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Ada liebt

Ada liebt

Titel: Ada liebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Balschun
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wie im
Stall, sagte ich.
    Gudrun ferkelt, sagte Bo, und ich
stellte mir vor, wie er mit seinen schwarzen Händen in die Sau hineingräbt und
in ihr herumwühlt, bis er ein kleines rosa Schwein am Schwanz aus ihr
herausfischt. Da, sagte Bo und schob mir einen Becher Kaffee hin. Ich mag
nicht, sagte ich. Ich muss los.
    Wo bist du gewesen, sagte mein
Vater, sein Gesicht war lang. Bei Bo, antwortete ich und drückte mich an ihm
vorbei durch die Haustür. Wie konnte das nur passieren, sagte er und es klang,
als wäre es ein Unfall. Was, fragte ich und hängte meine Jacke an die
Garderobe. Er hat Schweine, sagte mein Vater. Die Leitsau heißt Siegfried,
sagte ich. Auch das noch, sagte mein Vater.
    Wir backen Stockbrot und fahren
Trecker, sagte ich. Warum, sagte mein Vater, komm frühstücken. Hab ich schon,
sagte ich. Dann eben nicht, sagte er und ließ mich stehen. Ich merkte, dass ich
nach Schwein roch, ging unter die Dusche und steckte meine Kleider in die
Waschmaschine. Du hättest mit Leo frühstücken sollen, rief mein Vater von unten
und das warme Wasser der Dusche verschluckte meine Antwort. Die Worte in meinem
Kopf, die eben noch Bo formten, warfen in diesem Moment Leo in meine Gedanken,
seine stierenden Augen und die vielen Jahre mit ihm.
    Komm doch mit, hatte Leo gesagt,
diesmal ungeduldiger, und sein Gesicht sah unzufrieden aus. Leo war es nicht
gewohnt, seinen Willen nicht zu bekommen. Dass es ein Mädchen war, das ihm
widersprach, war er schon gar nicht gewohnt. Los, komm, drängelte er, es wird
bestimmt lustig. Was soll ich dort, fragte ich, alle stehen rum und glotzen auf
eine Bühne mit Bands, die ich mir auch zu Hause nicht anhöre, es ist viel zu
heiß oder es regnet und alle schlafen im Schlamm. Was soll daran lustig sein?
Außerdem tut mir die Musik in den Ohren weh, es ist zu laut.
    Es ist, begann Leo, weißt du, auch der
Regen kann lustig sein. Und wir wären ein ganzes Wochenende zusammen, auch im
Zelt. Er lächelte und in seinem Gesicht lag ein Ausdruck, den ich vorher an ihm
nicht gesehen hatte.
    Nein, sagte ich, denn mich lockte
weder der Regen noch die Vorstellung, mit Leo eine Nacht im Zelt zu verbringen.
Mich ödete schon dieses ewige Händchenhalten an, warum taten das alle, hatten
sie Angst, dass der andere wegläuft? Ich fand es unangenehm, dieses Berühren
der schwitzigen Hände, die immer heißer wurden und immer nasser.
    Beim Küssen riss Leo den Mund auf, als
wollte er etwas sagen, etwas von großer Bedeutung, aber er sagte nichts, er
küsste mich und es machte schmatzende und saugende Geräusche. Unweigerlich
dachte ich dabei an eine Saugglocke für verstopfte Klos und fragte mich, warum
die Mädchen aus meiner Klasse so romantisch und schwärmerisch waren und so
offensichtlich auf der Jagd nach diesen Saugglocken, die cool auf dem Pausenhof
standen, in der einen Hand eine Zigarette und die andere lässig in die Tasche
ihrer engen Jeans gequetscht.
    Nimm Elisabet mit, sagte ich zu Leo,
sie war noch nie dort und es hat sie niemand gefragt. Du warst auch noch nie
dort, sagte Leo beleidigt, und außer mir wird dich auch niemand fragen. Was
soll ich mit Elisabet, ich will, dass du mitkommst. Ich komme nicht mit, ich
habe zu tun, antwortete ich und ließ Leo mit seinem Großmut und seiner
hängenden Unterlippe allein in der Schulbibliothek zurück, denn ich hatte meine
Bücher und es geklärt.
    Ich gehe am Wochenende auf ein
Festival, sagte Elisabet am nächsten Morgen. Sie war aufgeregt und ich sagte,
toll, das ist gut. Warum ist das gut, fragte sie mich, weiß nicht, sagte ich.
Es war mir gerade so eingefallen, was sonst hätte ich denn sagen sollen,
vielleicht war es ja gut.
    Leo hat mich gefragt, sagte Elisabet
vorsichtig, bist du böse, dann sage ich ihm, dass ich nicht mitkomme. Nein,
sagte ich, ich freue mich für dich. Das war nicht gelogen und ich hoffte, es
würde nicht regnen wegen des Schlamms.
    Elisabet wirkte verunsichert, sagte
aber nichts weiter. Das hatte sich an Elisabet nicht verändert, das
Nichtssagen, und inzwischen mochte ich gerade das an ihr. Sie war präsent, aber
nie aufdringlich, sie ließ sich ignorieren und war doch immer da.
    Wir sprachen nicht viel und in unserem
Schweigen lag eine Übereinkunft, die keiner Worte bedurfte. Ein wortloser Raum,
der gut tat nach dem dumpfen Geschnatter der anderen, sie nannten es Small
Talk, es gab nichts Anstrengenderes. Ich beherrschte die Regeln nicht, stand
neben ihnen und schwieg, und wenn ich versuchte, mich zu beteiligen,

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