Als wir eingeschneit waren
Küche gingen.
Sie nickte uns freundlich zu.
»Ihr habt doch Handschuhe an?«
fragte sie besorgt, als wir losgingen.
»Ja«, antworteten wir.
Und Fräulein paßte auf, daß wir
alle die Mützen bis über die Ohren herunterzogen.
Wir gingen auf die Landstraße
hinaus. Ich muß sagen, so viel Schnee hatte ich noch niemals gesehen. Wir standen
auf der Landstraße und kamen nun keinen Schritt mehr voran, so hoch waren die
Schneewehen. An manchen Stellen konnte man nicht mehr erkennen, wo eigentlich
die Straße war und wo das Feld begann. Der Graben dazwischen war ganz
vollgeschneit.
Pelle, der nie stillstehen
kann, lief einfach in den Schnee hinein. Als er nur ein kleines Stück gelaufen
war, sackte er gleich in einen Graben. Bis zu den Armen sank er ein. Wir
lachten ihn aus. Pelle zappelte
im Schnee herum. Aber der Schnee war so tief und so weich, daß er allein nicht
wieder herauskommen konnte. Da wurde Pelle bange und fing an zu weinen. Erik,
Leena und ich stapften zu ihm hin und versuchten, ihm zu helfen. Wir stellten
uns vorsichtig an den Grabenrand und griffen nach seinen Händen. Endlich konnten
wir sie fassen und zogen Pelle heraus. Da war er weiß wie ein Schneemann.
Es stürmte tüchtig. Wir fingen
an zu frieren. Fräulein machte das Stubenfenster auf und rief uns zu:
»Kommt denn der Schulbus immer
noch nicht?«
»Nein«, riefen wir zurück, »wir
können ihn nicht sehen.«
»Wenn er jetzt nicht bald
kommt, müßt ihr wieder hereinkommen!« rief das Fräulein. »Ihr könnt doch nicht
auf der Landstraße stehen bleiben.«
Unsere Schule liegt am Rande
des Dorfes. Das Dorf liegt in einer weiten Ebene. Und über diese Ebene kam der
Schneesturm herangebraust. Vielleicht war ich nun doch schon ein bißchen bange.
Noch niemals hatte ich eine solche Menge Schnee gesehen. Aber natürlich war es
auch spannend. Als wir gerade wieder ins Schulhaus hinein wollten, hörten wir Motorengebrumm.
»Jetzt kommt das Auto!« rief
Leena und hopste herum. »Meine Füße sind schon kalt wie Eis.«
Es war aber nicht der Schulbus,
sondern der Schneepflug. Da liefen wir schnell auf den Schulhof zurück.
Der Schneepflug hatte vorn zu
beiden Seiten große Pflugscharen. Außerdem war hinten an einer Seite auch noch
eine ganz riesige Pflugschar. Er fuhr ziemlich schnell, um nicht in den
Schneewehen stecken zu bleiben. Ein Glück nur, daß wir von der Straße weg auf
den Schulhof gegangen waren. Denn als der Schneepflug vorbeifuhr, wurde der
lose Schnee meterhoch in die Luft geschleudert. Wenn wir noch an der Straße
gestanden hätten, wären wir sicher unter dem Schnee verschwunden.
Nachdem der Pflug die Straße
freigemacht hatte, kam endlich der Schulbus heran. Andersson begrüßte uns
vergnügt. Wir stiegen ein.
»Hoffentlich schaffen wir es
bis nach Hause, ehe die Straße wieder ganz zugeweht ist«, meinte Andersson und
wendete den Bus vor der Schule. Ich glaubte, er machte nur Spaß, denn ich
konnte mir unmöglich vorstellen, daß es noch mehr Schnee geben sollte.
Andersson fuhr sehr schnell.
Auf dem Heimweg sang er nicht mehr »Im Schwarzen Walfisch«. Er hielt das
Steuerrad mit beiden Händen fest. Das Auto schleuderte manchmal von einer
Straßenseite zur anderen. Wir waren froh, als wir zu Hause ankamen.
Rulle, unser Hund, stand auf
dem Hofplatz und bellte. Vielleicht war er böse auf den Schnee. Vielleicht war
er auch bange. Wir fanden uns kaum noch zurecht. Vor der Pforte lag ein so
großer Schneehaufen, daß wir über den Zaun klettern mußten. Leena half Ritva
und mir dabei. Unser Haus war ganz und gar mit Schnee bedeckt. Auf dem Dach lag
schon eine unheimlich dicke Schicht. Sogar an den Hauswänden war der Schnee
festgeweht. Zum Glück waren die Schneewehen auf dem Hof nicht so hoch wie unten
im Dorf. Unser Hof liegt ja im Wald, und da ist der Wind nicht ganz so stark.
Papa war noch nicht zu Hause,
als wir kamen. Mama war sehr unruhig deswegen. Wir saßen in der Stube und
warteten. Der Sturm heulte um das Haus, und der Schnee knisterte an den
Fensterscheiben. Nach einer Weile hörten wir, wie etwas im Wald
herunterkrachte. Als wir hinausgingen, sahen wir eine hohe Tanne nur ein paar
Meter neben der Scheune liegen.
Mama wurde immer unruhiger.
Bald würde es dunkel sein, und Papa war immer noch nicht da. Leena und Ritva
fingen an, Schularbeiten zu machen. Ich wollte lieber ein bißchen nach draußen
gehen.
Ich ging den Weg am Stall
entlang und dachte, ich könnte Papa entgegengehen. Aber der Schnee lag so
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