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Alle lieben Emma

Titel: Alle lieben Emma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maja von Vogel
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fing Papa an, aber dann wusste er offenbar schon wieder nicht weiter und seufzte.
    Tim, der bisher keinen Ton gesagt und nur auf seinen leeren Teller gestarrt hatte, hob den Kopf und fragte: »Ziehst du aus, Papa?«
    Unser Vater zuckte zusammen. »Ausziehen? Ich? Wie kommst du denn auf so einen Quatsch? Nein, nein, natürlich nicht. Ich werde nur vorübergehend bei einer Bekannten in Dederstadt wohnen. Bloß für ein paar Tage. Höchstens eine Woche. Bis eure Mutter sich wieder beruhigt hat. Wir hatten heute eine kleine Meinungsverschiedenheit, wie ihr ja vielleicht mitbekommen habt...«
    Er seufzte wieder. Ich verstand immer noch nicht so ganz, was das alles sollte. Aber mich fröstelte plötzlich, obwohl es kein bisschen kalt in der Küche war. Ich spürte, wie sich in meinem Bauch ein fieser, eiskalter Eisklumpen bildete.
    Vielleicht hatte mein Bauch schon kapiert, was los war, bevor es auch mein Kopf begriffen hatte. Das ist oft so bei mir. Auf meinen Bauch ist immer Verlass, während mein Kopf manchmal eine ziemlich lange Leitung hat. Vielleicht war meinem Bauch schon aufgefallen, dass der Koffer eigentlich viel zu groß und zu schwer war. So einen Koffer nimmt man nicht mit, wenn man nur ein paar Tage wegbleiben will. Dieser Koffer sah eher nach einer Weltreise aus. Aber davon wollte mein Kopf natürlich nichts wissen. Er beschloss, den Koffer nicht weiter zu beachten.
    »Kannst du dich nicht einfach wieder mit Mama vertragen?«, fragte ich. »Ich meine, jetzt gleich, nicht erst in ein paar Tagen.«
    Papa schüttelte langsam den Kopf. »Ich glaube nicht, dass das geht. Das ist alles nicht so einfach, weißt du. Aber mach dir keine Sorgen, das kommt schon wieder in Ordnung. In ein paar Tagen bin ich wieder da, versprochen!«
    Komischerweise schmolz der Eisklumpen in meinem Magen davon kein bisschen. Im Gegenteil, er wurde sogar etwas größer.
    Außerdem gab es da noch eine Sache, die ich nicht so richtig kapierte. »Was für eine Bekannte denn überhaupt?«, fragte ich. »Wohnst du etwa bei Gesa?«
    Gesa ist Mamas beste Freundin. Sie wohnt in Dederstadt, direkt neben unserer Schule. Aber eigentlich mag Papa sie nicht besonders. Deshalb konnte ich mir auch nicht vorstellen, dass er jetzt bei ihr wohnen wollte, selbst wenn es nur für ein paar Tage war.
    »Äh – nein, nicht bei Gesa«, druckste Papa herum. »Es ist jemand anders, du kennst sie nicht ... Sie heißt Carola. Wir haben uns vor ein paar Monaten bei einer Ausstellungseröffnung in der Kunsthalle kennen gelernt. Sie will Kunst studieren und ich helfe ihr ein bisschen mit ihrer Mappe. Ja, und netterweise nimmt sie mich für ein paar Tage bei sich auf.«
    Klaus schnaubte verächtlich, sagte aber nichts. Seine Augen waren hinter seinen fettigen Haaren versteckt und er machte ein Gesicht, als würde ihn das alles überhaupt nicht interessieren. Tim schaute wieder auf seinen Teller und schwieg ebenfalls. Ich starrte Papa an und versuchte zu verstehen, was er gerade gesagt hatte.
    Papa nahm den Koffer. »Tja, ich geh dann mal. Dederstadt ist ja nicht aus der Welt, wir können uns jederzeit sehen. Und außerdem bin ich in ein paar Tagen sowieso wieder da. Also, kein Grund zum Traurigsein. Okay?«
    Er sah uns der Reihe nach an, aber niemand nickte. Wir saßen wie Wachsfiguren auf unseren Stühlen und es entstand eine fiese Stille. Nach einer Weile zuckte Papa etwas ratlos mit den Schultern, hob die Hand zum Abschied und ging mit seinem großen Koffer aus der Küche.
    Ich zuckte zusammen, als die Haustür zuschlug.
    »Jetzt zieht er also zu seiner Tussi«, sagte Klaus in das Schweigen hinein.
    Ich schüttelte den Kopf und war plötzlich wahnsinnig wütend auf Klaus. So wütend, dass ich ihn am liebsten von seinem Stuhl geschubst hätte. Aber Klaus ist so eine dicke Wurst, dass ich das wahrscheinlich gar nicht geschafft hätte. Warum musste der Idiot immer so hirnverbranntes Zeug von sich geben?
    »Du spinnst doch!«, rief ich. »Das ist nicht seine Tussi. Hast du nicht gehört, was Papa gesagt hat? Sie ist bloß seine Bekannte und er hilft ihr bei ihrer Mappe!«
    Klaus grinste höhnisch. »Dir kann man auch alles erzählen, was? Na ja, du bist eben noch zu klein für diese Sachen.«
    »Und du bist total bescheuert!«, schrie ich. »Du willst dich doch bloß wichtig machen.«
    Dann sprang ich auf und rannte aus der Küche. Ich lief auf den Hof, aber der war leer. Papa war schon weg. Dabei hatte ich ihn doch noch fragen wollen, was jetzt aus unserem Zeltausflug

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