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About Ruby

About Ruby

Titel: About Ruby Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Dessen
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Schulter.
    »Jamie«, begann sie so unvermittelt, dass er zusammenzuckte. »Ist das . . .?«
    »Nein«, erwiderte er knapp. »Ist es nicht.«
    Meine Schwester blieb eindeutig skeptisch. Sie trat um ihn herum und näher, damit sie sich das Ganze genauer anschauen konnte. »Ist es doch.« Sie wandte sich wieder zu ihrem Mann um, der sich vorsichtshalber betreten Richtung Küche zurückgezogen hatte. »Hier wurde hingepinkelt.«
    »Cora . . .«
    »Hier wurde schon
wieder
hingepinkelt.« Sie wirbelte zu ihm herum. »Wozu haben wir eigentlich diese Hundeklappe installiert?«
    Hund
?, dachte ich. Und gleichzeitig, dass ich erleichtert sein müsste. Oder nicht? Schließlich hatte ich im ersten Moment befürchten müssen, etwas höchst Unangenehmes über meinen Schwager herausgefunden zu haben. Nicht nur unangenehm, sondern geradezu verstörend. »Ihr habt einen Hund?«, fragte ich nach. Statt einer Antwort seufzte Cora bloß.
    »Hunde zu erziehen, braucht eben seine Zeit«, sagte Jamie zu ihr, schnappte sich eine Rolle Küchentücher von einer Anrichte in der Nähe und kehrte damit zu uns zurück. Cora trat beiseite; er riss ein paar Blatt ab, hockte sich hin und bedeckte damit die Pfütze samt der darum herum verteiltenSpritzer. »Ihr kennt doch den Ausdruck: Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr.«
    Cora schüttelte bloß den Kopf und kehrte wortlos in die Küche zurück. Jamie, der immer noch auf dem Boden hockte, riss ein paar weitere Blätter von der Rolle ab und betupfte damit meine Schuhe. Sah anschließend zu mir hoch: »Tut mir leid. Ist ein heikles Thema.«
    Ich nickte, ohne zu wissen, was ich dazu sagen sollte. Deshalb faltete ich kommentarlos das Geschirrspültuch zusammen und folgte ihm in die Küche. Er warf die Papiertücher in einen Mülleimer aus Edelstahl. Cora deckte den großen weißen Tisch vor den Fenstern, die auf die Terrasse hinausführten. Sorgfältig faltete sie drei Stoffservietten und arrangierte diese neben den drei Tellern auf dem Tisch; anschließend legte sie das Besteck dazu, Gabel, Messer, Löffel. Die Teller standen auf Sets, es gab Wassergläser und eine große Wasserkaraffe, in der Zitronenschnitze schwammen. Wie alles in diesem Haus sah der gedeckte Tisch wie ein Bild aus
Schöner Wohnen
oder so ähnlich aus. Zu perfekt, um real zu sein.
    Noch während mir das durch den Kopf schoss, hörte ich ein lautes, rasselndes Röcheln. Als würde Opa nach dem Abendessen im Lehnsessel wegpennen. Allerdings kam das Geräusch nicht aus dem Wohnzimmer, sondern von hinten, aus der Waschküche. Als ich mich umdrehte, entdeckte ich den Hund.
    Beziehungsweise fiel mir zunächst einmal alles andere ins Auge, nämlich das große, mit Fellen   – ja, sah schwer nach Schafsfell aus   – bedeckte Lager, den Spielzeugberg (Plastikringe, künstliche Knochen aus Tau oder Jute oder so, Zeitungsattrappen) sowie, als auffällige Krönung, ein ausgestopftes Huhn. Orangefarben. Es hockte sehr aufrecht da.Das Huhn. Erst nachdem ich die Existenz dieser Accessoires in mich aufgenommen hatte, nahm ich den Hund selbst wahr. Er war klein, schwarzweiß, lag mit geschlossenen Augen auf dem Rücken, Pfoten in der Luft, und schnarchte. Laut.
    »Er heißt Roscoe.« Jamie öffnete die Küchenschranktür. »Normalerweise wäre er noch auf den Beinen und hätte dich längst begrüßt. Aber heute war zum ersten Mal die Frau da, die wir engagiert haben, damit sie regelmäßig mit Roscoe spazieren geht, und ich glaube, das hat ihn völlig geschafft. Deshalb wahrscheinlich auch das kleine Missgeschick im Flur. Er ist einfach fix und fertig.«
    »
Wirklich
ungewöhnlich wäre es, wenn er tatsächlich draußen gewesen wäre«, meinte Cora.
    Ich hörte, wie Roscoe in der Waschküche einen besonders lauten Schnarcher von sich gab. Es klang, als würden seine Nasen-, pardon: Schnauzenlöcher explodieren.
    »Lasst uns essen«, sagte Cora. Sie zog einen Stuhl unter dem Tisch hervor und setzte sich.
    Ich wartete, bis Jamie sich am Kopfende niedergelassen hatte (sein angestammter Platz, wie mir schien), bevor ich mich auf den Stuhl vor dem dritten Gedeck hockte. Erst als ich saß und mir der Duft von Spaghettisoße aus der Schüssel zu meiner Linken in die Nase stieg, wurde mir bewusst, wie hungrig ich war. Jamie nahm Coras Teller, stellte ihn auf seinem eigenen ab, tat ihr Nudeln, Soße sowie Salat auf und reichte den Teller an sie zurück. Dann signalisierte er mir, ihm meinen Teller ebenfalls zu geben, tat auch mir auf und

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