen vortrefflich zu sein. Das ist deine Sache, der Druck aber dann die meinige. Komm! Nimm deinen Stock und deinen Ranzen mit! Du bleibst für heute bei mir. Das andere wird sich morgen finden. Wir brauchen uns ja nicht zu übereilen.«
    Sie verließen miteinander die Stube. Die Tochter hatte alles gehört und nickte dem Fremden freundlich zu, als er sich an der Tür noch einmal nach ihr umsah.
    »Ich möchte, daß du bleibst!« rief sie ihm nach. »Die Burschen hier im Dorfe sind mir zu dumm!«
    Nach einer Stunde kamen beide wieder herab.
    »Dein Wille ist geschehen,« sagte der Handwerksbursche zu dem Mädchen, indem er sie in die Wange kniff. »Jetzt habe ich Geld und gehe in die Stadt, um mir einen neuen Anzug zu besorgen und mich auch sonst auszustaffieren. Es ist ein weiter Weg, aber vor Mitternacht bin ich wohl wieder da. Wirst du auf mich warten?«
    »Wenn du willst, jawohl.«
    Als der Kupferstecher fort war, erzählte der Wirt von seiner Abmachung mit dem Musteranton. Die Tochter schien die Sache anders ansehen zu wollen als der Vater, ließ sich aber von seinen Gründen leicht überführen. Er setzte sich hin, um die beiden Dokumente zu schreiben, und ging, als er damit fertig war, in das Dorf. Er brauchte nur einigen Bekannten mitzuteilen, was für ein wichtiges Damenspiel heute vor sich gehen sollte, so konnte er überzeugt sein, daß es bald überall bekannt sein werde.
    So kam es, daß schon alle Tische bei ihm mit Gästen besetzt waren, als es noch gar nicht sieben Uhr geschlagen hatte. Nur der Tisch, welcher in der Mitte der Stube stand, war freigeblieben, weil da der Kampf ausgefochten werden sollte. Punkt sieben Uhr kam der Musteranton. Er wurde lebhaft begrüßt und von dem Wirt an den erwähnten Tisch gewiesen. Dieser erklärte dann, daß er ein Faß Freibier geben werde, was mit allgemeiner Anerkennung begrüßt wurde! Als das Faß angesteckt worden war, brachte er eine Flasche Wein, zur Stärkung der beiden ›Helden des Abends‹, wie er sich ausdrückte. Es wurden die drei Zeugen bestimmt und die Dokumente verlesen, welche der mitanwesende Ortsrichter in Aufbewahrung nehmen sollte. Dieser lehnte aber ab, weil er sich nicht an einer Sache beteiligen dürfe, welche trotz aller Umschreibung doch nichts anderes als ein Glücksspiel sei. Darum sollte ein anderer unparteiischer Mann bestimmt werden, die Papiere an sich zu nehmen. Da ging die Tür auf, und wer trat herein? Marie, die ›Klöppelmeisterin‹. Sie kam nicht allein; sie hatte eine Freundin bei sich.
    »Ja, was ist denn das? Was willst denn du hier bei uns in der Gaststube?« fragte der Wirt. »Weiber gehören doch nicht hierher!«
    Sie errötete zwar, als sie aller Augen auf sich gerichtet sah, antwortete aber doch mit fester Stimme:
    »Ich gehöre dahin, wo der Anton ist. Er will mein Mann sein und ich seine Frau. Ich darf also nicht dabei fehlen, wo es darauf ankommt, ob wir das Bergle behalten werden, das wir heute an dich bezahlt haben. Denn daß es bezahlt ist, das steht doch in den Papieren, die ich da in deinen Händen sehe?«
    »Ja,« antwortete er. »Ich wollte sie dem Ortsrichter in Aufbewahrung geben; der will sie aber nicht.«
    »So weiß ich jemand, der da will.«
    »Wer ist das?«
    »Ich selbst. Gib sie her; ich hebe sie auf.«
    Sie zog sie ihm schnell aus der Hand und steckte sie ein, noch ehe er es verhindern konnte.
    »Das nenne ich aber resolut!« rief er aus.
    »Bei einem Damenspiel gehören die Preise nicht in die Hände von Männern.«
    »So! Na, ganz wie du willst! Aber wenn das eine Papier gewonnen hat, so wird das andere sofort zerrissen!«
    »Ja, zerrissen und verbrannt,« nickte sie. »Wann geht es los?«
    »Punkt acht.«
    »Nicht

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