Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
flachlegst, und das nicht im positiven Sinne.“
Eine Minute brauchte er, um zu dem mondbeschienenen Plexiglaskasten mit dem Einhorn zu humpeln. Trotz seines schmerzenden Fußes fing er an, die Schlüssel von dem Ring auszuprobieren, an dem so um die hundert Stück hingen.
Er wäre jetzt viel lieber oben und würde Victoria lieben … nein, keine Liebe. Andererseits, verdammt noch mal, was war es sonst? Seine Gefühle für Victoria waren mehr als Freundschaft und mehr als reines Verlangen, auch wenn Freundschaft ganz klar eine Rolle spielte. Wie zum Teufel sollte man das nennen?
Wahnsinn, dachte Rory.
Es hatte einmal eine Zeit gegeben, da hätte er sich über die Entdeckung des Einhorns wahnsinnig gefreut, aber jetzt nicht mehr. Er verdiente es nicht, und er wollte es nicht mehr. Er wollte zurück zu Victoria, neben ihr ins Bett kriechen, in sie eintauchen und vergessen, dass Caperglen überhaupt existierte.
Warum konnte er es nicht?
Er würde dem Heiligen Stern einen Brief schicken. Schreiben, dass er dort bleiben würde. Er musste ja nicht sagen, dass er etwas gefunden hatte – nein, er hatte jemanden gefunden, viel besser als ein Einhorn. Eine belanglose Kleinigkeit, nachdem Generationen von Außenseitern nach diesem Ding gesucht hatten und ein Vater deshalb mit dem Trinken angefangen hatte. Der Schlüssel, den er probiert hatte, drehte sich, bevor er es überhaupt bemerkte.
„Schicksal“, sagte er leise und steckte seine Hand in die Vitrine, um Drummonds Geheimfach zu finden. Er hätte seine Hände lieber dafür benutzt, Victorias Tattoos zu suchen.
Den Riegel zu finden, war gar nicht so einfach und machte ihn nervös. Er kickte das verflixte Kühlpack weg. Es tat eher weh, als dass es half.
Das Leben wäre einfacher gewesen, wenn es das falsche Einhorn gewesen wäre. „Aber wann ist das Leben jemals einfach gewesen?“ Er brauchte einen anderen verdammten Schlüssel, um das verdammte Fach zu öffnen. „Verdammter MacKenzie – Fluch!“, schnaubte er.
„Verdammter MacKenzie-Dieb wohl eher!“ Victorias Stimme ertönte in der Dunkelheit, was seine einsame Seele mit Freude erfüllte … und seine Nackenhaare zu Berge stehen ließ.
Rory ließ den Ring mit den hundert Schlüsseln auf seinen gebrochenen Zeh fallen.
Fünfunddreißig
ALS DAS LICHT anging, hob Victoria das Kinn, ihre herrlichen Augen strahlten, und sie war bereit, einen Drachen zu erlegen. „Mann, ich hasse es, erst mit dir rumzumachen und dir dann am selben Tag in den Hintern zu treten“, sagte sie.
Rory tat es leid, sie enttäuscht zu haben, und er konnte sich überhaupt nicht darüber freuen, das Einhorn gefunden zu haben. Stattdessen war er idiotischerweise glücklich, Victoria zu sehen, auch wenn sie jetzt wusste, was für ein Mistkerl er war, denn er hatte ihr nicht die ganze Wahrheit gesagt.
„Eine Unterlassungssünde?“, fragte sie.
Eine feinsinnige Hexe … auf die er ungeheuer scharf war, ja, eine gefährliche Situation, denn er hätte lieber ihr Vertrauen gehabt als das Einhorn, nach dem er schon sein ganzes Leben lang suchte.
Zu gern hätte er gewusst, ob sie wohl bereit war, ihm zu verzeihen, aber sie gab nichts preis. Er verbannte den idiotischen Gedanken, drehte sich um und setzte seine Suche fort. „Ich brauche einen kleineren Schlüssel, um das Fach zu öffnen.“ „Hast du vor, billige Kopien anzufertigen?“, fragte sie. „Oder willst du versuchen, das Original zu stehlen? Es ist eine Viertelmillion wert, weißt du?“
„Doppelt so viel“, erwiderte er. „Es ist ein Drummond.“
„In dem Fall“, sagte sie, „kannst du den Preis verdreifachen.“ „Nein, denn es ist nicht die letzte seiner Sternzeichenfiguren. Ich habe die anderen elf.“
„Du hast was?“
„Ich besitze das Karussell. Es fehlt nur dieses Einhorn, um es wieder komplett zu machen.“
„Aber die Experten haben doch gesagt … Wer hist du?“
„Dein schlimmster Albtraum ist, glaube ich, die passende Antwort.“ Er machte sich nicht die Mühe zu sagen, dass ihre Familie es seiner gestohlen hatte. „Drummond war ein Großvater väterlicherseits.“
„Das ist wieder eine Lüge. Sein Name wäre ja wohl MacKenzie gewesen.“
„Das war er auch. Drummond Rory MacKenzie. Die Familie hat ihn Rory genannt, und jeder andere nannte ihn Mac, also wählte er Drummond für seine Kunst. Übrigens, die Schnitzerei in deinem Kaminsims heißt, Willkommen zu Hause, Rory“. Was sagst du jetzt?“
Victoria fragte sich,
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