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Als unser Kunde tot umfiel  - 25 knifflige Fuehrungsprobleme und ihre nachhaltigen Loesungen

Als unser Kunde tot umfiel - 25 knifflige Fuehrungsprobleme und ihre nachhaltigen Loesungen

Titel: Als unser Kunde tot umfiel - 25 knifflige Fuehrungsprobleme und ihre nachhaltigen Loesungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timo Hinrichsen Boris Palluch
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auch als dein Freund.“ Sie blickte mich an und nickte kurz, was ich als Zeichen sah, weiterzumachen. „Was genau stört dich am Unhygienischen, hast du Angst, dass deine Mitarbeiter krank werden?“ Sie lachte. „Nein, ich denke, es ist mehr, dass ich mich davor ekle. Das kann ich aber unmöglich meinen Mitarbeitern sagen, die halten mich doch für total bekloppt“, ergänzte sie. „Hat das Barfußlaufen irgendeinen Einfluss auf ihre Leistungen?“, wollte ich wissen. „Nein, überhaupt nicht, sobald Kunden hereinkommen, haben sie auch immer Schuhe an“, sagte Helga. „Ok, auf einer Skala von eins bis zehn, wobei zehn für unerträglich und eins für kein Problem steht, wo würdest du das Barfußlaufen deiner Mitarbeiter ansetzen?“ „Bei acht, denke ich.“ Ich fasste das für uns beide noch einmal zusammen. „Du empfindest Ekel, wenn deine Mitarbeiter barfuß durch das Büro laufen. Die Arbeit beeinträchtigt es nicht, aber du möchtest das auch nicht weiter ertragen ist das so richtig?“ „Ja, das trifft es wohl.“ Ich bat Helga, uns einmal in die Rolle ihrer Mitarbeiter zu versetzen. „Was, glaubst du, sagen deine Mitarbeiter heute Abend zu Hause beim Essen über dich?“ „Ach, bestimmt so etwas wie: Die alte Zicke hat mich heute abgekanzelt, weil ich keine Schuhe anhatte, oder so.“ „Was sollen sie denn über dich sagen?“, wollte ich wissen. Helga erklärte mir, dass sie am liebsten eine verlässliche Chefin für ihre Mitarbeiter wäre und am liebsten wie ein Kumpel gesehen werden möchte. „Was bedeutet das jetzt für die Problematik mit den Schuhen?“, wollte ich wissen. Helga schaute mich an und überlegte. „Hm, meine Mitarbeiter müssen wissen, was ich will und was ich nicht will. Wenn ich nicht will, dass sie barfuß durch den Laden laufen, dann muss ich ihnen das einfach nur sagen.“ Ich empfahl Helga, dass sie genau das lieber früher als später machen sollte „Denn platzende Bomben hören nicht nach dem Knall auf, sondern sind erst der Anfang einer Reihe von kleinen Explosionen.“ Ich verließ Helga mit einer gewissen Erleichterung. Wir verabredeten uns noch für ein Telefonat in der kommenden Woche, um zu besprechen, wie ihr Gespräch mit den Mitarbeitern verlaufen war.

17. „Dieses Ekelpaket ist mein bester Mann!“ Feuern oder leiden?
    Wie Sie professionell damit umgehen, wenn Sie einen Mitarbeiter nicht leiden können
    Auch als Chef kann man nicht jeden mögen – muss man auch nicht. Aber manchmal sticht einer besonders hervor und treibt uns zur Weißglut. Dann professionell und fair zu bleiben ist nicht einfach – wir zeigen, wie es geht.
    „Sie führen noch diesen Sommer das neue Provisionssystem ein.“ Ich habe die Anweisung von unserer Bereichsleiterin im Ohr, als wäre es gestern gewesen. Für jemanden, der Veränderungen generell eher Positives abgewinnen kann, war das ein tolles Pilotprojekt und wir waren von Anfang an dabei. Noch am selben Tag betrat ein Kollege aus der Zentrale, gefolgt von einem Berater, unser Büro. Es ging um die Vorstellung des neuen Provisionssystems Kauf-Kraft. Nach einem Tag und gefühlten 150 Powerpoint-Folien waren wir fit für das neue System. Es machte alles einen sehr durchdachten Eindruck und wir wurden gut ausgestattet, um unserem Vertriebsteam das Ganze entsprechend zu verkaufen. Meine Mitarbeiter und ich waren für den Vertrieb in Osteuropa mit einem beträchtlichen Umsatzvolumen verantwortlich. Die damit einhergehende Verantwortung für den Unternehmenserfolg bekamen wir in regelmäßigen Abständen aus der Zentrale mitgeteilt, mit anderen Worten: Der Ergebnisdruck war enorm.
    Am nächsten Tag lud ich alle Vertriebsmitarbeiter zu Vorstellung des neuen Systems ein. Diese Präsentation muss sitzen, dachte ich bei mir, fühlte mich aber mit den Instruktionen des Beraters gut vorbereitet. „Also, verehrte Kollegen, ich präsentiere Ihnen heute unser neues Provisionsmodell Kauf-Kraft“, legte ich los. Bereits auf der Hälfte der Strecke merkte ich jedoch, dass die Gesichter meiner Mitarbeiter immer ernster wurden. Man konnte die Fragezeichen fast über ihren Köpfen fast schweben sehen. „Gibt es noch irgendwelche Fragen?“, fragte ich, was von meinen Mitarbeitern wie der Startschuss beim 100-Meter-Lauf aufgenommen wurde. Die Fragen prasselten nur so auf mich ein. Was ist mit den Provisionssätzen? Heißt das, wir verdienen weniger? Wo ist der Haken bei der Geschichte? Wie funktioniert die Berechnung? Ich versuchte alle

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