Aerzte zum Verlieben Band 52
Weile her, seit ich zuletzt hier war. Aber ich weiß, was du meinst. Meine Eltern sind mit uns hierher gegangen, als wir noch klein waren, und ich kann mich noch gut an das erste Mal erinnern. Es hat mich umgehauen. Natürlich musste ich mir auch ein Schmuckstück aus Lava anfertigen lassen. Irgendwo habe ich den kleinen Salamander noch aufgehoben.“
Er kaufte Susan auch einen an dem Souvenirstand oben am Hang. „Der wird dich immer an den Vesuv erinnern.“
Auf dem Rückweg sahen sie ein kleines Mädchen, das hingefallen war und sich die Knie aufgeschlagen hatte. Der Vater machte ein besorgtes Gesicht, und die Mutter durchsuchte aufgeregt ihre Handtasche nach Pflastern. Jedoch offenbar ohne Erfolg.
Susan zupfte Marco am Ärmel. „Ich habe Pflaster dabei. Aber wenn sie kein Englisch sprechen, brauche ich dich zum Übersetzen.“
„Natürlich.“
Sie gingen hinüber zu den Eltern des Mädchens. Es waren Italiener, und Marco erklärte ihnen, dass er und Susan Ärzte seien. Während sie die Pflaster aus ihrer Tasche holte, beruhigte er das Kind mit einem italienischen Lied. Die Kleine kannte es, denn sie sang gleich mit, ihre hohe Kinderstimme ein hübscher Kontrast zu seinem vollen Tenor.
Vorsichtig säuberte Susan die Knie des Mädchens. So wäre es also, mit Marco eine Familie zu haben. Sie konnte sich gut vorstellen, dass er mit ihrem Kind singen würde, wie jetzt mit diesem kleinen Mädchen. Er wäre ein fantastischer Vater. Zusammen würden sie eine wunderbare Familie sein, weil das Baby von ihnen beiden zutiefst geliebt wurde.
„Mille grazie“ , sagte die Mutter des kleinen Mädchens.
„Prego“ , antwortete Marco mit einem Lächeln.
Trotz des robusten Stocks rutschte Susan auf dem Weg nach unten aus. Gerade noch rechtzeitig packte Marco sie am Arm, um sie vor dem Hinfallen zu bewahren.
„Okay?“, fragte er.
Sie lächelte. „Alles in Ordnung. Danke, dass du mich gerettet hast.“
„Keine Ursache.“ Er erwiderte ihr Lächeln. „Als du vorhin die Knie des kleinen Mädchens verarztet hast, warst du für einen Moment ganz verträumt. Woran hast du da gedacht?“
„Dass du ein wundervoller Vater wirst und unserem Baby die Tränen wegsingst.“
Marco lachte. „Ich werde es jedenfalls versuchen. Und du wirst eine tolle Mutter. Praktisch veranlagt, liebevoll, herzlich. Unser Baby wird dich sehr lieb haben.“
Vielleicht, dachte Susan. Wenn sie doch nur ihre Ängste beherrschen könnte.
„Es wird alles gut, tesoro “, sagte er sanft. „Was immer auch geschieht, wir werden damit klarkommen, weil wir zusammen sind. Glaub mir.“
Als sie in seine dunklen Augen schaute, wusste Susan, dass sie ihm vertrauen konnte.
Nachdem sie sicher wieder unten angekommen waren, gaben sie ihre Stöcke ab und fuhren dann zurück zum Hotel.
„Jetzt ist es am heißesten und genau die richtige Zeit für eine Siesta“, erklärte Marco.
Susan war froh darüber, vor allem, weil ihre Suite mit einer Klimaanlage ausgestattet war. Der Mittagsschlaf belebte ihre Lebensgeister tatsächlich wieder. Abends ging Marco mit ihr in ein Restaurant, das eine herrliche Terrasse mit Meerblick bot und zugleich im Schatten des Vesuvs lag. Das Essen schmeckte einmal mehr ausgezeichnet, und Susan freute sich, als das von ihr bestellte Dessert-Eis in Form eines Vulkans serviert wurde, sogar mit Wunderkerzen oben drauf.
„Wie schön!“, meinte sie begeistert.
„Na, funktioniert die Ablenkung?“, erkundigte sich Marco.
Über den Tisch hinweg nahm sie seine Hand. „Ja, ich danke dir. Es hilft mir sehr. Und du hast recht, hier ist es wunderschön.“
„Die romantischste Gegend Italiens“, erwiderte er. „Obwohl ich zugebe, dass ich ein bisschen voreingenommen bin.“
„Es ist traumhaft“, sagte Susan. „Ich kann verstehen, warum dir diese Landschaft so viel bedeutet.“ Dass er trotzdem bei ihr in London bleiben wollte, anstatt nach Hause zu kommen, löste ein Gefühl der Wärme in ihr aus. Sie fühlte sich geschätzt und geliebt. Zwar hatte Marco ihr diese Worte noch nicht gesagt, aber das war auch nicht nötig. Sie erkannte es an der Art, wie er sie umsorgte.
Am Sonntagmorgen, nach einem weiteren ausgedehnten Frühstück, fragte Susan: „Sollen wir heute deine Eltern besuchen?“
Energisch schüttelte er den Kopf. „Oh nein. Auf gar keinen Fall fahren wir mitten im Sommer an einem Sonntag nach Capri. Ich warte lieber bis morgen. Dann wird es viel leerer sein und die Fahrt mit der Fähre wesentlich
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