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Agenten lieben gefährlichen

Agenten lieben gefährlichen

Titel: Agenten lieben gefährlichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Kilometer Entfernung vom Tefé-See, als Moco den Motor abstellte und zu den anderen herüberrief: »Der Tank ist leer! Ich muß wieder nachfüllen.«
    Er legte seine Saugleitung zu den zehn großen Benzinfässern, die in der Mitte des Bootes standen, zapfte das erste Faß an und stellte die Saugpumpe an. Sie machte plopp, plopp und pumpte Luft in den Motortank.
    Moco stellte die Pumpe ab und klopfte an das Faß. Dann wurde sein Gesicht zu einer starren Maske. Er riß die Leitung heraus, warf das Faß um und rollte es mit einem Fußtritt über Deck.
    »Leer!« rief er dabei. »Leer!«
    Er klopfte die anderen Fässer ab. Überall der hohle Klang.
    »Alle leer!« schrie er und ballte die Fäuste. »Wir haben kein Benzin mehr!«
    »Aber das ist doch unmöglich …«, stotterte Campofolio. »Das ist doch unmöglich. Was sollen wir ohne Benzin auf einem Boot?«
    Alexander Jesus tanzte wie ein Irrer über das Deck. »Diebe!« kreischte er. »Überall Diebe! Die Fässer waren voll. Ich habe sie selbst mit an Bord gerollt! Jemand hat sie ausgepumpt, bevor wir abfuhren! Ich habe keine Schuld, ich habe keine Schuld …«
    Ellen kam zu Moco. Er lehnte an dem stummen Motor, seine Augen waren schwarz und gefährlich. Die Wildheit seiner Urwaldheimat war in ihn zurückgekehrt.
    »Weiße Männer nennen so etwas Sabotage«, sagte er dunkel. »Wir sollen nicht weiterkommen … Nur ein Faß war noch voll, und das habe ich verbraucht.«
    José Cascal bahnte sich einen Weg durch das Gepäck. Er war wie die anderen aufgeregt und warf beide Arme hoch, als er vor Ellen stand.
    »Das ist das Ende!« rief er. »Wir kommen nicht weiter. Ohne Benzin ist alles aus! Ich schlage vor, wir drehen um und lassen uns den Fluß hinabtreiben. In zwei Tagen werden wir wieder im See sein und können dann Leuchtzeichen geben.«
    »Sie können umkehren, José!« sagte Ellen und schob den verblüfften Cascal zur Seite. »Wenn die Technik versagt, muß eben der Ur-Mensch wieder ran. Ich ziehe zu Fuß weiter.«
    »Zu Fuß?« schrie Cascal. »Das ist Wahnsinn!«
    »Überlassen Sie das mir, José.« Ellen blickte die Männer an, die vor ihr standen. »Wenn Sie alle umkehren wollen … bitte. Das Boot gehört Ihnen. Ich ziehe durch den Wald. Einer, das weiß ich, wird mich begleiten, Moco.«
    »In alle vier Winde!« sagte der Indianer mit fester Stimme.
    »Ich erlaube es nicht!« schrie Cascal.
    »Hier im Urwald gibt es keine Regierungsgewalt mehr. Wollen Sie mir befehlen? Wollen Sie mich mit Gewalt zurückhalten?«
    »Wenn nötig – ja!« Cascal zauberte plötzlich eine Pistole aus seiner Tropenjacke. »Dr. Donhoven, seien Sie vernünftig. Zu Fuß durch den Wald! Durch verfaulte Jahrhunderte … mit Schlangen und wilden Tieren, Indios, die nur das Töten kennen, Milliarden giftiger Mücken – ich lasse das nicht zu.«
    »Moco«, sagte Ellen und drehte den Kopf zu ihm. »Er will uns zwingen.«
    »Denken Sie an die Pirhanas, Señor!« sagte Moco dunkel. Es war eine Drohung, die jeder verstand. Cascal ließ die Pistole sinken.
    »Wir müssen in aller Leidenschaftslosigkeit darüber sprechen und nachdenken«, meinte er. »Mut ist etwas Herrliches, aber allzuschnell ist die Grenze zum Blödsinn überschritten. Überlegen Sie eins: Wie wollen Sie im Urwald die Richtung einhalten? Mit dem Kompaß? Señorita – das hier ist keine Wanderung durch die Heide.«
    »Moco wird uns führen.«
    Cascal warf dem Indianer einen Blick zu, als wolle er ihn in die Hölle wünschen.
    »Und das ist Ihnen sicher genug?«
    »Ganz sicher. Ein Mann, der zu seinem Mädchen will, findet immer den Weg – auch durch den Urwald.«
    »Die Frau«, Dr. Forster lächelte Ellen an. »Sehen Sie, jetzt hat die Frau aus Ihnen gesprochen. Cascal« – Er legte dem Brasilianer die Hand auf die Schulter. »Noch eine Veränderung der Lage: Ich ziehe auch mit! Ich bleibe bei Ellen, und wenn unser Weg durch drachenverseuchte Sümpfe führt.«
    Cascal fuhr herum. Er suchte nach Worten und sagte schließlich nur mit Mühe: »Sind … sind noch mehr Idioten an Bord?«
    »Alles Idioten, Señor.« Fernando Paz rieb sich die dicke Nase. »Wir lassen unsere Doktorin nicht allein! Soll ich mich später in jedem Spiegel anspucken?«
    »Gut! Gut!« Cascal sank erschöpft auf eine Kiste. »Lauter Ehrenmänner! Lauter Selbstmörder! Señores … von uns kommt keiner mehr zurück, das sage ich Ihnen!«
    »Doch. Sie!« Ellen machte eine alles umfassende Handbewegung. »Nehmen Sie das Boot und lassen Sie sich abtreiben.

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