Abzocker
nicht bereit dazu.
»Joe?«
Ich gab keine Antwort.
»Du hast gesagt, du wirst mich nicht töten. Hast du es dir anders überlegt, Joe?«
Ich sagte ihr, dass ich sie nicht töten würde.
»Was willst du dann tun?«
Ich drückte die Zigarette aus und atmete tief ein. Die Luft im Zimmer war zum Schneiden dick, zumindest kam es mir so vor. Das Atmen bereitete mir Mühe.
»Mich heiraten?«
Ich nickte.
»Du willst mich heiraten«, sagte sie. Ihre Stimme hatte einen leichten, fast flüchtigen Klang. Sie sprach mehr mit sich selbst als mit mir, als sie die Worte ausprobierte. »Nun ja, in Ordnung. Ich … Es ist nicht sehr romantisch. Aber wenn du das haben willst, meinetwegen. Ich werde mich nicht wehren.«
Ich hörte ihre Worte und lauschte auf die dahinterliegende Bedeutung. Ich versuchte ein letztes Mal, mir vorzustellen, wir beide wären glücklich verheiratet. Wieder wurde das Bild nicht scharf. So, wie sie es sich wünschte, funktionierte es nicht.
Bei Gott, ich wünschte, es könnte funktionieren. Aber das tat es nicht, nicht ohne meine kleine Lösung. Meine Methode war der einzige Weg, so sehr sie mir auch widerstrebte.
Also setzte ich mich neben sie, rückte dicht zu ihr und lächelte sie sanft an. Sie erwiderte das Lächeln zögernd. Ihre Welt begann vor ihren Augen wieder Gestalt anzunehmen. Da waren wir, lächelten einander zu, und bald würde alles in Ordnung sein. Eine kleine Veränderung im Plan natürlich, aber nichts Drastisches.
Ich sagte: »Es tut mir leid, Mona.«
Und dann schlug ich sie. Ich erwischte die richtige Stelle genau über der Nasenwurzel, und ich schlug nicht allzu fest zu. Ein kräftiger Schlag auf die Nase bricht den Knochen und jagt Splitter ins Gehirn. Aber ich war sanft. Ich hatte sie nur k. o. geschlagen. Sie verlor sofort die Besinnung und fiel mir schlaff in meine Arme.
Als sie ein paar Minuten später zu sich kam, hatte sie einen Knebel im Mund. Die Füße hatte ich ihr mit Stoffstreifen zusammengebunden, die ich vom Bettlaken abgerissen hatte, ebenso die Hände hinter ihrem Rücken.
Sie starrte mich an, und in ihrem Gesicht stand das blanke Entsetzen.
»Eines Tages wirst du dich daran gewöhnen«, sagte ich. »Eines Tages wirst du verstehen. Ich erwarte nicht, dass du es jetzt begreifst. Aber irgendwann wirst du es begreifen.«
Ich nahm die beiden Päckchen aus der Jackentasche, die zusammengerollte Papiertüte und das Lederetui. Ich machte die Tüte auf und nahm eine der kleinen schwarzen Kapseln heraus. Dann öffnete ich das Etui und zeigte ihr, was darin war.
Sie stöhnte auf.
»Komisch«, sagte ich, »wie wir immer wieder darauf zurückkommen. Keith hat es verkauft, ich habe es gekauft. Und weißt du, was wirklich komisch ist? Ich musste gutes Geld für das Zeug bezahlen. Eine ganze Schachtel davon habe ich weggeworfen, um Keith hereinzulegen, habe Heroin im Wert von einem Vermögen in seinem Büro verteilt, damit es auch überzeugend für die New Yorker Bullen aussah. Und hier sind wir. Wieder da, wo wir am Anfang waren.«
Ich nahm den kleinen Löffel aus dem Lederetui. Es war ein Löffel, wie man ihn in den Cafés im Greenwich Village bekommt, um den Espresso damit umzurühren. Ich legte die Kapsel auf den Löffel und holte mein Feuerzeug heraus. Ich knipste es an. Dann hielt ich den Löffel über die Flamme und sah zu, wie das Heroin sich auflöste. Meine Hand war erstaunlich ruhig.
Ich sah Mona an. Sie starrte wie gebannt auf die kleine Flamme des Feuerzeugs, wie eine Katze vor dem Feuer. Heißes Eis.
»Du bist zu unabhängig«, sagte ich. »Du lebst nur in dir selbst. Und wenn die Leute dir zu viel nehmen, zu viel von deiner Persönlichkeit, dann rennst du weg und versteckst dich. Das ist nicht gut.«
Sie gab natürlich keine Antwort. Teufel, sie hatte einen Knebel im Mund. Aber ich fragte mich, was sie dachte.
»Also wirst du etwas weniger unabhängig sein. Du wirst etwas haben, wovon du abhängig bist.«
Ich nahm die Injektionsspritze. Ich schob den Kolben ganz hinein und steckte die Nadelspitze in das aufgelöste Heroin auf dem Löffel. Als ich den Kolben zurückzog, füllte sich die Nadel mit dem flüssigen Heroin.
Die Nadel sah sehr groß aus. Sehr gefährlich. Monas Augen waren rund, und man konnte förmlich hören, wie sich ihre Gedanken überschlugen. Sie wollte es nicht glauben, aber sie musste.
»Keine Angst«, sagte ich, obwohl das natürlich dumm war. »Es ist nicht so schlimm, nicht wenn man Geld hat. Man spritzt sich ein paarmal
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