Alle müssen sterben - Thriller (German Edition)
ziemlich einleuchtend, ist aber eine Theorie, die noch nicht belegt ist.“
„Ich finde schon, dass sie belegt ist“, antwortete Gruber halsstarrig und Braun blickte ihn finster an.
„Ich höre!“, sagte er und alle schwiegen, denn sie wussten, dass Braun es nicht sehr mochte, wenn man ihm widersprach.
„Dimitri di Romanow und Tim Kreuzer waren ja ein Paar. Also wäre es für di Romanow einfach gewesen, Tim auf das Boot zu locken. Sozusagen ein letztes Farewell.“
„Scheiße, Gruber! Es liegt doch auf der Hand, dass dieser Romanow ihn hingelockt haben kann. Ist aber absolut nichts Neues!“
„Was willst du, Braun?“, fauchte Gruber und war plötzlich ganz rot im Gesicht. „Sollen wir einen Verdächtigen aus dem Hut zaubern?“
„Reißen Sie sich bitte zusammen“, schaltete sich jetzt auch Elena Kafka wieder ein. „Dimitri di Romanow ist unsere Hauptspur. Was haben wir sonst noch?“
„Was ist mit deiner Drogenvermutung von vorhin, Braun?“ Bergers Kopf mit der schwarzen Wollmütze lugte seitlich an seinem Computer hervor. „Hat man die Leiche von Tim Kreuzer schon auf Drogen getestet?“
„Paul Adrian arbeitet noch daran. Gruber und ich haben morgen früh einen Termin in der Gerichtsmedizin.“ Braun schrieb „Drogen“ auf das Flipchart, das hinter den Schreibtischen stand.
„Was gibt es bei dir Neues?“, fragte er Chiara, die konzentriert vor ihrem Computer saß und verschiedene Websites auf dem Bildschirm geöffnet hatte und alles rings um sich zu vergessen schien.
„Ich bin noch dabei, genauere Informationen über die Modeschule ,Herzblut‘ zusammenzutragen.“ Sie blickte kurz auf, um dann sofort wieder weiterzuarbeiten. „Das Schloss gehört einer Stiftung namens Firestarter. Das Ganze wird über eine Rechtsanwaltskanzlei in Liechtenstein abgewickelt. Es gibt auch regelmäßige Zuwendungen an die Schule von einem anonymen Konto in Zypern. Für ein normales Abwicklungskonto ist alles viel zu verschachtelt und anonymisiert. Ich versuche, über die IP-Adresse des Rechners, von dem aus die Überweisungen durchgeführt wurden, Näheres herauszufinden. Das dauert aber noch ein wenig. Eigenartig ist, dass in dem offiziellen Anmeldeverzeichnis der Schule keine Namen aufscheinen. Es scheint so, als würde es in dieser Modeschule nicht einen Schüler geben.“ Sie lächelte entschuldigend.
„Doch, es gab einen Schüler – Tim Kreuzer!“, erwiderte Braun.
Elena Kafkas Handy klingelte und sie hob entschuldigend die Hände. „Ich habe gleich einen Termin. Das ist alles sehr interessant und effizient, Braun. Hoffen wir, dass Ihre Arbeit auch bald den gewünschten Erfolg bringt.“
„Sie sehen, ich habe ein voll motiviertes Team. Jeder ist ein Profi auf seinem Gebiet.“ Braun blickte in Elena Kafkas Gesicht, das ausdruckslos und maskenhaft starr blieb. „Aber das Wichtigste ist, alle sind wie ich Idealisten und glauben an ihre Mission!“
„Was ist denn Ihre Mission?“, fragte Elena Kafka und lächelte zum ersten Mal, seit sie in der schwarzen Halle war.
„Meine Mission ist es, der Gerechtigkeit zum Sieg zu verhelfen und einen Mord zu sühnen, indem der Täter bestraft wird.“
„Sie sind manchmal ein echter Idealist, Braun. Das gefällt mir an Ihnen!“ Anerkennend nickte Elena Kafka, beugte sich dann näher zu Braun: „Aber passen Sie auf, dass Sie Ihren Idealismus nicht irgendwann teuer bezahlen müssen.“ Sie drückte einen weiteren Nikotinkaugummi aus der Blisterverpackung. „Und dass Sie dieser Idealismus nicht eines Tages tötet und Sie wie ein Zombie durch Ihr weiteres Leben laufen.“
„Wie meinen Sie das?“, fragte Braun verwirrt.
„Egal, Braun! War nur so Gerede, vergessen Sie es“, wiegelte Elena Kafka ab und Braun hatte plötzlich das Gefühl, dass ihr Idealismus irgendwann in den USA auf der Strecke geblieben war. Vielleicht würde sich irgendwann einmal die Gelegenheit ergeben, sie danach zu fragen. Elena Kafka schnappte ihre Tasche und ging schnell an den Schreibtischen vorbei hinaus ins Foyer, wo sie stehen blieb und ein Bild betrachtete.
„Beeindruckend!“ Elena Kafka deutete auf die riesigen Bühnenbilder, die von den Inszenierungen übrig geblieben und im Foyer an die Wände gelehnt waren. „Das sind ja wirklich wunderbare Bilder. So surreal!“
„Finden Sie? Ich kenne mich bei Bildern nicht so aus und kann auch nichts damit anfangen“, bemerkte Braun, der sie hinausbegleitet und die Bilder bisher überhaupt noch nicht registriert hatte.
Weitere Kostenlose Bücher