Absender unbekannt
noch an der Universität von Massachusetts lehrte und ich einige seiner Kurse besuchte.
„Hast du Ahnung von Klimaanlagen?“
„Hast du schon versucht, sie einzuschalten, dann aus und wieder ein?“ fragte er.
„Ja.“
„Und nichts passiert?“
„Nein.“
„Hau doch ein paarmal drauf!“
„Hab ich schon.“
„Ruf den Kundendienst an!“
„Du bist ja eine grosse Hilfe.“
„Hast du immer noch das Büro im Glockenturm, Patrick?“ „Ja, warum?“
„Weil, ich hätte eine potentielle Klientin für dich.“
„Und?“
„Ich möchte gerne, dass sie dich engagiert.“
„Schön. Dann komm doch mit ihr vorbei!“
„In den Glockenturm?“
„Klar.“
„Ich hab doch gesagt, ich möchte, dass sie dich engagiert. „ Ich sah mich in unserem kleinen Büro um. „Das ist schlecht, Eric.“ „Kannst du, sagen wir, morgen früh um neun in der Lewis Wharf vorbeikommen?“
„Ich denke schon. Wie heißt deine Bekannte?“
„Diandra Warren.“
„Was ist ihr Problem?“
„Wäre mir lieber, wenn sie es dir erzählt.“
„Gut.“
„Dann sehen wir uns morgen bei ihr.“
„Bis morgen dann.“
Ich wollte gerade auflegen.
„Patrick?“
„Ja?“
„Hast du eine jüngere Schwester namens Moira?“
„Nein. Ich habe eine ältere Schwester namens Erin.“
„Oh.“
„Warum?“
„Nur so. Wir sprechen morgen drüber.“
„Bis morgen also.“
Ich legte auf, warf einen Blick auf die Klimaanlage, dann auf Angie, dann wieder auf die Klimaanlage und rief den Kundendienst an. Diandra Warren wohnte in einem Loft in der vierten Etage eines umgebauten ehemaligen Kaigebäudes namens Lewis Wharf. Aus den riesigen Erkerfenstern, die die Ostseite des Loft in weiches Morgenlicht tauchten, genoss man einen Panoramablick über den Hafen. Und Diandra Warren sah aus wie eine Frau, die in ihrem ganzen Leben noch nie um etwas hatte bitten müssen.
Pfirsichfarbenes Haar umgab ihre Stirn in einer anmutigen Welle und lief an den Seiten in einen Pagenkopf aus. Ihre dunkle Seidenbluse und die hellblaue Jeans sahen aus, als seien sie noch nie getragen worden, die Gesichtszüge wirkten wie gemeißelt, und die goldene Haut war so makellos, dass ich an die unbewegte Oberfläche eines Sees erinnert wurde.
Sie öffnete die Tür und begrüsste uns mit einem sanften, vertraulichen Flüstern: „Mr. Kenzie, Ms. Gennaro. Kommen Sie bitte herein!“
Der Loft war mit Bedacht eingerichtet. Die cremefarbene Couch und die gleichfarbigen Sessel im Wohnbereich ergänzten sich mit dem hellen skandinavischen Holz der Küchenmöbel und dem gedämpften Rot und Braun der persischen und indianischen Teppiche, die strategisch auf dem Parkettboden verteilt waren. Die Farbzusammenstellung verlieh der Wohnung zwar eine gewisse Wärme, doch war an der fast spartanischen, funktionellen Einrichtung abzulesen, dass dem Bewohner romantische Unübersichtlichkeit und Unordnung ein Greuel waren.
Vor der freigelegten Backsteinmauer neben den Erkerfenstern standen ein Messingbett, eine Kommode aus Walnussholz, drei Aktenschränke aus Birke und ein massiver antiker MahagoniSchreibtisch. In der gesamten Wohnung konnte ich keinen Wandschrank oder herumhängende Kleidungsstücke finden. Vielleicht wünschte sie sich einfach jeden Morgen eine neue Garderobe, und wenn sie aus der Dusche stieg, warteten die Klamotten frisch gebügelt auf sie.
Sie führte uns in den Wohnbereich, und wir nahmen in den Sesseln Platz, während sie sich leicht zögernd auf der Couch niederließ. Zwischen uns stand ein Rauchglastisch, auf dem ein Umschlag lag; links daneben befanden sich ein schwerer Aschenbecher und ein antikes Feuerzeug.
Diandra Warren lächelte uns an.
Wir lächelten zurück. In unserem Geschäft muss man improvisieren können.
Ihre Augen weiteten sich leicht, das Lächeln blieb auf ihrem Gesicht. Vielleicht wartete sie darauf, dass wir unsere Qualifikationen aufzählten, ihr unsere Waffen zeigten und erzählten, wie viele heimtückische Ganoven wir seit Sonnenaufgang erledigt hatten. Angies Lächeln verschwand, ich hielt ein paar Sekunden länger durch. Der unbekümmerte Detektiv, der seine potentielle Klientin beruhigt. Patrick „Strahlemann“ Kenzie. Zu Ihren Diensten. Diandra Warren sagte: „Ich weiß nicht, wie ich anfangen soll.“ „Eric meinte, Sie hätten Ärger, bei dem wir Ihnen vielleicht helfen könnten“, erwiderte Angie.
Diandra nickte, und die haselnussbraunen Pupillen schienen einen Moment abzuschweifen, als habe sie kurzzeitig die Kontrolle darüber verloren. Sie
Weitere Kostenlose Bücher