Aber die Liebe bleibt... (Romantik-Thriller, Unheimlich) (German Edition)
davor fürchtete, ihr Herz zu verlieren. Sie wollte sich nicht verlieben, durfte es nicht. Was sollte denn aus all ihren Träumen werden, wenn sie es zuließ, daß ein Mann in ihr Leben trat?
* * *
Als die Schwestern am nächsten Morgen erwachten, regnete es in Strömen. Enttäuscht blickte Rebecca aus dem Fenster. "Sieht nicht aus, als könnten wir heute zur Burgruine fahren", bemerkte sie und drehte sich Daphne zu. "Und bestimmt wird auch die Reitstunde bei Mister Chamberlain ausfallen."
"Das Wetter kann noch besser werden", versuchte die Pianistin ihre Schwester zu trösten. "Warten wir es ab."
Aber den ganzen Vormittag über regnete es. Grollend zog sich Rebecca in die Bibliothek der Chamberlains zurück, während ihre Schwester ein paar Briefe schrieb und sich dann im Salon an den Flügel setzte. Schon bald kam die Hausherrin dazu. Fast lautlos nahm sie in einem der Sessel Platz.
Mit einer raschen Tonfolge beendete Daphne ihr Spiel. "Gibt es ein Stück, das Sie besonders gerne hören, Mistreß Chamberlain?" fragte sie.
"Ja, das dritte Klavierkonzert von Rachmaninoff", erwiderte i h re Gastgeberin. "Es erinnert mich immer an den Abend, an dem John und ich uns kennenlernten." Ein verträumtes Lächeln u m huschte ihre Lippen.
"Ich liebe dieses Klavierkonzert auch", sagte Daphne. Sie schloß für einen kurzen Moment die Augen, um sich besser ko n zentrieren zu können, dann glitten ihre Finger so sicher über die Tasten, als sei sie mit ihnen durch ein unsichtbares Band verbu n den. Sie schien eins mit den wundervollen Tönen zu sein, die sie dem Flügel entlockte, ging völlig in ihnen auf.
Ethel Chamberlain spürte, wie eine unendliche Ruhe über sie kam. Zeit und Raum verloren ihre Bedeutung für sie. Erst als der letzte Ton des Konzerts verklang, erwachte sie wie aus Trance. "Sie haben mir eine große Freude gemacht", sagte sie ergriffen und strich sich über die Augen.
"Auch mir, Mum."
Die beiden Frauen wandten sich um. Brian Chamberlain schloß die Flügeltür hinter sich. "Wo kommst du denn her?" fragte ihn seine Mutter und stand auf. "Ich dachte, du hättest im Gutsbüro zu tun."
"Ich bin vor zehn Minuten zurückgekommen", erwiderte der junge Mann. Er wandte sich an Daphne. "Als ich Sie spielen hörte, mußte ich Ihnen einfach zuhören." Mit wenigen Schritten durc h querte er den Salon und legte leicht eine Hand auf den Flügel. "Mein Großvater schenkte ihn seiner Frau zum fünften Hoc h zeitstag, aber ich bin mir sicher, nie zuvor hat jemand mit Ihrem Können auf ihm gespielt."
"Ihre Großmutter wird auch nicht meine Ausbildung gehabt haben", meinte die junge Frau. Seine Worte machten sie verlegen, weil sie fühlte, daß sie aus dem Herzen kamen.
"Entschuldigt mich bitte", bat Mrs. Chamberlain. "Ich habe noch etwas mit der Köchin zu besprechen." Leise ging sie hinaus.
"Meine Großmutter spielte nur zu ihrem Vergnügen." Brian strich über das schwarze, polierte Holz des Flügels. Sein Blick glitt über die kleine Skulptur, die auf ihm stand. "Ich bin immer stolz darauf gewesen, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen, aber wenn Sie spielen, dann erscheint es mir, als würde alles and e re an Gewicht verlieren. Ich fühle mich dann so leicht, so ..." Er verzog das Gesicht. "Lachen Sie ruhig, Miß Marlowe."
Seine Worte berührten ihr Herz. "Dazu besteht kein Grund, Mister Chamberlain", erwiderte sie leise. "Sie empfinden nur da s selbe wie Ihre Mutter und auch ich." Sie ließ ihre Hand leicht über die elfenbeinfarbenen Tasten gleiten. Eine rasche Folge silberhe l ler Töne erfüllte den Raum. "Musik kann einem unendlich viel geben und auch über vieles hinweg trösten."
"Ja, das ist wahr", sagte er aus seinen Gedanken heraus. "Es ..."
Rebecca störte den Zauber des Augenblicks. Sie kam in den Salon und verkündete, daß es draußen nicht mehr regnete. "Merlin wartet bestimmt schon auf mich", meinte sie und sah Brian bittend an.
"Also, dann zieh dich um", forderte er sie auf. "Kommen Sie auch mit zu den Stallungen, Miß Marlowe?"
"Ist es zum Reiten nicht schon zu spät?"
"Bis zum Lunch haben wir noch Zeit", meinte Brian. "Was h a ben Sie heute nachmittag vor? Ich muß nach St. Ives. Wenn Sie wollen, können Sie und Ihre Schwester mich begleiten."
"Wir fahren nach dem Lunch mit Mister Widmark zu einer Burgruine", warf Rebecca ein.
Das Gesicht des jungen Mannes verschloß sich. Er hob die A u genbrauen. "Dann haben Sie hier also schon einen Freund gefu n den", bemerkte er mühsam
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