Aerzte zum Verlieben Band 47
genommen – allerdings auch nicht das mit der großen rosa Schleife, das der zwölfjährigen Sasha am besten gefallen hatte.
Emily erkannte sich kaum wieder. Das sorgfältig frisierte Haar umrahmte weich ihr Gesicht, und das Make-up sah aus wie aus einem Modemagazin, weil sie sich genau an die Tipps der Kosmetikerin gehalten hatte.
Fehlte nur noch das Kleid.
Es anzuziehen war einfach. Aber bei der Vorstellung, damit ihrem Vater, ihren Brüdern und vor allem Linton unter die Augen zu treten, rebellierte ihr Magen.
Ihre Finger bebten, als sie die Goldkette mit dem Perlenanhänger ihrer Mutter anlegte. Es spielte keine Rolle, dass sie fünfundzwanzig Jahre alt und eine erfahrene Krankenschwester war, sie hatte panische Angst, das Zimmer zu verlassen. Wenn die anderen nun genauso reagierten wie Nathan?
Ihre Knie fingen an zu zittern.
„Hey, Schwesterchen, da hält ein Wagen vorm Haus.“ Mark klopfte an die Tür.
Das Herz drohte ihr aus der Brust zu springen. Ich schaffe das nicht, dachte sie.
Doch als sie sich die Alternative vorstellte, wurde ihr erst recht elend. Ihr Vater und ihre Brüder würden wissen wollen, warum sie sich so anstellte. Dann müsste sie ihnen von Nathan erzählen. Nein, es war schon schlimm genug gewesen, die peinliche Geschichte Linton anzuvertrauen.
„Alles okay mit dir Schwesterherz?“, drang Marks gedämpfte Stimme durch die Tür.
„Ja, alles in Ordnung. Ich komme gleich.“ Entschlossen schlüpfte sie in das Kleid.
Während Linton die Verandastufen hochlief, knöpfte er sich das Jackett zu. Er war spät losgekommen und fürchtete, die zehnminütige Verspätung könnte Emily verärgert haben.
Die Haustür wurde geöffnet, und ein breitschultriger Mann in mittleren Jahren hielt ihm zur Begrüßung die Hand hin. „Jim Tippett“, stellte er sich vor.
„Linton Gregory.“ Er erwiderte den kräftigen Händedruck.
„Kommen Sie herein.“ Jim deutete hinter sich. „Kennen Sie Mark, Stuart und Eric schon, Emilys Brüder?“
Breitbeinig standen die drei Männer da, ein deutliches Signal, dass sich Linton hier auf ihrem Territorium befand. Sie nickten ihm stumm zu und schüttelten ihm die Hand. Er war sich durchaus bewusst, dass er genau unter die Lupe genommen wurde.
„Wir hatten uns schon gefragt, ob Sie im Dunkeln die Abzweigung verpasst haben“, meinte Jim.
Die Botschaft war klar. Lass eine Frau niemals warten. Vor allem nicht unsere Emily.
„Die zehn Minuten, Dad. Linton ist doch nicht zu spät.“
Beim heiseren Klang der Stimme fuhren die Männer herum. Emily stand in der Tür zum Flur, umklammerte ein perlenbesetztes Abendhandtäschchen und blickte unsicher in die Runde.
Linton stockte der Atem.
Die purpurfarbenen Haare waren verschwunden. Stattdessen umrahmten tizianrote Locken ihr Gesicht und ließen ihre Züge weicher erscheinen, wie nur die natürliche Haarfarbe es konnte. Aber die Haare waren nicht die einzige Veränderung.
Ein eng anliegendes Mieder aus schwarzer Spitze umschmiegte aufregende Kurven. Emilys nackte cremeweiße Schultern zogen seinen Blick magnetisch an, aber noch aufregender war ihr Dekolleté, auf dem ein filigran gefasster Perlenanhänger schimmerte. Der verführerische Brustansatz machte Linton Lust, den üppigen weichen Körper unter dem schwarzen Stoff zu erkunden.
Von der schmalen Taille ging ein weiter, duftiger Tüllrock ab, der knapp unter Emilys Knien endete. Ihre schmalen Füße steckten in atemberaubenden High Heels, die nur aus dünnen Riemchen und hohen Absätzen zu bestehen schienen und ihre wohlgeformten Beine betonten.
Die Verwandlung war umwerfend. Emily bot ein Bild sinnlicher Eleganz, das er mit ihr nie in Verbindung gebracht hätte.
„Wer sind Sie, und was haben Sie mit meiner Schwester gemacht?“, brach Mark grinsend das andächtige Schweigen.
Jim lächelte stolz. „Achte nicht auf deinen Bruder, Emily. Du bist erwachsen und genauso schön wie deine Mutter, als ich sie kennenlernte.“
„Wirklich?“ Sichtlich verlegen fuhr sich Emily mit der Zungenspitze über die glänzend rot geschminkte Unterlippe.
Linton pochte das Blut in den Ohren.
„Ganz bestimmt.“ Jim küsste sie auf die Wange. „Ich hätte es dir wohl öfter sagen sollen“, meinte er gerührt, bevor er sich verlegen grinsend an Linton wandte. „Na, alles in Ordnung, mein Junge?“
Erst jetzt bemerkte Linton, dass er Emily angestarrt hatte wie ein Teenager. Er riss sich zusammen und bot ihr galant den Arm. „Ihre Kutsche wartet, Ms
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