Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
werden. Das wäre der perfekte Job für dich.“
Rory schaute Victoria an, um zu sehen, ob sie verstanden hatte. Sie lächelte wie ein Honigkuchenpferd. „Du bist nicht das Einhorn. Du bist der Drache.“
„Warum? Weil ich ein großes Horn habe?“
„Du spuckst Feuer. Das Einhorn ist der Kuppler. Es ist der Drache, den ich verbannen oder zähmen soll.“
„Das Einhorn kann nicht gezähmt werden, außer von dem perfektesten aller Mädchen. Das bist du. Und wenn es ihm begegnet, ist das Einhorn am schwächsten, weil es augenblicklich mit dem aufhört, was es gerade macht, selbst wenn es vor Jägern davonläuft und seinen Kopf auf ihren Schoß legt.“
Rory legte seinen Kopf auf Victorias Schoß, küsste sie, wo immer er hinkam, und Victoria seufzte zufrieden. Dann erinnerte er sich daran, dass das Mädchen der Untergang für das Einhorn sein könnte, und ließ es schlafen.
Rory konnte nicht schlafen. Je mehr er es versuchte, umso wacher wurde er. Ein Gefühl der Panik überkam ihn wegen seiner Empfindungen für Victoria und wegen dem, was er nicht erreicht hatte.
Sich in Lilis Urenkelin zu verlieben war nicht der Grund, aus dem er nach Amerika gekommen war. Er hatte eine Mission. Ein MacKenzie hatte Caperglens Ansehen zerstört, ein MacKenzie musste es wiederherstellen. Er hatte sich das all die Jahre immer wieder gesagt, es war ein Wunder, dass er es so schnell vergessen konnte.
Er gab Victoria die Schuld.
Vorsichtig rollte er sich zu ihr hinüber und nahm ihren Geruch in sich auf: Lilien, Lavendel, den Geruch nach Sex, und er spürte, wie sie atmete. Wann genau hatte er sich in sie verliebt? Im ersten Traum? Am ersten Tag auf der Veranda? Im Cloud Kiss? Heute Nacht, als sie ihn mit Brock bekannt gemacht hatte?
Das spielte keine Rolle. Victoria zu lieben war in der Tat verrückt. Er brauchte seinen Verstand für seine Mission. Er musste den Schlüsselbund finden, den sie hier oben verwahrte.
Rory nahm ihre Hand von seiner Brust, küsste ihre Finger und schlich sich aus dem Bett.
Tigerstar sprang ihn mit ausgefahrenen Krallen an, und Rory schrie auf, sowohl vor Schmerz als auch vor Überraschung. Dann jammerte die Katze so laut, dass sie das ganze Haus hätte wecken können. Wie sie aus dem Schrank herausgekommen war, würde er nie erfahren, aber das hier war ganz klar Rache.
Victoria murmelte im Schlaf seinen Namen, und Rory blieb das Herz stehen, aber dann hörte er sie gleichmäßig weiteratmen. Als er wieder Luft holen konnte, setzte er Tigerstar draußen auf die Treppenstufen und schloss Victorias Tür.
Sie schlief ganz ruhig. Sie lag auf dem Bauch, und das Mondlicht schien auf ihren Rücken, wo direkt über dem Saum ihres dunkelroten Höschens ein gelber Halbmond mit einer roten Orange Liebe machte.
Ein drittes Tattoo und ausgerechnet jetzt. Rory wäre am liebsten wieder ins Bett gestiegen, um sie dort zu küssen. Außerdem wollte er nach all den Tattoos suchen, die er womöglich noch nicht entdeckt hatte.
Doch er blieb vernünftig. Er tastete die Oberfläche ihres Schreibtisches ab, öffnete Schubladen, ihren Büroschrank, ihren Schreibtisch, ihren Nachttisch und fand die Schlüssel schließlich neben dem Vibrator. Weil er ihm gegenüber den Kürzeren gezogen hatte, nahm er ihn, steckte ihn in den Papierkorb und bedeckte ihn mit einer halben Packung Servietten. Dann nahm er seine Jeans, um das Geräusch der klappernden Schlüssel zu dämpfen, und ging hinaus.
Die Stufen im Dachgeschoss knarrten so laut, dass Rory stehen blieb und darauf wartete, dass Victoria seinen Namen rief. Er wäre gern zurückgegangen, aber sie rief ihn nicht, also ging er weiter. Am Fuß der Treppe zog er seine Jeans an. Den zweiten Stock zu passieren war schwierig. Jede Diele knarrte. Warum war ihm das vorher noch nie aufgefallen?
Eine Tür quietsche, Rory sprang nach links, rammte einen zwei Tonnen schweren Keramikfrosch und brach sich einen Zeh. Er versteckte sich hinter einem verschnörkelten Schirmständer und wartete mit Tränen in den Augen, bis Storm aus dem Badezimmer herauskam. Schlechtes Karma, dachte er, ganz schlechtes Karma. Danach ging er weiter. Es war schwierig, mit nur neun gesunden Zehen zu laufen, aber er schaffte es, ohne das Bewusstsein zu verlieren.
Er ging in die Küche, um sich ein Kühlpack zu holen, und band es mit Victorias Geschirrtuch, auf dem Hexe, Hexe, Hexe stand, um seinen Fuß. „Blöder Schwachkopf‘, schimpfte er mit sich. „Völlig verzaubert von der Hexe, die du
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