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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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Freischwinger-Stühle, die einem schnellen Ermüden vorbeugten.
    Hauptkommissar Danzik hatte sein vierköpfiges Team um sich versammelt und leitete die Besprechung. »Mordsache Elisabeth Holthusen. Fassen wir zusammen, was wir haben. – Torsten, du hast mit diesem Doktor Thomasius aus Berlin gesprochen. Dem Kunsthändler, der das Galeristen-Paar besucht hat. Was ist dabei herausgekommen?«
    Torsten Tügel drehte an seinem Kugelschreiber. »Er konnte das Alibi der Singers bestätigen. Also wieder nichts.«
    »Wobei die Zeitlücke am Abend bleibt, wo sie sich gegenseitig ein Alibi geben. Erik Singer scheint seine Frau in jedem Fall schützen zu wollen. Ihm geht es in erster Linie darum, gute Geschäfte zu machen, und das vor allem mit den Bildern der Holthusen. Das innige Verhältnis zwischen Henri Holthusen und seiner Frau Madeleine scheint ihn nicht weiter gestört zu haben, er hat es offensichtlich nur als Techtelmechtel angesehen. Frage: Wie war das Verhältnis wirklich? Elke, du warst mit dem Durchsuchungsbeschluss in der Wohnung. Was hat sich da ergeben?«
    Elke Clausen, naturblond und blauäugig, trug trotz ihrer 38 Jahre einen Pferdeschwanz, den sie nur mit verschiedenfarbigen Spangen variierte. Sie fand das am praktischsten. Jedes Mal, wenn von der ARD – Serie ›Die Kommissarin‹ mit Hannelore Elsner die Rede war, bekam sie einen höhnischen Kreischanfall. »Eine Kommissarin mit Pumps, so ein unrealistischer Blödsinn!« Sie selbst versteckte ihre femininen Formen, die zeitweise in taillenbedrohende Korpulenz entgleisten, meist in einem Jeans-Anzug.
    Die junge Kommissarin zog eine Thermosflasche aus der Tasche und stellte sie auf den Tisch. »Was soll das denn?« Danzik beugte sich vor.
    »Geköcheltes Wasser. Ich mach grad eine Ayurveda-Diät.«
    »Wasser macht schön«, bemerkte Torsten Tügel. »Den Diät-Plan musst du mir geben. Das wird meine Frau interessieren. Sie ist schon ganz depressiv, weil nichts anschlägt.« Georg Rathjen war Mitte vierzig und hätte selbst eine Diät gebrauchen können. Unter seinem roten Pullunder wölbte sich der Bauch, die farblosen, quer über den Kopf gelegten Resthaare konnten das nicht gerade ausgleichen. »Kriegst du.« Unter den Blicken aller goss sich Elke Clausen ungerührt Wasser ein.
    Karsten Bärwald, der fünfte im Team, sah abschätzig zu ihr hinüber. Wie Elke war er 38. Sein großer, durchtrainierter Körper hatte kein Gramm zu viel, seine Igel-Frisur signalisierte den aggressiven Charme des Alt-Rockers. »Für wen müssen Emanzen abnehmen?« Bärwald, der sich gern »Bully« nennen ließ, schien seine üblichen Provokationen zu starten. »Schluss jetzt!« Hauptkommissar Danzik haute auf den Tisch. »Kommen wir endlich zur Sache.« Er hatte sich dabei ertappt, wie er auch schon dem Diät-Thema nachhing. War er zu dick für Laura? Nein, er war gerade richtig. Mit Karstens muskulöser Erscheinung konnte er natürlich nicht mithalten, den überließ er auch gern den Macho-Anbeterinnen. Aber wie Georg sah er zum Glück auch noch nicht aus. Dicke Männer ohne Haupt- oder wenigstens Barthaar mussten doch auf Frauen geschlechtslos wirken … »Elke, was hast du in der Wohnung gefunden?«
    Die Kommissarin schlug eine Mappe mit Fotos und Briefen auf. »Ich möchte erst mal mit der Toten anfangen. Die Beziehung zwischen Elisabeth Holthusen und dem Galeristen ist eindeutig. Hier: ›Darling, es war so schön mit dir. Wann kommst du? Lass mich nicht zu lange warten, in Liebe, dein Erik.‹ In diesem Tenor gibt’s ’ne ganze Menge Briefe, oder sagen wir: Briefchen. Es sind immer nur ein paar Zeilen.«
    »Willst du damit sagen, dass die miteinander ins Bett gehüpft sind?« Karsten »Bully« Bärwald brach in ein tiefes, dröhniges Lachen aus. »Warum nicht?« Elkes volle Lippen wurden schmal. »Meinst du, Sex ist für die Jugend gepachtet?«
    Bully lachte weiter, bis Danzik dazwischen ging. »Ich glaube, diese Frage ist ziemlich unerheblich. Ob sie nun oder ob sie nicht. Eines ist klar: Erik Singer hat sie hofiert. Er hat ihre Bestseller-Bilder gepriesen und die seiner Frau für stümperhaft gehalten. Es muss ja nicht alles nur aus der Sex-Ecke kommen. Konkurrenzneid ist manchmal ein viel stärkerer Motor für Hassgefühle.«
    »Hmm«, machten die Anwesenden. »Weiter«, sagte Danzik.
    Elke Clausen hielt ein paar Fotos hoch, die Kollegen neigten sich über den Tisch. »Hier: Erik Singer Wange an Wange mit der Holthusen. Hier: mit Wangenkuss. Und hier: beide Arme um

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