Abiona - Das Bündnis (German Edition)
»Es ist schwer an sie heranzukommen. Sie wird von ihren Bewunderern belagert!«
»Ja, da geht sie nach ihrer Mutter. Aber habe noch ein wenig Geduld. Ich bin so schnell ich kann wieder bei euch, dann ist es vielleicht einfacher.«
»Nein!« Abiona war sich bewusst, dass seine Stimme panisch klang. Aber er wollte nicht, dass sich sein Vater erneut für ihn in Gefahr brachte. »Ich meine, du brauchst dich nicht wegen mir zu beeilen. Ich weiß, dass Thuri krank ist und du dich um sie kümmern musst. Wir kommen hier alleine klar.«
»Mmmh…«, machte Robin nachdenklich und sah Abiona dabei nicht an. Es gab so vieles, über das er mit ihm reden wollte, reden musste, aber dies schien ihm weder der richtige Ort noch die Zeit für ein persönliches Gespräch. So entschloss er sich dafür, nur die eine Sache anzusprechen, die für die Vollendung ihrer Aufgabe notwendig war und die Abiona vielleicht mehr als jeder Trostversuch von seiner Übellaunigkeit befreien konnte.
»Da ist etwas, das ich mit dir besprechen wollte...«, begann er sachlich und fühlte sich dabei, als würde er mit einem Fremden reden. Er machte eine kurze Pause, in der er sich die Worte, die er sagen und jene, die er verschweigen wollte, zurechtlegte. Dann begann er zu erzählen: »Thuri hatte gestern einen Traum, in dem auch du vorkamst. Wir sind uns ob der Deutung nicht ganz sicher. Deshalb möchte ich ihn dir gerne erzählen, wenn du einverstanden bist.«
Abiona nickte, begierig darauf mehr zu erfahren.
»Das habe ich mir fast gedacht. Nun denn, du hast ein Recht darauf, alles zu hören.«
Robin umriss mit einigen Worten Thuris Traum. Kurz vor Beendigung der Geschichte musterte er Abiona stirnrunzelnd. »Weißt du, was für einen Namen die Fledermaus hatte?«, fragte er angespannt.
Abiona wusste es. Robin hatte ihm bereits gesagt, er würde in dem Traum vorkommen. Und er erinnerte sich noch allzu gut daran, als er sich in der spiegelnden Wasseroberfläche des dunklen Sees betrachtet hatte. Damals hatte er ausgesehen wie eine übergroße Fledermaus.
»Ich vermute mal, sie hieß Abiona«, erwiderte er und schaute seinen Vater geradewegs ins Gesicht. Robin wirkte nachdenklich, doch er nickte. »Ja, so ist es. Du brauchst mir jetzt noch nicht zu sagen, was dir durch den Kopf geht. Lass den Traum auf dich wirken; vielleicht ist deine Deutung eine andere als die meine. Wir reden dann heute Abend oder morgen früh wieder darüber, in Ordnung?«
Abiona nickte, obwohl ihn der Traum verwirrt hatte. Doch bevor er weiter fragen konnte, näherte sich eine Gestalt der Quelle und Abiona sah auf. Es war Jack, doch er blieb in einiger Entfernung stehen, vielleicht um ihr Gespräch nicht zu stören.
»Jack kommt gerade. Möchtest du mit ihm reden?«
»Ja, das wäre gut, sehr gut sogar. Er kann dir dann alles Weitere ausrichten.«
Abiona nickte und winkte Jack heran. Dann warf er Robin einen letzten Blick zu. »Danke für alles, Vater«, sagte er leise.
Robin schüttelte ernst den Kopf. »Du brauchst mir nicht zu danken. Es war selbstverständlich. Du hättest das gleiche für mich getan.«
»Aber du hast die Sonjen gefunden. Das war es, was sie sich immer gewünscht haben. Die Abs meine ich. Dass sie zu Menschen werden.«
»Hoffen wir, dass sie sich hier auch wohl fühlen werden.« Robin lächelte plötzlich und seine Sorgen verschwanden für einen Augenblick aus seinem Gesicht. »Halte mich auf dem Laufenden!«
»Das werde ich!«
»Und grüße deine beliebte Schwester von mir!«
Abiona nickte leicht lächelnd und trat vom Wissenden Auge zurück. »Dein Bruder will mit dir reden«, erklärte er seinem herannahenden Onkel halbherzig und entfernte sich schnell von der Quelle, bevor dieser ihn aufhalten konnte.
***********
Abiona wollte die Wärme, die sein Vater ihm ins Herz gezaubert hatte, festhalten. Doch als er sich ziellos von der Quelle entfernte, stoben Erinnerungsfetzen aus der Zeit im Vadoitischen Reich in sein Bewusstsein. Er sah den Ruheraum mit dem dunklen See vor sich, dann die endlosen Gänge und weiten Schluchten, die von verschiedenfarbigen Kristallen und Fackeln beleuchtet worden waren, er blickte in den großen Spiegel Kajaphonas, durchdrang den geheimnisvollen Nebel vor der Vulkanlandschaft von Marag Thur und wünschte sich plötzlich mehr als alles andere, wieder fliegen zu können. »Ich vermisse es«, sagte er in einem Anflug von Wehmut zu sich selbst.
Du warst ja auch besonders gut darin, antwortete eine Stimme von
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