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Ahoi, liebes Hausgespenst!

Ahoi, liebes Hausgespenst!

Titel: Ahoi, liebes Hausgespenst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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den Streichen des Kobolds zu erzählen. Es war ein Glück für sie, daß die Stewards zwar das eine oder andere Wort verstanden, aber es nicht ernst nahmen.
    Plötzlich rief Monika: „Psst! Still! Nichts mehr von Amadeus!“
    Der Kleinbus und die Taxis waren nacheinander vor der Anlegestelle vorgefahren, hielten an, und die verschwitzten und verstaubten Passagiere stiegen aus. Sie flüchteten sich in den Schatten und wurden gleich von den Stewards mit Getränken versorgt.
    Aus einem Jeep stiegen zwei der großen Polizisten in khakifarbenen Uniformen.
    „Was wollen die denn hier?“ fragte Norbert.
    „Die Limonade bewachen“, sagte Monika.
    Die anderen lachten.
    Es war den nachkommenden Passagieren anzumerken, daß ihnen die Anwesenheit der riesigen Polizisten nicht angenehm war; mit eingezogenen Köpfen drückten sie sich an ihnen vorbei.
    Außerhalb der Anlegestelle, in respektvoller Entfernung von den Polizisten, drängte sich jetzt eine Schar Kinder. Alle waren barfuß, zerlumpt, hatten dicke Bäuche und sahen erbarmenswert aus.
    „Guckt doch mal, die Ärmsten!“ sagte Monika. „Wollen wir denen nicht ein paar Gourdes geben?“
    Die anderen sahen sich unbehaglich an.
    „Ach, weißt du!“ sagte Norbert. „An sich von Herzen gern. Aber momentan bin ich ziemlich knapp bei Kasse.“
    „Aber wir hatten doch sonst gar keine Ausgaben auf Haiti!“ stellte Monika fest.
    „Trotzdem!“ sagte Ingrid. „Ich hab nicht soviel Geld, daß ich es rauswerfen könnte. Außerdem ist diesen Kindern mit ein paar Gourdes auch nicht geholfen. Die brauchten ein Bad, anständige Kleidung, regelmäßiges Essen...“
    „Aber das alles können wir ihnen nicht geben, ein paar Gourdes aber doch!“ Monika zog die buntbedruckten Scheine, die sie zusammengefaltet in der Hintertasche ihrer Jeans aufbewahrt hatte, und blätterte sie durch. „Ich mach’s“, erklärte sie entschlossen.
    Sie schlängelte sich an den immer noch eintreffenden Passagieren vorbei und trat zwischen den Polizisten auf die staubige Uferstraße, wobei sie ihr Bündelchen Geldscheine hoch erhoben in der rechten Hand hielt.
    Das wirkte sofort. Die ganze Kinderschar stürzte sich auf sie und — wurde von den beiden Polizisten erbarmungslos zurückgeknüppelt.
    Monika stand starr vor Schrecken. Sie war nicht weltfremd und wußte, daß auch europäische Polizisten schon mal zum Gummiknüppel griffen, wenn sie es mit randalierenden Jugendlichen, mit gewalttätigen Demonstranten oder Verbrechern zu tun hatten. Aber dies hier waren Kinder, kleine Kinder, gewiß keines älter als zehn, und dennoch ließen diese starken, erwachsenen Männer ihre Knüppel brutal auf sie niedersausen.
    Die Kinder versuchten ihre Köpfe mit den Händen zu schützen. Sie sprangen zurück und brachten sich in Sicherheit, um dann doch gleich wieder zu versuchen, sich Monika und den heißbegehrten Gourdes zu nähern.
    „Da hast du ja was Schönes angerichtet!“ sagte einer der Passagiere zu ihr, packte sie beim Arm und zog sie zu den anderen zurück. „Weg da, aber schleunigst. Weißt du denn nicht, daß auf Haiti Betteln streng verboten ist?!“
    „Ich wollte doch nur...“
    „In einem fremden Land muß man sich an die dort herrschenden Bräuche halten.“
    Wenn das Amadeus erlebt hätte! dachte Monika.
    Im gleichen Augenblick war er auch schon da — nicht sichtbar, versteht sich, aber mit geballter Kraft.
    Die staunenden Passagiere und Stewards sahen, wie den Polizisten die Knüppel aus den Händen gerissen wurden. Die braunen Männer sprangen, drehten sich um sich selber und versuchten sie wieder in den Griff zu bekommen.
    Aber das erwies sich als unmöglich. Wie sie sich auch wendeten und drehten, die Knüppel tanzten immer hinter ihnen und sausten kräftig auf ihre Rücken nieder.
    Nur wenige Minuten dauerte der seltsame Tanz. Die Polizisten schrien und fluchten und gerieten ganz außer sich. Bald waren ihre schönen gepflegten Hemden schweißdurchtränkt, und als ihnen dann auch noch die Schildmützen von den Köpfen gerissen wurden, gaben sie es auf. Sie rannten zu ihrem Jeep, immer noch von den prügelnden Knüppeln verfolgt, und brausten in Richtung Cap Haitien davon.
    Der unsichtbare Amadeus warf ihnen Knüppel und Mützen nach.
    Erst jetzt fanden die Zuschauer ihre Sprache wieder.
    „Hat man so was schon erlebt!“ rief der sonst so unerschütterliche Viktor.
    „Nicht zu fassen!“ — „Unglaublich!“ — „Unmöglich!“ riefen die Passagiere durcheinander.
    Eine

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