AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
ultrakonservativen Kreisen und hat persönliche Beweggründe, dem Präsidenten zu schaden.
Die vom konservativen Sonderermittler Kenneth W. Starr geleitete Untersuchungskommission lieferte ihren Bericht mit allen delikaten Details weisungsgemäß an das Repräsentantenhaus im Capitol ab. In der Einleitung zum Dossier wiesen die Untersucher darauf hin, dass ihre Erkenntnisse zu schlüpfrig seien und die Würde des Amtes verletzen könnten, sollten sie veröffentlicht werden. Die amerikanische Abgeordnetenkammer folgte der Empfehlung der Sonderkommission nicht. Ohne den Bericht gelesen zu haben, wurde er vollinhaltlich veröffentlicht. Es war eine Demütigung des Präsidenten, eine Demütigung seiner Frau Hillary, die jahrzehntelang zugesehen hatte, wie sie von Bill Clinton mit dutzenden (er selbst sagte später hunderten) Frauen betrogen worden war, ehe er ins Weiße Haus einzog. Und es muss ein Schock für Clintons Tochter Chelsea gewesen sein.
Sonderermittler Kenneth Starr gerät ins Visier der medialen Öffentlichkeit. Ein bierernster, prüder Spielverderber gegen einen jungen, feschen Präsidenten. Ihm wird Hexenjagd vorgeworfen. Starr hat eine ziemlich schlechte Presse, aber juristisch gute Karten. Clinton bleibt zwar Präsident – das Absetzungsverfahren scheitert, weil die erforderliche Zweidrittel-Mehrheit im Senat nicht erreicht wird –, der Ruf des Präsidenten und die Würde dieses Amtes sind allerdings für lange Zeit ruiniert. Clinton wird aus der Liste der Rechtsanwälte gestrichen, muss zehntausende Dollar Strafe zahlen, schließt mit Linda Tripp einen teuren Vergleich. Der Präsident kann nur durch seine bestens situierte Ehefrau Hillary vor dem finanziellen Ruin gerettet werden. Er übersteht auch diese Demütigung und verdient nach seiner Präsidentschaft Millionen Dollar mit der Veröffentlichung seiner Memoiren.
Monica Lewinsky kann die Affäre nicht besonders gewinnbringend nutzen. Für ihre von Andrew Morton geschriebenen Memoiren erhält sie eine halbe Million Dollar. Sie entwirft Taschen, scheitert als Gastgeberin einer Flirt-Show und studiert Psychologie in Großbritannien. Es ist auch eine Flucht aus der Öffentlichkeit. Lewinsky kann die Affäre nicht vergessen. Sie kämpft noch eineinhalb Jahrzehnte nach den Küssen im Weißen Haus um einen Beweis dafür, dass es gegenseitige Zuneigung, nicht purer Sex war. In einem Interview für ein Frauenmagazin beschwört sie gar Liebe: „Es wird in meinem ganzen Leben keinen Mann mehr geben, der mich so glücklich macht.“ Lewinsky bleibt unverheiratet und kinderlos. Der Ex-Präsident sieht die Affäre deutlich weniger romantisch. In der CBS-Fernsehsendung „60 Minutes“ gesteht Clinton: „Ich habe es aus dem schlechtestmöglichen Motiv heraus getan, einfach, weil ich es konnte.“
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Andrew Morton, Monica Lewinsky. Ihre wahre Geschichte, Berlin 1999.
Joachim Honnef (Übers.), Der Starr-Report. Das einzigartige Zeitdokument über den Skandal im Weißen Haus, Bergisch-Gladbach 1998.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8002243.html
http://www.focus.de/politik/ausland/tid-11512/usa-die-hinterhaeltige-vertraute-linda-tripp_aid_325613.html
http://women.timesonline.co.uk/tol/life_and_style/women/relationships/ article3185449.ece
http://de.wikipedia.org/wiki/Lewinsky-Aff%C3%A4re
http://www.dailymail.co.uk/news/article-1365046/Im-love-Bill-Friends-say-Monica-Lewinsky-got-married-kids.html#ixzz1WPrytWzV
Keine Affäre
Der Anfang war einfach. Den Seitensprung durch die Geschichte konnte ich von einem festen Fundament aus beginnen. Die ersten Menschen (biblisch oder mythologisch gesehen) brachten auch die Affäre in die Historie, sündigten und wurden folgerichtig aus dem Paradies vertrieben. Aber dann? Welche Affäre bewegte die Welt, welche nicht? Cäsar und Kleopatra paarten sich, vor allem aber vereinte das antike „Power-Couple“ Macht und Sexualität. Kleopatra und Mark Anton führten die Geschichte weiter. Paris und Helena lösten in der griechischen Sagenüberlieferung den Trojanischen Krieg aus. Früher noch: Liebte nicht die Pharaonin Hatschepsut ihren Architekten Senenmut, der ihr den großartigen Terrassentempel bei Luxor baute? Und gibt es nicht Hinweise, dass Jesus Christus mit Maria Magdalena enger verbunden war, als dies die Evangelien belegen? Große Liebende waren beide. Bei Seitensprüngen kann man leicht auf Abwege kommen. Frankreichs Sonnenkönig Ludwig XIV. hatte zahlreiche Mätressen. Madame Pompadour beglückte
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