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Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Abiona - Das Bündnis (German Edition)

Titel: Abiona - Das Bündnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Auditor
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Vanderwal begonnen, die Pforte zu hassen und die Welten zu meiden, die durch sie offenbart wurden. Denn ohne Sinn schien ihr der Schmerz, und Trübsal, Tod und Verderben gingen Hand in Hand mit dem Leben, das so kurz war, wie ein Kinderlied. Vanderwal verstand nicht, wie diese Menschenwelt existieren konnte, ohne an ihrem eigenen Leid zu zergehen!
    Doch ihre Geschwister, die anderen Adhari, die in einer Welt ohne Tod und Leid existierten, hatten ihre Kümmernis nicht verstanden und sie ausgelacht. Das war schlimmer zu ertragen gewesen, als alles Leid der Menschenwelt. Nie hatte Vanderwal die Geheimnisse um Geburt und Tod mit jemandem teilen können, denn niemand sonst hatte durch die Pforte geblickt…
    Vanderwal verzog das Gesicht zu einer Grimasse. Bald würden ihre Geschwister verstehen, was es mit Tod und Leid auf sich hatte, denn sie hatten sich für den Weg des Menschseins entschieden, für einen Weg des Leids bis hin zum Tod! Und sie hatte es nicht verhindern können! Nun galt ihre Rache jenen, die ihre Geschwister geraubt und sie verwandelt hatten. Doch um jene zu finden und zu zerstören, musste sie den Sonjen ihre Macht entlocken. Dieser Gedanke durchdrang ihr ganzes Sein und trieb sie zu äußersten Anstrengungen.
    Noch zeigten sich die Sonjen allerdings widerspenstig und wenig hilfsbereit. Sie ließen sich weder einverleiben, noch aufbrechen, weder pulverisieren, noch zerstückeln. Sie waren gänzlich immun gegen ihre Versuche, sie in sich aufzunehmen oder ihre Substanz zu verinnerlichen. Dennoch gab Vanderwal nicht auf. Nach vielen gescheiterten Versuchen nahm sie schließlich einen Stein den in ihre Krallenhand und wog ihn bedächtig. Dann besang sie ihn mit verschiedenen Liedern. Bei dem dritten Lied begann der Stein plötzlich zu vibrieren und sie hielt inne. Dann nickte sie wissentlich und lachte schallend auf. »Finkar!«, schrie sie wie besessen. »Finkar, du Meister der Lüfte. Du kennst also das Lied des Adlers noch und erinnerst dich? Wie schön, wie schön.«
    Sie nahm den nächsten Stein in die Hand und wog auch diesen. Er war kleiner, von rötlicher Farbe und von vielen weißen Linien durchzogen. Sie besang auch ihn und nach ihm die anderen beiden Steine, den rundlichgelben und den grauen Stein mit den rötlichen Kristallen. Und jedes Mal hielt sie inne, wenn ein Stein vibrierte oder seine Form oder Farbe änderte. Zufrieden mit sich selbst legte sie schließlich die Steine wieder an ihre Plätze und sinnierte leise vor sich hin.
    »Finkar – Du hast die Macht über die Wesen der Luft! Adlerlied und Wind-Akkord erinnern dich an deinen Hort…
    Lopato – Du beherrschst die Wesen der Erde, Trommeltanz und Nachtgesang, Tiergeheul und Erdenklang…
    Elfanim – Du hebst Täler und Schluchten aus der Erde, mein Lied für deine Berge…«
    Gnorra – Macht der Menschenseelen! Wesenskern, alter Stern…«
    Sie hielt inne und ein irres Glitzern flackerte in ihren Augen auf. »Wo habe ich nur meinen Kessel?« murmelte sie vor sich hin.
    »Oh, nein, nicht zum Schaffen wurde Vanderwal einst ersonnen, wie oft habe ich es gehört!,« knurrte sie, doch klang sie dabei eher erheitert. »Nein, nicht zum Erschaffen, sondern zum Empfangen warst du gemacht, um zur Botin zu werden einer neuen Zeit. Vereinen kannst du die Welten, hat es geheißen. – So soll es nun geschehen, doch nach meinem Bilde!«
    Sie schlürfte davon und kam kurze Zeit später mit einem riesigen, kupferfarbenen Kessel wieder. Mit beinahe zärtlichem Gesichtsausdruck besah sie sich den Kessel und begann zu singen:
     
    »Vanderwal du Kesselbraut.
    Hilf mir zu einen den Stein und die Haut,
    so sprach einst Junakal zu mir.
    Er brachte beides her.
     
    Wir warfen es in den Kessel
    und sangen die halbe Nacht
    und die Erde hat mitgemacht, ja mitgemacht.
    Und als es geschehen, nahm er es fort. –
    Ich nannte es Rinde, Baumhaut und Bork.
     
    Vanderwal du Kesselfee.
    Hilf mir zu einen die Sterne den Schnee,
    so sprach einst Monatom zu mir
    und brachte beides her.
     
    Wir warfen es in den Kessel
    und sangen die halbe Nacht,
    und das Feuer hat mitgemacht, ja mitgemacht.
    Und als es geschehen, nahm sie es zu sich. –
    Ich nannte es Mondin und Abbild des Lichts.
     
    Vanderwal, du Kesselfrau.
    Hilf mir zu einen, den Teich und das Grau,
    so sprach einst Isibil zu mir
    und brachte beides her.
     
    Wir warfen es in den Kessel
    und sangen die halbe Nacht
    und das Wasser hat mitgemacht, ja mitgemacht.
    Und als es geschehen, nahm sie es von uns.

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