Aerzte zum Verlieben Band 52
gleich gern. Ich liebe es, an einem frostig kalten Tag durch raschelndes Herbstlaub zu laufen.“
„Wann wäre das? Im Oktober? Dann werde ich das auch auf unsere Liste setzen“, sagte Marco.
„Welches ist denn deine Lieblingsjahreszeit?“
„Frühsommer“, erwiderte er sofort. „Wenn bei uns zu Hause der Duft der blühenden Orangen- und Zitronenbäume in der Luft liegt.“
„Das klingt wundervoll.“
„Ist es auch. An keinem Ort der Welt würde ich lieber leben als dort.“
„Wieso bist du dann ausgerechnet nach England gekommen?“, fragte Susan.
„Es war eine gute Gelegenheit, um meine Kenntnisse zu erweitern.“
„Hast du jemals daran gedacht, zu ‚Ärzte ohne Grenzen‘ zu gehen?“
Marco erstarrte. Die schlimmste Frage, die sie hätte stellen können. Aber das war nicht ihre Schuld. Schließlich hatte er ihr ja nicht erzählt, was Sienna tatsächlich zugestoßen war. Immerhin war es eine durchaus berechtigte Frage bei einem Notfallmediziner, der neue Erfahrungen sammeln wollte. Dennoch brachte er es nicht über sich, Susan die Wahrheit zu sagen.
„Ich habe darüber nachgedacht. Aber es ist dann doch nicht dazu gekommen.“ Um das Thema so schnell wie möglich zu wechseln, meinte er: „Und wie sehen deine Berufspläne aus? Fachärztin, Oberärztin, Chefärztin?“
„Ja, so in etwa. Obwohl mich auch das Unterrichten reizen würde. Mir gefällt die Idee, junge Ärzte auszubilden, ihnen Vertrauen in ihre Fähigkeiten zu schenken und ihnen beizubringen, die Patienten als Menschen zu sehen. Nicht nur als Krankheitsfälle, die geheilt werden müssen.“
Marco nickte. „Das kann ich mir bei dir gut vorstellen. Du bist ruhig und lässt dich nicht aus der Fassung bringen. Von dir können sie viel lernen, was den Patientenumgang betrifft.“
Kurz darauf lenkte er das Gespräch wieder auf die Pflanzen des Botanischen Gartens, wodurch seine innere Anspannung allmählich nachließ.
Als die ersten Regentropfen fielen, eilten sie in das nächstgelegene Café, um dort Schutz zu suchen.
Mit einem Blick zum Himmel stellte Marco fest: „Ich glaube, es regnet sich gerade ein. Dann müssen wir uns den Rest der Gärten wohl ein anderes Mal anschauen. Es sei denn, es macht dir nichts aus, bis auf die Haut durchnässt zu werden.“
Lachend entgegnete sie: „Willst du mir damit etwa sagen, dass du ein Problem damit hast, wenn deine Haare nass werden?“ Spielerisch fuhr sie ihm durchs Haar. „Eigentlich siehst du so verstrubbelt ganz schnuckelig aus.“
Er lehnte sich zu ihr und senkte die Stimme. „Ich kann mir noch viel schönere Arten vorstellen, unsere Haare in Unordnung zu bringen. Aber dann würden wir vielleicht aus dem Café rausgeschmissen. Das müssen wir also noch etwas verschieben. Allora , was steht noch auf unserer Liste? Wir brauchen irgendwas in einem Gebäude.“ Auf seinem Smartphone prüfte er die Alternativen. „Wie wäre es mit der National Gallery?“
„Super Idee. Das ist von hier aus leicht zu erreichen.“
Als sie wieder im Zentrum angekommen waren, hörte der Regen gerade lange genug auf, dass Marco die Bronzelöwen auf dem Trafalgar Square bewundern konnte. Danach ging es weiter zur Gemäldegalerie.
„Komm, wir sehen uns zuerst die Constable-Bilder an“, schlug Susan vor. „Ich liebe das Gemälde mit dem Regenbogen über der Kathedrale von Salisbury.“
Nach den Constable-Bildern kamen die Van Goghs an die Reihe. „Ehrlich gesagt, gefällt mir dieser Stil besser“, gestand Marco. „Die ‚Sonnenblumen‘ sind eins meiner Lieblingsgemälde. Es ist wirklich schön, mal das echte Bild zu sehen und nicht nur einen Druck.“
Lächelnd erwiderte Susan: „Ich hätte gedacht, dass du eine Schwäche für italienische Maler hast.“
Er lachte. „Es geht mir nicht um die Nationalität eines Malers, sondern darum, ob ein Gemälde mich anspricht.“ Wie lange war es her, seit er eine Gemäldegalerie besucht hatte? Vielleicht lag es daran, dass man die Stadt, in der man lebte und arbeitete, nie so richtig erkundete. Er und Sienna waren zu sehr mit sich selbst und ihrer Arbeit beschäftigt gewesen. Mit Susan war es anders. Er freute sich darüber, ausnahmsweise einfach mal unbekümmert Spaß zu haben.
Bis zur Schließungszeit wanderten sie durch die Räume, wobei sie hier und da stehen blieben, um ein bestimmtes Gemälde näher zu betrachten. Dann kehrten sie zu Susans Wohnung zurück.
Diesmal musste Marco in der Küche warten. Er trank ein Glas Wein, während Susan das
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